Sternenfaust - 110 - Die Fünfte Kolonne
sagte Namak und öffnete einen Raum, der zwar wie die meisten Kabinen auf Raumschiffen zweckmäßig eingerichtet war, aber doch eine gewisse Bequemlichkeit aufwies. »In dem Datenspeicher auf dem Tisch finden Sie alles, was Sie für Ihre Passage wissen müssen und auch eine Beschreibung, wie Sie zur Kantine gelangen. Sie werden feststellen, dass wir hier an Bord das beste Essen haben, das es im ganzen Reich gibt. Mit Ausnahme von Drachenschnitzeln. Dieses Gericht zu servieren, würde mir meine Crew höchst übel nehmen.«
Was Kenas ihr nicht verdenken konnte, denn obwohl die Shisheni erheblich kleiner waren als Kampfdrachen und eine frappierende Ähnlichkeit mit riesigen Schlangen mit sechs Gliedmaßen hatten, so gab es doch eine gewisse äußere Übereinstimmungen zwischen ihnen und den Drachen. Er dankte Namak, der ihn daraufhin allein ließ und wandte sich dem Gepäck zu, das auf dem Bett lag. Sein »Assistent« hatte, wie er feststellte, ganze Arbeit geleistet. In der Reisetasche fand Kenas alles, was er sich für die erfolgreiche Durchführung seiner Mission nur wünschen konnte.
Neben den Utensilien für eine entsprechende Maske und Verkleidung gab es auch gefälschte Identitäts-Chips, die ihn als den neuen Mitarbeiter für das Projekt »J’ES-17/P1« in der Forschungsstation H98 auswiesen, der vom Temuran als Ablösung für einen Agenten namens Lakis Boriak geschickt wurde und die Aufgabe hatte, das Projekt protokollarisch zu betreuen. Einer Mitteilung seines Kontaktmannes im Datenspeicher zufolge würden diese Identität und der Ablösungsbefehl jeder Überprüfung und Rückfrage beim Temuran standhalten. Kaum hatte er diese Nachricht gelesen, löschte sie sich selbstständig. Kenas zollte dem Unbekannten stummen Respekt. Falls die Tarnung wirklich so perfekt war, wie dieser vorgab, so hatte Kenas damit die Möglichkeit, an wirklich alle Informationen über »Projekt J’eberde« heranzukommen.
Die interne Kennung dieses Projekts, die in der für den Temuran typischen Weise codiert war, bestätigte ihm, dass das Projekt im Jahr 5617 j’ebeemischer Zeitrechnung – vor vierzig Jahren – begonnen worden war und oberste Priorität besaß. Dafür sprach auch die Tatsache, dass alle Forschungsstationen mit einer H-Kennung geheimste Hochsicherheitsstationen waren, in die man nicht so ohne Weiteres hinein kam. Er war mehr als gespannt, was er dort finden würde. Aber um seinen Auftrag reibungslos ausführen zu können – sofern das überhaupt möglich war – musste er wissen, was Rosku Namak wusste und wie weit er ihm trauen konnte.
Als er ein paar Stunden später mit dem Schiffseigner beim Essen in der Kantine zusammentraf, nutzte er die Gelegenheit, die Sache zu klären.
»Wissen Sie eigentlich, warum ich hier bin, Namak?«
Der Schiffseigner grinste. »Sie meinen, warum Sie nach Hakonaar wollen? Natürlich weiß ich das. An Bord meines Schiffes gibt es nichts, das ich nicht weiß. Das gilt ganz besonders für die Ziele und Pläne meiner seltenen Passagiere, denn von eben denen hängt es ab, ob ich sie überhaupt an Bord nehme. Außerdem sind Sie, Kenas, auf meine Hilfe angewiesen, wenn Sie ohne Zwischenfälle hinterher wieder von Hakonaar weg wollen.«
Demnach wusste Namak tatsächlich Bescheid. »Ich frage mich, was Sie davon haben, dass Sie mir helfen«, sondierte Kenas vorsichtig das Terrain.
»Geld«, antwortete Namak unumwunden. »Was immer ich tue, hat seinen Preis, und je schwieriger die Dienstleistung, desto höher der Preis. Was mir keinen Profit bringt, ist mir in der Regel ziemlich egal. Ich nehme an, Sie sind mit meinen Verhältnissen«, er grinste und verbesserte sich, »mit meinen offiziellen Verhältnissen vertraut. Ich habe es nicht zu meinem Reichtum gebracht, indem ich jemals etwas ohne Bezahlung getan oder mich darum geschert hätte, was die Leute mit dem anfangen, das ich ihnen in welcher Form auch immer verschaffe. Sei es eine Passage nach Hakonaar oder was auch immer. Solange die Bezahlung stimmt, stelle ich keine Fragen.«
Und schlagartig wusste Kenas, was ihm an Namak so vertraut vorgekommen war. Zwar sah er nicht im Mindesten dem Mann ähnlich, zu dem ihm Siron Talas den Kontakt verschafft hatte, doch seine Art zu sprechen, sich zu bewegen und jetzt auch seine Ansichten waren nahezu identisch, obwohl sogar seine Stimme anders klang. Aber die konnte man ebenso verstellen, wie man sich hinter einer perfekten kosmetischen Maske verbergen konnte. Rosku Namak und der Informant
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