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Sternenfaust - 108 - Die Gabe der Telepathen

Sternenfaust - 108 - Die Gabe der Telepathen

Titel: Sternenfaust - 108 - Die Gabe der Telepathen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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umgeben. War es eine Schrift? Oder etwas anderes?
    Der metallische Geschmack nahm zu. Er erinnerte Mavi an Blut. Sie spürte wie ihr Herzschlag sich beschleunigte und hörte einen Wissenschaftsassistenten hinter sich tuscheln. Ihre Vitalwerte veränderten sich. Sie konnte es fühlen. Feiner Schweiß lag auf ihrer Stirn. Die Finger zitterten leicht, als sie die Hände und Arme in Richtung der Säule ausstreckte.
    Gleich. Gleich berühre ich sie …
    Millimeter um Millimeter krochen ihre Finger der Säule entgegen. Eine sonderbare Spannung lag zwischen ihrer Haut und dem fremden Material. Mavi hatte das Gefühl, ihre Hände nicht mehr unter Kontrolle zu haben. Selbst wenn sie es versuchen würde, würden ihre Finger ihr nicht mehr gehorchen. Sie streckten sich der Säule unaufhaltsam entgegen.
    Mavi schloss die Augen und ging den letzten Schritt. Ihre Hände legten sich auf die Schriftzeichen. Ihr war, als würde ein elektrischer Impuls durch ihren Körper gejagt, der ihren Herzschlag ins Stocken brachte. Sie atmete keuchend ein und sank auf die Knie.
    »Mavi!«, hörte sie Huber rufen.
    Kamur antwortete zornig etwas. Mavi verstand es nicht. Sie wurde fortgerissen. So fühlte es sich an. Als ob etwas gewaltvoll an ihrem Körper und an ihrem Geist reißen würde. Der leere Raum wurde ebenso mitgezerrt wie alles andere in und an ihr. Mit einem Mal war sie nicht mehr Mavi Darson, die auf den Knien in einem alten Heiligtum der Erdanaar lag. Sie war jemand anderes, doch sie wusste nicht wer. Um sie herum stand ein hell schimmerndes Heiligtum, bemalt mit roten Zeichen.
    Es sind dieselben Zeichen, aber eine andere Farbe …
    Mavi öffnete die Augen. Sie drehte den Kopf. Da waren keine Wissenschaftler mehr. Sie – oder besser, er – was auch immer sie war – hockte allein auf dem Boden. Über ihr wölbte sich eine glitzernde Decke. Sie schimmerte, als wäre sie mit unzähligen Kristallen bestückt. In ihrer Hand hielt sie einen pyramidal aufgebauten Gegenstand aus einer glasähnlichen Substanz. Bunte Strahlen brachen daraus hervor.
    Ich bin in einer anderen Zeit , erkannte sie staunend. Ich sehe das Heiligtum zu einem anderen Zeitpunkt.
    Langsam stand sie auf und legte die gläserne Pyramide in eine Vertiefung in der Wand. Sie wusste auch genau, warum. Der Gegenstand gehörte dorthin. Er wurde dort gelagert. Mavi wandte sich ab und ging unter dem hohen Dach entlang, das freundlich auf sie herabschimmerte. Ihre Füße trugen sie wie von selbst. Sie trug andere Kleidung. Ihre langen Haare waren schwarz. Staunend nahm Mavi eine Strähne davon zwischen die Finger. Es fühlte sich gut an. Vertraut. Alle Gedanken an die Wissenschaftler von Far Horizon und das große Experiment waren fortgeblasen.
    Mavi lief zum Ausgang des hohen Gebäudes. Drei steinerne Stufen führten hinab auf eine Art Terrasse. Mit großen Augen trat sie darauf. Dschungel wucherte vor ihr. Grüne und blaue Pflanzen bedeckten den Boden und streckten sich der weißen Sonne entgegen. Mavi fühlte eine Ruhe, die sie selten gespürt hatte.
    Es ist wunderschön! So anders als alles, was ich kenne …
    »Mavi?« Die Stimme kam von irgendwoher. Sie gehörte jemandem, den sie kennen musste. Aber es war niemand hier.
    Ihr Brustkorb zuckte plötzlich. Ihr Herz hämmerte und der Schweiß brach aus ihren Poren.
    »Nicht!«, wimmerte sie. »Ich will hier bleiben …« War das das Paradies? War dieser Ort der Himmel? Sie wollte nicht zurückgerufen werden. Flüchtige Erinnerungen an die alte Welt stiegen in ihr auf. An Raumschiffe und Hochhäuser. An einen Mann mit rotblonden Haaren und einem freundlichen Lächeln, auf dessen Schultern zwei goldfarbene Ratten herumturnten.
    »Was …?«
    »Mavi! Hören Sie mich?«
    Mavi öffnete die Augen und sah in das besorgte Gesicht von Wolfgang Huber. Ein Schmerz raste durch ihre Brust. Es roch verbrannt. Sie versuchte zu sprechen.
    »Was …?«, keuchte sie erneut.
    »Ihr Herz«, erklärte Huber besorgt. »Wir dachten kurz …« Er stockte. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich fühle mich vollkommen, äh, ausgebrannt«, brachte Mavi hervor.
    »Ja!« Jet Kamurs Stimme klang triumphierend. »Großartig! Wir haben es! Das ist es! Das ist der Prozess, den wir haben wollten! Ich hätte nie gedacht …«
    »Jet!«, fuhr Huber seinen Kollegen an.
    Einer der Assistenten saß neben Mavi und gab ihr eine Spritze. Es war die braunhaarige Frau, die Mavi schon aus dem Labor auf dem Mars kannte.
    »Ihre Werte sind stabil. Das Schlimmste ist vorbei. Es

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