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Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter

Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter

Titel: Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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hier eine der Tornus-Predigten zu halten, wie die Predigten im Mat-Lor auch genannt wurden. Seitdem er an der Macht war, predigte er regelmäßig zu den Hauptgebetszeiten, solange seine anderen Verpflichtungen das zuließen. Soeben hielt er eine Morgenandacht ab und hatte bereits einige Stellen der Heiligen Schrift zum Besten gegeben, die nicht ganz so kämpferisch waren, wie andere. Im Auslegen der Schrift sowie im Auffinden der nötigen Stellen war er ein wahrer Meister. Eben predigte er über Verständnis und göttliches Miteinander. Er war ganz der hohe Prediger der Kridan. Der Friedensbringer.
    Und wer bin ich? , dachte Saha-Fera mutlos. Ich bin nur eine unwürdige Eierlegerin. Gott, wie lange hat keine weibliche Kridan mehr in diesem Tempel gepredigt?
    Als man vor Jahrhunderten die Frauen aus der Kriegerkaste gedrängt hatte, damit diese ihren Nachwuchs schützen und pflegen sollten, hatten auch die Priester sie aus ihrer Kaste zurückgedrängt, und es gab nur noch wenige alte Orden, wie den der Diaria, der an die einstige Rolle der weiblichen Kridan erinnerte. Die meisten Kridan-Frauen hatten ihr Schicksal dankbar angenommen, denn der Tod war der ständige Begleiter eines Kriegers und so war das Haus und der Hof das kleinere Übel. Man hatte sie aus dem öffentlichen Leben verdrängt und ihnen zugleich eine neue Option geboten: Die zu überleben und im Bett zu sterben.
    Dennoch wünsche ich mir manchmal die alten Zeiten zurück. Vielleicht hätte ich mich damals stärker gefühlt. Würdiger. Die Kridan schloss die dunkelgrünen Augen und sank auf den Boden unter einem tragbaren Heiligenbild des Sampan-Dor. Seit dem »Wunder vom schwarzen Tümpel« hatte ich keine Vision mehr. Was, wenn es doch nur die Entkräftung war? Mein verwirrter Geist? Ein Dämon kann es nicht sein, denn der Raisa – er sei gelobt! – hat mich berührt!
    Ein angenehmes Zittern überfiel sie, als sie daran dachte. Seran-Pakor war so anders, als sie es erwartet hatte. Zwar war er durch und durch ein Herrscher, dennoch war er so – verständnisvoll. Feinfühlig. Er hatte sie mit offenen Armen empfangen und seine Augen …
    Ich muss mich zusammenreißen! Wie soll ich eine göttlich Vision haben, wenn ich in Gedanken ständig den Raisa anhimmele? Kales-Sun würde mir jede Feder einzeln ausrupfen, wenn er das wüsste.
    Saha-Fera verbot sich jeden weiteren Gedanken an das heilige Oberhaupt der Kridan und konzentrierte sich ganz auf ihren Körper, das Blut, das durch sie pulsierte, und den leicht nussigen Geruch, den sie selbst ausströmte. Zwar schwitzten Kridan nicht, doch sie hatten ihren Eigengeruch. Sie sah ihren Geruch als eine Farbe in ovaler Form, versenkte sich ganz in dieses Bild und blieb dabei. Doch plötzlich veränderte sich der Ton der Farbe.
    Saha-Fera hatte für ihre Meditation ein helles Orange gewählt, das nun langsam dunkler wurde. Zuerst wurde es von roten Schlieren durchsetzt, die sich verfinsterten, dann brach überall um sie her Violett hervor. Saha-Fera blinzelte und erkannte, dass der gesamte Tempelnebenraum von violettem Licht überstrahlt wurde! Sie fühlte, dass sie nicht mehr allein im Raum war.
    Gott? Bist du das? Bist du Gott?
    Ich bin ein Bote des Einen, der zu Dir spricht, Saha-Fera , tönte eine mächtige Stimme in ihrem Kopf. Saha-Fera erkannte sie sofort wieder! Es war dieselbe Stimme, wie die im Tümpel. Aufgeregt warf sie sich ganz auf den Boden, um ihre Niedrigkeit vor dem Boten Gottes zu demonstrieren.
    Was kann ich für Euch tun, Herr? Sie fühlte eine ähnliche Verzückung wie damals – wie lange war es jetzt her? Tage? Wochen? Jahre? – am See. Wie kann ich Euch dienen?
    Steh auf! Geh hinaus und verkünde mein Wort!
    Saha-Fera stand langsam auf. Das violette Licht ließ nach, dennoch fühlte sich Saha-Fera davon eingehüllt. Der Bote Gottes war bei ihr, in ihr, seine Stimme war nur für sie bestimmt. Sie würde seine Worte hinaustragen. Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn gerade endete Satren-Nors Andacht.
    Saha-Fera stieß die Tür des Tempelnebenraumes auf und trat in den größten Prachttempel des Reiches. Alle Unsicherheit war von ihr gewichen. Mit entschlossenen Schritten betrat sie das Ferka-Brett, eine Art Podest, auf dem sie gut von allen Besuchern des Tempels zu sehen war. Sofort sah sie ihr Gesicht auch verkehrt herum auf den durchscheinenden Medienwänden, die im hinteren Teil der großen Säulenhalle angebracht worden waren. Sie ging an Satren-Nor vorbei, der ihr ehrerbietig Platz

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