Sternenfaust - 120 - Die Welten der Erdanaar
mentalen Arbeit, die geleistet wurde. Hierbei war mir allerdings nicht immer klar, was die geistige Einflussnahme im Detail bewirkt. Am schwächsten scheint mir die telekinetische Kraft der Erdanaar zu sein. Hier ist die Arbeit in der Gruppe wohl unabdingbar. Der nötige Kraftaufwand und das erforderliche Maß an Konzentration sind enorm. Ohne technische Unterstützung würde sich ein solcher Arbeitszirkel schlicht verausgaben.
Nicht jeder Erdanaar kann ohne Weiteres in einer spezifischen Arbeitsgruppe tätig werden. Dies unterscheidet das Volk der Alendei nicht von uns, die wir auch Übung brauchen, um unsere Begabungen zu entfalten. Turanor ließ mich wissen, dass eine solche Ausbildung von langer Dauer ist, zumal wenn man als Leiter eines Spezialistenzirkels wirken möchte. Der mir von Turanor telepathisch übermittelte Begriff wäre mit Lotse treffender wiederzugeben, und so möchte ich bei diesem Wort bleiben. Ein solcher Lotse konzentriert die technisch verstärkten mentalen Energien der Gruppe und dirigiert den Arbeits- oder Entscheidungsprozess. Im Übrigen hatte ich bereits zu diesem frühen Zeitpunkt meiner Gedankenreise den Eindruck gewonnen, dass die soziale Stellung eines Erdanaar von seiner spezifischen Befähigung und Führungskraft abhängig ist. Später ließ mich Turanor tiefere Einblicke in das hierarchische Gefüge der Alendei nehmen, das, wie mir scheint, eher auf einer natürlichen Aristokratie – also der Herrschaft der Besten – als auf einer Demokratie beruht. Aber auch dies stimmt nicht. Im Grunde ist es eine Mischung aus beiden …
*
Willst du es alleine machen und somit die Schützen der anderen Schiffe schonen?, fragte Yonar.
Ja, antwortete Kerunar. Es ist gut, die Meinen zu schonen. Aber ich brauche euren Beistand mehr als je. Denn ich töte Alendei. Ich benötige deine Führung, Yonar.
Die sollst du haben. Sei versichert, Kerunar – beim nächsten Einsatz werden andere Schützen für das Unvermeidliche sorgen. Ich bete zu den Erhabenen, dass dieser Krieg beendet ist, ehe unsere Seelen nicht wiedergutzumachenden Schaden nehmen.
Yonar gab den gedanklichen Befehl an seine Flotte, sich zu teilen und in zwei weiten Bögen den Luftraum über Ponarau abzusichern. Sollte man nicht alleine mit den beiden gegnerischen Schiffen fertig werden, würde die Flotte sofort eingreifen können.
Kerunar holte sich die optische Wiedergabe auf seinen Teil des Bildschirms, und Yonar sorgte sogleich für die Vergrößerung von Kerunars Fenster, sodass die übrigen Darstellungen und Diagramme verkleinert und an den Rand des Monitors gedrängt wurden.
Der optische Sensor der KAERU war in seiner Ausrichtung mit den angemessenen Energiequellen synchronisiert worden. Doch da sich das Schiff noch in großer Höhe befand, waren auf dem Bildschirm nur die weißen und grauen Wolkenwirbel Boraans zu sehen. Hin und wieder blitzten in Wolkenlücken braune und grüne Landmassen auf.
Wir nähern uns dem Raumhafen von Ponarau, meldete Aroonda. Eins der beiden Schiffe hebt soeben ab.
Yonar durchstieß die Wolkendecke und verlangsamte den Flug. Schräg unter ihnen waren winzig die Gebäude Ponaraus und das Rechteck des Raumhafens auszumachen. Kerunar vergrößerte den Bildausschnitt, und vierzehn daumennagelgroße Sichelschiffe wurden sichtbar. Er schaltete die Zieloptik auf, und ein violetter Rahmen schloss sich um das eine, soeben senkrecht steigende Schiff.
Handle, Kerunar, bevor wir über den Hafen hinweggefegt sind! Yonar ballte die Fäuste.
Dieses Schiff steigt mit geringer Antigravitation – als ob es gar nicht kämpfen wollte, lauschte die Besatzung Kerunars Gedanken.
Handle, Kerunar! Wir sind bei dir! Yonar bremste die KAERU noch weiter ab, da das Schiff den Raumhafen beinahe erreicht hatte. Da der Optiksensor mittlerweile fast senkrecht ausgerichtet war, blickte die Besatzung der KAERU von oben auf das Landefeld. Die kleinen Sicheln der Räumer waren genau zu erkennen. Das violett eingerahmte Schiff verschob sich langsam vom oberen Teil des Bildschirms in den unteren, da die KAERU soeben den Raumhafen überflog.
Stützt mich!, bat Kerunar.
Wir stützen dich, antworteten die Seinen.
Ein violetter Energiestrahl schoss lichtschnell auf den Planeten nieder. Eine halbe Sekunde der Blendung – und dann sahen Yonar und seine Gefährten den riesigen quellenden Pilz aus Staub und Schutt. In dunklen, rollenden Bewegungen fraß er sich in die Atmosphäre und hielt auf die KAERU zu. Yonar
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