Sternenfaust - 124 - Das Geheimnis der Schriften (1 of 2)
überlassen, die er uns beim Treffen auf Karalon übergeben hat.«
Sorensen protestierte. »Es scheint nicht, als hätten Sie dabei irgendwelche Geheimhaltungsregeln beachtet, Botschafterin! Ich halte das nicht für sehr klug, Sie können doch nicht – einfach so! – jedem derart sensible Daten übergeben!«
Wanda straffte unwillkürlich ihre Gestalt und sah aus dem Augenwinkel unangenehm berührt, dass sich Jasper Mitchell über ihren offensichtlichen Ärger zu amüsieren schien. »Mr. Sorensen, ich schiebe Ihre Skepsis der Tatsache zu, dass Sie wahrscheinlich in Ihrem verantwortungsvollen Amt Pazifisten gegenüber misstrauisch sein müssen .« Ihre Stimme klang spitz. »Aber glauben Sie mir, wenn ich Ihnen versichere, dass man Abt Daniel Leslie und Meister William Beaufort in dieser Beziehung unbedingt vertrauen kann.«
»Also gut«, unterbrach Mitchell und stand entschlossen auf. Seine Entscheidung war gefallen, und selbst Sorensen würde nichts daran ändern können. »Wenden Sie sich an den Abt, Botschafterin. Möglicherweise konnten er oder Meister William bei ihrer Verbindung mit diesem Turanor noch mehr erfahren. Ich stelle allerdings zur Bedingung, dass Mr. Sorensen und ich bei diesem Gespräch anwesend sind. Ich habe noch einen Termin um 1200 frei.«
Wanda nickte hoheitsvoll, raffte ihre Papiere zusammen und rauschte so dicht an Mitchell vorbei, dass ihr wallendes Gewand ihn streifte.
*
Orbit um TASO 24713-B, S.C.S.C. STERNENFAUST
Über den braunen, felsenübersäten Steinboden wehte eine kleine Sandwolke, die im Licht der über dem Horizont stehenden Ringe kurz aufglitzerte und dann wieder zu Boden sank.
Izanagi Narada vergaß für einen Moment, dass er im Astrolabor der STERNENFAUST III saß und dort die Oberfläche von Aditi II nur über die Kameras von Shuttle I betrachten konnte. Das Geschwätz von Shuttle-Pilot Sam Kowalski hatte er schon lange leise gestellt. Die Oberfläche dieses Planeten, den die Alendei Zash’tuun nannten, hatte etwas Uraltes, Würdevolles, das er nicht durch die albernen Sprüche des Shuttle-Piloten stören wollte – da mochte er noch so gerne in seiner Freizeit mit dem offenherzigen und fröhlichen Kowalski zusammen frühstücken oder abends einen nambanischen Glutbeerensaft trinken.
Jetzt wollte er nur genießen, wie schön dieser fremde Planet wirkte.
Es ist wirklich zu schade, dass sich Admiral Taglieri und Captain Frost nicht darauf einlassen wollten, mich mit auf die Oberfläche zu lassen. Aber vielleicht haben sie auch recht. Sie haben hier schlechte Erfahrungen gemacht.
Izanagi Narada seufzte noch einmal und schob sich die Ärmel seiner grauen Kutte zurück. Geistesabwesend versuchte er, seine Eindrücke vom Planeten in Gebärden auszudrücken. In den vergangenen Tagen hatte die Sprachexpertin der STERNENFAUST, Lieutenant Mary Halova, sich mit einer der Erdanaar zusammengesetzt und zusammen mit Izanagi und einigen anderen Besatzungsmitgliedern der STERNENFAUST, darunter auch der Anthropologin Lena Chang, und zweien der Alendei die Gebärdensprache geübt. Über einfache Sachverhalte konnte Halova sich mit der Chronistin der Alendei, Leilanii, bereits verständigen. Das war Izanagis Idee gewesen – und Turanor hatte das gestattet. Dennoch war Izanagi sein wenn auch kurzes Zögern aufgefallen.
Als ob er Probleme befürchtet , dachte der Christophorer und fühlte sich mit einem Mal unbehaglich, als überschatte eine düstere Vorahnung die Schönheit des Planeten unter ihm.
Ich wüsste gerne, ob das meine Befürchtungen sind oder die von Turanor …
*
Oberfläche von TASO-24713-B
Ich habe kein gutes Gefühl , dachte Lieutenant Mary Halova düster, während sie die Erdanaar – nein, die Alendei, so hatte Bruder Izanagi Narada ihr erklärt – dabei beobachtete, wie sie sich durch die imposante Tempelruine bewegten. Und ich wüsste wirklich gern, warum das so ist, denn eigentlich sollte ich es genießen, wieder hier auf diesem Planeten zu sein. Aber vielleicht ist es nur die Einsamkeit, die man hier spürt. Das Verlorene.
Außer mir scheint das aber keinem etwas auszumachen, am wenigsten den Alendei selbst. Dabei müssten die das doch am ehesten spüren, sie können immerhin erfühlen, was um sie herum vorgeht.
Doch Mary Halova konnte das ungute Gefühl nicht abschütteln, auch wenn außer ihr keiner wirklich beunruhigt schien – die Squad der Marines, welche den Alendei zu Ehren von Colonel George Yefimov und Major Terry
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