Sternenfaust - 110 - Die Fünfte Kolonne
J’ebeem schwierig machte und eine ständige Gefahr der Enttarnung mit sich brachte. Natürlich haben wir auch J’erde als Agenten rekrutiert, die für uns gearbeitet haben, doch bei denen war die Enttarnungsrate noch höher, denn sie dienten Ebeem schließlich nicht aus Überzeugung, sondern nur für materielle Vorteile, und eben die konnten die GalAb-Agenten früher oder später zurückverfolgen. Anderen wurde irgendwann das Risiko zu groß, weshalb sie wieder absprangen.«
Boriak machte eine Pause und bot Kenas einen Tee an, den dieser dankend annahm. »Unsere Wissenschaftler waren sich recht schnell darüber im Klaren, dass die beste Art von Agenten solche wären, die genetisch J’erde sind, aber keine nachweisbare Verbindung nach Ebeem haben. Sie verstehen? Diese Agenten mussten völlig in die Gesellschaft der J’erde integriert sein, aber dennoch zu hundert Prozent für uns arbeiten. Recht schnell kamen die Verantwortlichen zu dem Schluss, dass dazu eine entsprechende genetische Disposition nötig wäre.«
»Aber unsere genetischen Möglichkeiten sind meines Wissens doch gar nicht zu einer solchen, nun, komplexen Leistung in der Lage.«
Boriak machte eine zustimmende Geste. »Genau das war das Problem. Außerdem war es erst recht unmöglich, J’ebeem genetisch zu J’erde umzufunktionieren, egal wie früh wir mit der entsprechenden Veränderung begannen.«
Kenas trank einen Schluck Tee, um nicht durch irgendeine unangemessene Geste zu verraten, dass der Verdacht, den Boriaks Worte in ihm erweckten, ihn erschütterte. »Wie früh wurde denn mit den Versuchen der genetischen Veränderung begonnen?«, fragte er ruhig.
»Im Embryonenstadium«, erklärte Boriak unverblümt. »Man pflanzte den j’ebeemischen Embryonen menschliche DNA ein und hoffte, auf diese Weise Stück für Stück echte J’erde zu bekommen. Aber …«, er machte einen Geste der Enttäuschung, »… das schlug fehl, und die Embryos starben noch im Mutterleib. Manchmal erlitt auch die Mutter durch die fremde DNA Schaden und starb. Also packte man die Sache anders an.«
»Und wie«, fragte Kenas, dem bei dem Gedanken an die sich daraus ergebenden Konsequenzen übel wurde, »hat man das Problem der absoluten Loyalität gelöst und der, sagen wir mal, genetischen Eliteausstattung, die diese Wesen für ihre Einsätze benötigen? Unsere Möglichkeiten sind dahin gehend, wie bereits gesagt, doch eher beschränkt …«
Boriak grinste. »Stimmt. Aber die Genetics können es, und wir haben uns von denen ein paar ausgeborgt.«
Kenas trank erneut einen Schluck Tee. Langsam ergab die Sache einen Sinn und wurde das Gesamtbild des Projekts klarer. Er sah Boriak fragend an. »Was genau habe ich unter ›ausgeborgt‹ zu verstehen? Arbeiten die Genetics mit uns zusammen an diesem Projekt?«
»Einige von ihnen, allerdings nicht freiwillig. Obwohl die Drei Systeme der Genetics sich von ihrem Ursprung in den Solaren Welten quasi losgesagt haben, konnten unsere Agenten bei ihnen doch keinen Wissenschaftler finden, der uns bei diesem Projekt freiwillig behilflich gewesen wäre. Also haben unsere Agenten dafür gesorgt, dass eine ausgewählte Gruppe von ihnen auf dem Weg zu einem vermeintlichen Ziel abgefangen wurde. Anschließend haben sie die Sache so gedreht, dass es für die Genetics aussehen musste, als wäre ihr Transportschiff einem bedauerlichen Unfall zum Opfer gefallen, den niemand überlebt hat.«
»Ausgezeichnete Taktik«, lobte Kenas und notierte im Geiste, dass die Genetics offensichtlich nicht, wie die GalAb befürchtete, wissentlich mit dem Temuran zusammenarbeiteten. »Und da die so rekrutierten Genetics wohl kaum freiwillig mitgemacht haben«, vermutete er, »haben wir bei ihnen die üblichen ›Überzeugungstaktiken‹ angewendet.«
»So ist es«, bestätigte Boriak. »Die meisten von ihnen sind inzwischen längst tot, aber sie haben uns vor ihrem Ableben alles Wissen übermittelt, das sie selbst besaßen. Und mit diesem Wissen haben wir unsere J’eberde-Agenten designt.«
»Den Genetics ist es gelungen, j’ebeemsche Embryos zu J’erde umzuwandeln«, vermutete Kenas, doch Boriak verneinte.
»Das haben sie leider nicht geschafft. Aber wir haben Kontakte zu entsprechenden Leuten in den Solaren Welten geknüpft, die uns mit befruchteten Eizellen von J’erde-Frauen versorgen, die wir dann hier mit den entsprechenden genetischen Modifikationen versehen und durch Leihmütter austragen lassen.«
»Menschliche Leihmütter?«,
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