Sternenfaust - 108 - Die Gabe der Telepathen
Tanz aufführte. Der Kunststoffschlauch wurde von links nach rechts gerissen, schnellte in die Höhe und senkte sich wieder, als würden mehrere unsichtbare Kräfte auf ihn wirken.
»Was ist da los?«, murmelte Savanna verblüfft. Fasziniert sah sie zu, wie der Schlauch unter ihr zuckte. Seine Bewegungen wurden immer heftiger. Sie schienen das gesamte Shuttle zum Erzittern zu bringen.
»Sa … zi … och!«, krächzte Harry zwischen dem Rauschen.
Savanna versuchte das Shuttle nach oben zu bringen. Auf ihrem Schirm leuchtete die Nachricht: »Sechzig Prozent der Aufnahme abgeschlossen«. Die Pilotin achtete nicht weiter darauf und erhöhte die Energiezufuhr. Das Shuttle stand wie ein gigantisches Insekt über dem Mond, zitterte und vibrierte und bewegte sich nicht von der Stelle!
»Das gibt es doch nicht«, murmelte Savanna verblüfft. Sie erhöhte auf volle Leistung und gab alles. Das Shuttle brach nach oben aus, sank wieder ein Stück hinab und schlenkerte so heftig, dass die Pilotin Mühe hatte, die Kontrolle zu behalten. Der Steuerknüppel zuckte in ihrer Hand. Einen Moment sah sich Savanna samt dem Shuttle auf den Mond hinunterstürzen! Dann hob sich das schwarze Transportshuttle ruckartig. Es entfernte sich unkontrolliert.
»Aufnahme abgeschlossen«, stand in roter Schrift auf dem Schirm.
Savanna nutzte die Gelegenheit um so viel Raum wie möglich zwischen sich und die blaue Oberfläche des Mondes zu bekommen. Unter ihr strahlte der Sand plötzlich auf. Sie glaubte Farben daraus hervorbrechen zu sehen. Blau, gelb und violett strahlten auf wie ein buntes Werbehologramm. Die Pilotin blinzelte ungläubig.
»Siehst du das, Harry?«
Keine Antwort. Der Funkkontakt war noch immer gestört. Savanna bewegte das Shuttle kontinuierlich von dem Mond fort. Ein weiterer Blick auf seine Oberfläche zeigte nicht ungewöhnliches mehr an. Die Spektralfarben waren verschwunden.
Ein sonderbares Phänomen. Savanna schauderte. Ob ich mir das nur eingebildet habe? Sie war froh, den Auftrag erfüllt zu haben. Die Sandprobe war geborgen. Jetzt mussten sie nur noch sicher nach Hause kommen.
Der Funkkontakt war plötzlich wieder hergestellt. Hatte die Unterbrechung mit dem sonderbaren Phänomen zu tun? Oder einfach nur mit der Nähe zum Mond?
»Savanna? Hörst du mich?«
»Klar und deutlich, Harry. Der Sand ist an Bord. Ich komme zurück. Pack schon mal den Whiskey aus.«
Zufrieden betrachtete Savanna die Anzeige. Sie hatte es geschafft. Der Sand war in Sicherheit. Was auch immer das für ein Licht gewesen war, es konnte ihr und dem Shuttle nichts mehr anhaben.
»Großartig. Wie wäre es mit Feuerwhiskey? Ein 18er Flammen-Jetler der Starr?«
»Lieber was irdisches. Mir ist nicht nach Experimenten.«
»Wie wäre es dann mit einem 25 Jahre alten Japaner?«
»Wir haben einen Japaner zum Vernaschen an Bord?« Die Erleichterung machte Savanna albern. Sie merkte, wie die Anspannung der letzten Stunde von ihr wich.
Harry ignorierte ihre Anzüglichkeit. »Jepp. Leicht torfig und mit Kirschgeschmack.«
»Klingt widerwärtig gut. Ich nehme ein Glas. Und dann lass uns von hier verschwinden.«
Savanna musste plötzlich an ihr Reiseziel denken: Ganymed. Dorthin sollten sie den Sand bringen. Ob Taglieri dann noch mit der STERNENFAUST III dort sein würde? Oder würde das Star Corps ihn und sein Schiff auf irgendeine Mission in unerforschte Weiten schicken? Vielleicht sogar wieder nach Transalpha?
Was denke ich nur immer wieder an diesen Idioten? Savanna schüttelte den Kopf. Ein kräftiger Whiskey würde ihr jetzt guttun …
*
»Sie sind hier. Sie sind hier und sie beobachten uns.« Mavi Darson konnte die Worte nicht länger für sich behalten. Sie hatte ihre Ängste eingekerkert, ganz tief in sich, doch sie krochen unbeirrt nach oben, kratzten und wühlten sich durch jede Ritze ihres Verstandes.
»Bitte?« Jet Kamur sah die junge Frau konsterniert an. Er saß mit einem Messgerät in der Hand keine zwei Meter von ihr entfernt.
»Sie.« Mavi zitterte. »Die Erbauer. Die Katzenmenschen …«
»Katzenmenschen?«, echote Kamur nun verärgert. Seine Hand berührte das Gauß-Gewehr, das er an einem Kunststoffband über der Schulter hängen hatte. »Haben Sie Drogen genommen, Darson?«
Huber blickte auf das aufgebaute Überwachungsgerät im Erdanaar, das Mavi Darsons Vitalwerte und Gehirnströme zeigte. »Ich kann keine gesteigerte Aktivität im Brocca-Zentrum registrieren. Es scheint sich nicht um eine Vision zu
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