Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter
Ermittlungen informiert, da sie unmittelbar das Attentat auf den Raisa betrafen.
»Darüber hinaus natürlich einige Gruppen innerhalb der Kridan, kriegshungrige Tanjaj, fanatische Priester – und vielleicht auch die sogenannten Fremden, die Erdanaar.«
»Die Fremden?«, fragte der Raisa nach.
Wanda hatte sich beruhigt und fuhr fort zu sprechen. »Ja, Euer Heiligkeit, die Fremden. Ein den Menschen nicht unähnliches Volk, das in Transalpha beheimatet ist, über das die Solaren Welten aber noch nicht viel wissen. Sie scheinen Einwände dagegen zu haben, dass wir … nun …«
»An den Dingen des Seins forschen?«, half Satren-Nor nach.
Wanda nickte. »Ja. Alle diese Gruppen könnten ein hohes Interesse daran haben über diesen zwar ungewöhnlichen, aber vielleicht sehr effektiven Weg für Zwietracht zu sorgen. Vielleicht möchte jemand auch die heikle Situation so kurz nach dem Attentat in den Solaren Welten nutzen. Die Aversionen zwischen unseren Spezies sind leider größer denn je.«
»Das sehen Sie ähnlich wie wir«, erklärte der Prediger. »Unser Geheimdienst sucht nach Spuren auf eine der von Ihnen genannten Parteien, Exzellenz, doch bis zum heutigen Tage fanden wir keine. Bisher sieht es tatsächlich so aus, als ob Gott selbst zu Saha-Fera sprechen würde.«
Wanda Ndogo verkniff sich einen Kommentar. Sie glaubte nicht direkt an einen Gott. Wohl aber an höhere Wesen, immerhin kannte sie die Geschichte, die sich seinerzeit auf der STERNENFAUST II kurz vor dem Zwischenfall zugetragen hatte. Was war, wenn eines dieser Wesen mitmischte? Was sollten sie gegen eine Entität ausrichten? In gewisser Weise war ein solches Geschöpf wie ein Engel Gottes. Es war übermächtig. Wanda beschloss, diesen Verdacht vorerst für sich zu behalten. Er barg zu viel politischen Sprengstoff. Wenn jetzt ein solches Wesen zu den Kridan kam, könnte dies auch schon früher geschehen sein. Ein von Gott auserwähltes Volk hörte sicher nicht gerne, dass es seine gesamte Religion vielleicht auf den Einflüsterungen eines anderen Wesens aufgebaut hatte, das keineswegs Gott war.
»Nun …« Wanda nahm noch einen Schluck Saft. »Ich würde dieses Orakel auch gerne predigen sehen. Ist das möglich?«
Satren-Nor und der Raisa bejahten. Sie könne noch heute mit in den Tempel kommen. Wanda fühlte sich erschöpft. Ihr Blick fiel auf Sun-Tarin. Er mied den Augenkontakt.
Wir müssen dringend miteinander reden. Sie griff erneut nach ihrem Glas, doch es war bereits leer. Mit einem leicht gequälten Lächeln hörte sie weiter zu, während der Raisa ihr seine Gedanken über die Vorgänge in seinem Reich darlegte.
*
Wanda trat nachdenklich in Begleitung von Telford und zwei Marines aus dem Tempel Mat-Lor. Viele Kridan beäugten sie misstrauisch, doch da sie sich im Gefolge des Raisa befand, wagte niemand sie anzugreifen. Dennoch glaubte Wanda hin und wieder gekrächzte Beleidigungen aus der Menge zu hören. Viele Kridan starrten sie feindlich an und blickten erst wieder weg, wenn die bewaffneten Marines oder die Tanjaj des Raisa sie streng ansahen.
»Das war sehr beeindruckend, nicht?«, meinte eine vertraute Stimme neben ihr.
Wanda sah sich um und blickte in das vertraute und doch fremd gewordene Gesicht von Sun-Tarin. »Ja. Dieses Orakel hat Charisma. Das Volk scheint sie zu lieben.«
Sun-Tarin senkte und hob den Schnabel. »Ja. Sag, hast du Zeit mit mir durch einen der Palastgärten zu gehen?«
Wanda war überrascht, dass er ihr entgegenkam. »Gerne.« Sie liefen zu dem luxuriösen Teranat-Gleiter, der Wanda zurück in den Palast bringen würde. »Wer ist eigentlich dieser einäugige Kridan, der neben dem Raisa stand?« Wanda war aufgefallen, dass er nichts von den Hetzreden Saha-Feras zu halten schien. Er hatte ihr immer wieder in einer menschlichen Geste freundlich zugenickt und ihr sogar mit dem einen Auge zugeblinzelt.
»Das ist Kassil-Nur, Chef des Bolpor. Er würde sich sicher freuen, wenn du ihm im Hauptquartier des Bolpor einen Besuch abstattest.«
»Gerne.« Wanda verwirrte es, dass Sun-Tarin sie mit dem vertraulichen Du ansprach, doch im Moment hörte niemand sie beide außer Colonel Telford. Kalpren Suresh war im Palast geblieben, da er wegen der Flugreise und den ungewohnten Zeiten auf Kridania einen gehörigen Jetlag hatte und sich unpässlich fühlte.
Wanda stieg in das Fluggefährt. Nur eine knappe halbe Stunde später stand sie neben Sun-Tarin an einem roten Teich voller Hamask-Blüten, der in einem der
Weitere Kostenlose Bücher