Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter
ernster, er zeigte die Größe des Ereignisses auf eine makabere Art und Weise an. Der Raisa krächzte leise, nur ein hilfloses Schnabelreiben. Er fühlte sich gespalten zwischen seiner Erziehung durch Satren-Nor, und dem, was ihm sein Gefühl sagte. In ihm wuchs immer mehr die Gewissheit, es tatsächlich mit einem Wunder zu tun zu haben.
Saha-Fera war keine Lügnerin. Sie war das Orakel der Kridan. Und vielleicht würde sie sein Volk in ein neues Zeitalter führen.
*
Matlanor, auf der »Straße des Sieges«
Wanda Ndogo saß in dem luxuriösen Teranat-Gefährt, das so groß war wie eine irdische Flitzer-Limousine. Das Gefährt schwebte auf einer Art Luftkissen über den Boden. Seine Scheiben waren dunkel getönt. Im Innenraum hätten bequem zehn Menschen Platz gehabt. Ein Teil der Innenfläche war für ihren Besuch extra an Menschen angepasst worden, sodass Kalpren Suresh und sie halbwegs bequem sitzen konnten. Der indischstämmige Suresh hatte genug Platz für seine Beine. Das Ratsmitglied für äußere Angelegenheiten sah ein wenig blass aus. Der lange Flug war ihm dieses Mal nicht bekommen.
Wanda sah hinaus auf die weite Hauptstraße Matlanors. Neben ihr bohrten sich die Wohntürme links und rechts der breiten Trasse in den Himmel. Sie wurden nur hin und wieder von noch höheren Gebäuden überragt, die sich dem roten Himmel entgegenwarfen: Tempeltürmen, eindrucksvoll nach oben gezogen, als ob sie mit Gott selbst im Himmel Zwiesprache halten wollten.
Wanda wusste, dass nicht alle Stadtteile Matlanors so aussahen. Neben den Wohn- und Kriegertürmen gab es auch niedrigere Gebäude, enge Gassen und schmale Höfe.
Sie winkte Colonel Ragnarök S. Telford zu, der draußen ihre und Sureshs Ehrengarde anführte, ließ dann jedoch die Hand sinken. Zwar konnte sie gut nach draußen sehen, doch alle, die draußen waren, konnten sie durch die getönten Scheiben nicht erkennen.
Wanda richtete ihre Aufmerksamkeit auf Satren-Nor und Milgor. Der Prediger hatte es sich nicht nehmen lassen, die beiden Botschafter der Solaren Welten persönlich abzuholen. Dabei war Wanda aufgefallen, wie zurückhaltend und mit wie wenig Pomp man sie am Raumhafen begrüßt hatte. Nicht, dass sie diesen zeremoniellen Teil gebraucht hätte, doch das Fehlen einiger Protokollpunkte gab ihr zu denken. Nach außen hin hatten die Kridan nicht verlauten lassen, dass die Beziehungen zu den Menschen sich derart abgekühlt hatte. Sie sah, dass große Teile der Straße abgesperrt worden waren, damit niemand den Zug aus drei Regierungsfahrzeugen und den zwanzig So-Tern, den motorradgroßen Ein-Mann-Fluggeräten ohne Räder, aufhalten konnte. Auch die Medien-Drohnen hatte man nicht zu ihr vordringen lassen. Einige schwebten in der Luft und schossen Bilder oder machten Aufnahmen, doch keine kam näher als fünf Meter an das Gefährt heran.
»Es ist erstaunlich, wie schnell Ihr Schutzsoldat Colonel Telford gelernt hat, eines unserer So-Terns zu steuern. Die Handhabung erfordert viel, nun – Fingerspitzengefühl, heißt das wohl bei den Menschen.«
Wanda nickte. Sie war froh, dass es Telford war, der sie mit zehn speziell ausgebildeten Marines begleitete. Da Telford beim Staatsakt des Raisa-Besuches vor wenigen Wochen den Einsatz geleitet hatte, und somit bereits über eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Kridan verfügte, hatte man ihn für diesen Auftrag ausgewählt.
»Ja, Colonel Telford hat ganz besondere Fähigkeiten.« Wanda sah Satren-Nor prüfend an. »Und nun erzählen Sie endlich, was so dringend ist, dass Kalpren Suresh und ich uns umgehend ins kridanische Reich begeben mussten, Prediger.«
Kalpren Suresh und Milgor, die eben in eine einfache Unterhaltung verstrickt gewesen waren, verstummten schlagartig.
Satren-Nor antwortete nicht sofort, doch Milgor sah Wanda aus seine großen lemurenartigen Augen an. »Da ist dieses Orakel mit den grünen Augen und seitdem hat keiner mehr Zeit für mich! Ich kann ständig in die Küche und essen …«
»Milgor«, unterbrach Satren-Nor mit einem leisen Schnabelgeklapper, das der Translator nicht übersetzte. Es war ein Zeichen der Missbilligung. »Muss ich es schon bereuen, dich mitgenommen zu haben?«
»Du hast mich nicht mitgenommen . Ich musste mich in einem So-Tern Stauraum verstecken! Und das hat auch nur geklappt, weil du und Seran-Pakor nur noch Augen für das Diaria-Weibchen habt!«
»Der Raisa hat eine Eierlegerin?«, entfuhr es Kalpren Suresh, der auf den bösen Blick von Wanda
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