Sternenfaust - 110 - Die Fünfte Kolonne
waren dieselbe Person.
»Lassen wir doch das Versteckspiel, Namak«, packte er den Drachen am Schwanz. »Sie sind mein ›Assistent‹, derjenige, mit dem ich im Begegnungszentrum verhandelt habe, und es gibt keinen Mittelsmann.«
Namak starrte ihn einen Moment ausdruckslos an. »Gut, lassen wir das Versteckspiel«, stimmte er zu. »Sie sind ein Doppelagent, der für die Solaren Welten arbeitet, und das ist, abgesehen von meiner Bezahlung, ein verdammt guter Grund für mich, Ihnen zu helfen. Sie können mir also in diesem Punkt vollkommen vertrauen. Aber seien Sie gewarnt: Ich pflege mich in Fällen wie diesem immer abzusichern, falls einer meiner Klienten auf den Gedanken kommen sollte, mich zu hintergehen. Das ist zwar bis heute noch nie passiert, aber man weiß ja nie.«
»Sie wären dumm, wenn Sie das nicht täten«, stimmte Kenas ihm zu. »Demnach hassen Sie Ihr Volk also tatsächlich so sehr, wie der Temuran vermutet.«
Namak sah ihn kalt an. »Der Temuran«, sagte er eisig, »hat nicht die leiseste Ahnung von dem Ausmaß meines Hasses auf die J’ebeem, Kenas. Und wenn Sie weiterhin meine Hilfe wollen, so wagen Sie es nie wieder, die als ›mein Volk‹ zu bezeichnen.«
»Wie Sie wünschen«, stimmte Kenas ruhig zu. »Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Ich musste mich nur vergewissern, wie weit ich mich auf Sie verlassen kann.«
»Für dieses Projekt – voll und ganz. Und nun entschuldigen Sie mich. Ich habe ein Schiff zu führen.«
Er ging und ließ Paitar Kenas allein zurück. Trotz der Zusicherung seiner Unterstützung war dieser nicht so dumm, sich auf Namaks Wort zu verlassen, denn der war ein käuflicher Söldner, auch wenn er selbst das vielleicht anders sah. Und bei solchen Leuten war Vorsicht und noch einmal Vorsicht immer angebracht.
*
Die DRACHENFLUG erreichte Hakonaar zwölf Tage später. Zu Kenas’ Überraschung hatte Namak in einem verborgenen Hangar an Bord ein Kurierboot versteckt, das in Form und Kennung einem Temuran-Kurier entsprach.
»Ich werde Sie außerhalb der Raumhafenortung von Hakonaar ausschleusen«, teilte Namak ihm mit, »und danach einen Tag warten, ehe ich mit der DRACHENFLUG ebenfalls dort lande, damit man uns nicht miteinander in Verbindung bringt. Von da an sind Sie auf sich allein gestellt. Ich werde erst in neun Tagen wieder nach Hakonaar zurückkehren. Falls Sie den Planeten vorher verlassen wollen und aus irgendwelchen Gründen das Boot nicht mehr benutzen können, müssen Sie sich eine andere Transportmöglichkeit suchen. Und natürlich werde ich, sollten Sie auffliegen und ich befragt werden – was allerdings höchst unwahrscheinlich ist –, sehr überzeugend leugnen, Sie überhaupt zu kennen. Sie verstehen?«
»Natürlich«, stimmte Kenas ihm zu.
»Dann sind wir uns einig. Wenn Sie wieder mit mir zurückfliegen wollen und nicht mehr an das Boot herankommen, so mischen Sie sich unter die Frachtarbeiter, die mein Schiff beladen. Es darf Sie dann aber niemand außer mir und meiner Besatzung bemerken. Aber das dürfte einem erfahrenen Agenten wie Ihnen ja nicht schwer fallen.«
Da Kenas sich nicht sicher war, ob Namak das ironisch gemeint hatte, zog er es vor zu schweigen und bestieg mit einer flüchtigen Geste des Abschieds das Kurierboot, das gleich darauf ausgeschleust wurde.
*
Renshorr, der Wissenschaftler, der die Erforschung der Transmitter auf Varator leitete, war nicht begeistert gewesen, als der Befehl von Namban kam, dass er seine Forschungen ab sofort mit einem Team von J’ebeem zusammen durchführen sollte. Er misstraute den J’ebeem nicht nur, er empfand ihnen gegenüber auch eine profunde Abneigung. Durch sie hatte er im Krieg mit ihnen den größten Teil seiner Familie verloren. Diese hatte das Pech gehabt, vor fast vierzig Jahren auf einem Planeten zu leben, den die J’ebeem annektieren wollten und deshalb die Siedlungen der Starr darauf kurzerhand vernichtet hatten.
Doch die Zeiten hatten sich geändert, und ein Befehl war nun mal ein Befehl, den er zu befolgen hatte. Trotzdem fragte er sich, ob die Erste Sprecherin sich eigentlich darüber im Klaren war, dass sie damit den J’ebeem Zugang zu einer der wichtigsten Errungenschaften der Starr gewährte, und die diese nun nur allzu leicht okkupieren konnten. Doch der Wissenschaftliche Leiter, den die J’ebeem geschickt hatten, schien ebenso sehr Diplomat wie Wissenschaftler zu sein, denn er behandelte die Starr nicht nur mit Respekt, sondern machte auch keine
Weitere Kostenlose Bücher