Sternenfaust - 110 - Die Fünfte Kolonne
Ansicht war wohl auch sein Informant, denn er hatte noch eine weitere Nachricht angehängt.
»Falls Sie die Produktionsanlage zu besichtigen wünschen, so fliegt der Frachter DRACHENFLUG Hakonaar mit einer Lieferung für die Erzminen an. Ihre Passage ist bereits gebucht, und Sie finden an Bord alles Nötige. Sie können an Bord gehen, sobald Sie Ihre Passage bezahlt haben.«
Dem folgten Standplatz der DRACHENFLUG und Zeitpunkt des Abflugs sowie die Adresse eines Handelsstützpunkts, an die Kenas jetzt fünf Tonnen Asmaton-Steinplatten zu liefern hatte. Eine Überprüfung des Stützpunktes in den Datenbanken ergab, dass er einer Grundstücksgesellschaft gehörte, die Teile davon an verschiedene Freie Händler und ähnliche Organisationen vermietete. Das Lager, an das er seinen Tribut zu liefern hatte, gehörte einer renommierten Handelsorganisation, die Asmaton an ein Unternehmen auf Ebeem verkaufte, das den Rohstoff zu luxuriösen Gebrauchsgegenständen für den Hochadel verarbeitete. Und in der Personalliste beider Firmen gab es keinen J’ebeem, der Kenas’ Informanten auch nur annähernd ähnelte. Der Mann war offensichtlich wirklich gut in seinem Metier.
Kenas sorgte mit seinen Sonderbefugnissen als Temuran-Agent dafür, dass die Asmaton-Platten an die gewünschte Adresse geliefert wurden und deklarierte sie als Bestechungsgeld für einen Informanten. Anschließend begab er sich zum vereinbarten Zeitpunkt zum Standplatz der DRACHENFLUG. Dessen Eigner war dem Temuran allerdings kein Unbekannter, wie er feststellte. Es handelte sich um einen Freien Händler namens Rosku Namak, dessen Herkunft trotz aller Nachforschungen des Geheimdienstes im Dunkeln blieb. Er war irgendwann mit einem Schiff, das er von den Sharaan gekauft hatte, aus dem Nichts im Reich von Ebeem aufgetaucht und betrieb einen sehr erfolgreichen Handel mit allem Möglichen. Inzwischen gehörte er zu den elf reichsten J’ebeem, da er überall aus Cisalpha und seit Neuestem auch aus Transalpha seine Waren bezog und Welten und ihre Bewohner kannte, von denen noch niemand außer ihm je etwas gehört hatte.
Da er ein Mann aus dem Volk war, hatte er niemals einen Adelstitel oder gar ein Lehen vom Triumvirat erhalten, doch das brauchte er auch nicht mehr, denn er hatte sich sein »Lehen« selbst geschaffen – in Form eines Gebiets von vier Sonnensystemen, die am Rand des j’ebeemischen Territoriums lagen, vom Reich aber nicht beansprucht wurden, sodass er sie rechtmäßig in Besitz genommen hatte. Die Residenz und das Handelsimperium, das er sich dort errichtet hatte, gewannen allerdings stetig an Bedeutung, und Rosku Namak war mittlerweile so reich, dass er sich hätte zur Ruhe setzen können. Aber er liebte seinen Beruf und flog immer noch – jetzt allerdings mit einem hochmodernen Schiff – herum, obwohl ihm eine über zweihundert Schiffe umfassende Handels- und Transportflotte gehörte, die innerhalb des j’ebeemischen Reiches mehr als nur ein Monopol innehatte.
Der Temuran hatte ihn sogar in Verdacht gehabt, mit dem Untergrund um Siron Talas zu tun zu haben, doch es gab nicht den geringsten Beweis dafür. Alle seine Geschäfte waren legal, auch wenn sie noch so undurchsichtig sein mochten. Doch als Paitar Kenas dem Mann gegenüberstand, nachdem er an Bord der DRACHENFLUG gegangen war, war er sich sicher, einen Drachen in der Haut eines harmlosen Kila-Vogels vor sich zu haben, den er besser nicht unterschätzen sollte.
»Ich begrüße Sie an Bord der DRACHENFLUG, Paitar Kenas«, sagte er schlicht, und etwas an seiner Stimme kam Kenas seltsam vertraut vor. »Ihre Passage wurde von Ihrem Assistenten bereits bezahlt. Er hat auch Ihr Gepäck in Ihre Kabine bringen lassen. Folgen Sie mir.«
Mit »Assistent« konnte Namak nur den Informanten meinen, und Kenas war gespannt, welches »Gepäck« der für ihn bereit gelegt haben mochte. Doch dieser Gedanke trat vorerst in den Hintergrund, als ihm auffiel, dass Namaks Besatzung ausschließlich aus Shisheni zu bestehen schien. Natürlich gab es im Temuran-Dossier über ihn den Vermerk, dass er sich nicht als J’ebeem fühlte und sein Volk allem Anschein nach sogar hasste, doch dass das so weit ging, dass er seine Besatzung ausschließlich aus Shisheni zusammenstellte, wunderte Kenas ein wenig. Andererseits waren, wie er sich erinnerte, die meisten seiner Angestellten und Bewohner seiner »Residenz« auch keine J’ebeem oder nur solche, die für sich im Reich keinen Platz sahen.
»Ihre Kabine«,
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