Sternenfaust - 120 - Die Welten der Erdanaar
beschleunigte stark und ließ Kerunar seine Wut spüren.
Du glaubst also, mit einem gewaltigen Loch im Landefeld ist es getan?, schüttete Yonar seinen Spott über Kerunar aus. Das Ziel war nicht zu verfehlen!
Fliege eine Kurve, Yonar! Ich mache es wieder gut. Ich werde meine Pflicht erfüllen.
Vielleicht hatten wir doch einen gewissen Erfolg, meinte Aroonda. Das andere, noch am Boden befindliche Schiff ist energetisch abgeschaltet worden. Sie geben auf.
Oder Kerunar hat es zerstört, ließ sich Novar vernehmen.
Nein, gewiss nicht. Nicht mit einem Schuss, war sich Kerunar sicher.
Yonar hatte die KAERU in einem weiten Bogen herumgezogen und näherte sich nun von der anderen Seite dem Raumhafen von Ponarau. Eine riesige Staubwolke verhüllte das Landefeld. Der violette Rahmen der Zieloptik war genau auf diese Staubwolke ausgerichtet. Entweder befand sich das gegnerische Schiff in ihr oder dahinter. Aber Kerunar musste den Raumer nicht sehen, um ihn anzugreifen. Vielleicht war es sogar besser, ihn nicht zu sehen.
Erfülle deine Pflicht, auch wenn sie schmerzlich ist!, gab Yonar dem Schützen Mut ein.
Kerunar konzentrierte sich und fühlte die stärkende Kraft der Seinen. Er spannte sämtliche Muskeln in seinem Körper an – und entlud die Gewalt des Strahlgeschützes. Es blitzte in der Staubwolke und grüngelbe energetische Entladungen durchzuckten den Dunst. Er wusste, dass er getroffen hatte. Die grüngelben Blitze zeugten von der spontanen Korrosion der Kristallbeschichtung. Kerunar war sich im Klaren darüber, was die Energiewerfer seines Volkes zu leisten imstande waren. Nur die Basrul hatten noch mächtigere Waffen …
Ist das Schiff zerstört?, ließ sich Kanea vernehmen. Yonar bremste die KAERU ab.
Nein, wusste Kerunar. Er hatte es erlebt – über der Welt von Goshaar. Dort waren die Kanoniere anderer Schiffe aus Yonars Flotte tätig geworden. Der erste Treffer bewirkte eine chemische Reaktion, die Hitze, Energie und Gas freisetzte. Die Molekularstruktur der Kristallbeschichtung änderte sich spontan und wurde brüchig, hatte aber ihre abwehrende Eigenschaft nicht völlig verloren. Dazu war mehr nötig …
Wieder spannte Kerunar seine Muskeln an und empfand dankbar die Unterstützung der Seinen. Mit einem Gedankenbefehl löste er die Strahlwaffe aus, und die violette Gewalt jagte in die Staubwolke. Teile der Kristallbeschichtung schossen in einem Funkenregen in alle Richtungen. Die energetischen Entladungen verwandelten die Staubwolke in einen stroboskopisch blitzenden grüngelben Schleier.
Wieso wehren sie sich nicht? Ich spüre ihre Angst, gab Kanea zu.
Wir spüren sie ebenso, kam es gleichzeitig von Aroonda und Novar.
Wir dürfen nicht zaudern. Yonar brachte das Schiff zum Stillstand. Es wurde nun lediglich durch seine Antigravfelder in der Luft gehalten.
Kerunar machte sich bereit. Auch er spürte die Angst des Gegners. Doch es musste sein. Gebt mir Kraft!, bat er die Seinen und schloss die Augen. Auch die anderen schlossen die Augen – nur Yonar nicht. Er starrte auf den Bildschirm, und seine Augen waren gleichzeitig leer und voller Trauer. Handle, Kerunar!, klang es schließlich leise in den Köpfen der Besatzung.
Mit einem mentalen Schrei schickte Kerunar die zerstörerische Gewalt zum Gegner. Eine enorme Detonation folgte auf dem Fuße und die KAERU bekam einen mächtigen Schlag. Ein Glutball rollte sich aus der Staubwolke in den Himmel. Die KAERU schwang wie eine Glocke – von dem großen Trümmerteil, das gegen den Bug geknallt war. Ganz langsam setzte etwas ein, das sich wie Regen anhörte. Winzige, schräg nach oben geschossene Schiffspartikel fielen zurück auf den Planeten und prasselten in zunehmender Lautstärke auf die KAERU.
Fünf Alendei, erklang Kerunars Geist im mentalen Kollektiv. Jeder wusste, was er meinte. Fünf Personen stellten die Mindestbesatzung eines Sichelschiffes dar, und nicht weniger als fünf Alendei hatten sich soeben in ihre Atome aufgelöst.
Haben wir das Richtige getan? Kerunar senkte den Kopf.
Yonar schwieg. Auch die anderen schwiegen.
Schließlich beschleunigte Yonar das Schiff wieder und steuerte den Raumhafen an. Seiner Flotte gab er den Befehl, dicht über Ponarau im Schwebeflug zu verharren. Jeder sollte sehen, dass man die Wahrung der Tradition notfalls mit Gewalt erzwingen würde.
*
Bruder Izanagi stand in einem pompösen Amphitheater. So hätte der Christophorer dieses mächtige Rund mit seiner umlaufenden, vielstufigen Tribüne
Weitere Kostenlose Bücher