Sternenfaust - 111 - Die Stimmen der Götter
großen Geheimdienstes, ich bin auch Forscher. Wenn meine Zeit es erlaubt, helfe ich selbst mit, neue Produkte zu entwickeln die meinem Geheimdienst, nun, sagen wir, Vorteile verschaffen.« Er zog ein kleines Gerät aus seiner Tasche, das nicht größer war als der Daumennagel eines Mannes. Das kleine flache Oval hatte zuerst die Farbe seiner Kleidung – ein helles Braun – und wechselte dann in den rötlichen Ton seiner Handinnenfläche zwischen den Krallen. »Das hier ist so eine Entwicklung. Ein selbsthaftendes Aufnahmegerät, das sich der Haut in Farbe und Konsistenz perfekt anpasst. Auf den ersten Blick ist es unsichtbar.« Er tippte mit der Krallenspitze einmal auf das Gerät und es schimmerte kurz rötlich auf. Daraufhin nahm es wieder die Farbe der Kridan-Haut an. »Leicht zu aktivieren. Mit einigen Voreinstellungen auch ohne diesen Lichteffekt, er dient eher der Vorführung.« Der Kridan tippte erneut auf das Gerät. »Und Stopp. Jetzt kann ich das Gerät durch die Wärme meine Hände zum Abspielen bringen. Einfach zwischen die Hände nehmen und leicht drücken. Sehen Sie.« Unter dem strengen Blicken des Raisa und den neugierigen Augen der Marines und der Garde führte der Chef des Geheimdienstes das winzige Gerät vor. Aus dem kleinen Oval erklang – in unerwartet hervorragender Lautstärke – plötzlich seine Stimme. »Leicht zu aktivieren …«
Wanda lächelte. »Ja, wir haben auch derartige Geräte in den Solaren Welten. Aber dieses hier ist besonders klein. Wie haben Sie all die Technik auf diesen geringen Raum packen können?«
Kassil-Nur hob stolz die Brust. »Das muss natürlich mein Geheimnis bleiben, Frau Botschafterin.« Er hielt Wanda das Gerät entgegen. »Sie dürfen es behalten.« Er zwinkerte ihr in menschlicher Manier zu. »Vielleicht können Sie es ja noch gebrauchen?«
»D… danke«, meinte Wanda verlegen. Hatte der Chef des Geheimdienstes sie gerade indirekt gebeten, Saha-Fera hinterher zu spionieren? Wanda, Wanda, in was bist du da wieder hineingeraten …
»Und nun zeige ich Ihnen unsere neusten Schusswaffenentwicklungen.«
Die Augen der Marines leuchteten auf. »Kommen Sie bitte hier entlang.«
Wanda folgte Kassil-Nur und fühlte sich dabei so staksig auf den Beinen wie ihre Gastgeber aussahen. Ein Kridan kann Saha-Fera wohl nicht einfach so hinterher spionieren, ohne den Missmut der Tugendwächter auf sich zu ziehen. Immerhin steht Saha-Fera unter dem Schutz der Priester Matlanors. Aber ich soll es können. Vermutlich, weil ich ein Gast bin und kein Kridan …
Wanda beschloss, den Raisa noch an diesem Tag unter vier Augen darauf anzusprechen. Vielleicht war es ja möglich, sie heimlich in den Tempelnebenraum zu schaffen, in dem Saha-Fera vor ihren Predigten meditierte. Ich muss einfach herausfinden, was hier los ist. An eine göttliche Botschaft glaube ich immer weniger.
*
»Saha-Fera geht es nicht gut«, erklärte Kiri-Tan entschlossen. Sie stand an der Tür zum Gemach der beiden Kridan. Dem Tugendwächter Kales-Sun gefiel ihr Ton nicht. Die Eierlegerin hatte sich ihm zu beugen, so war es Gottes Wille. Und dies bedeutete auch, dass sie ihren Schnabel nicht ganz so weit hätte aufreißen sollen.
»Sie wird morgen wieder in den Tempel müssen. Jeden Tag kommen neue Kridan, die sie sehen wollen. Inzwischen strömen sie aus dem ganzen Reich hierher.« Der Tugendwächter sah die Kriegerin herausfordernd an. »Willst du etwa, dass all diese Menschen umsonst angereist sind?«
»Wollt Ihr meine Schwester nur morgen im Tempel sehen, Kales-Sun? Oder vielleicht auch noch einen Tag später?« Kiri-Tan überragte den Tugendwächter um Handbreite. Auch das gefiel dem Kridan nicht und er rechnete es ihr als persönliches Verschulden und Impertinenz an.
»Sie wird im Tempel erscheinen!«
»Man könnte fast meinen, dass Ihr den bevorstehenden Krieg nicht erwarten könnt, Tugendwächter.«
Kales-Sun klackte zornig mit dem Schnabel. »Bedenke deinen Ton, Eierlegerin! Ich bestimme was gut für dich und deine Schwester ist und die Nähe zu Gott kann für Saha-Fera nichts Schlechtes sein.«
»Sagt das der dritten Novizin, die mit Saha-Fera am schwarzen Tümpel war. Sie liegt im Sterben und wird bereits auf die Balsamierungen vorbereitet.«
Der Tugendwächter schwieg kurz. Er hatte die anderen vier Novizinnen ganz vergessen, die mit Saha-Fera am Tümpel gewesen waren. Machte Kiri-Tan sich tatsächlich so heftige Sorgen um ihre Schwester, dass sie den Respekt ihm gegenüber
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