Sternenfaust - 129 - Der Gott im Exil (4 of 4)
als Götter bezeichnet wurde, dann musste dieses Wesen das Geheimnis der Unsterblichkeit gekannt haben.
Und dennoch hatte dieses Wesen vor etwas Angst. Etwas, das es als Erzengel bezeichnet hatte.
Dana verscheuchte diese Gedanken und sah sich um.
Einige der Crewmitglieder, die das Pfeilgift abbekommen hatten, waren noch immer bewusstlos. Man hatte behelfsmäßige Tragen mit Holzleisten und schilfartigen Fasern vorbei reitet.
Und dann war da noch Commander Alyawarry. Man hatte ihn stabilisiert und die Wunde verbunden.
Einer der Eingeborenen hatte ihm eine Art Narkotikum verabreicht, das den Nachkommen der Aborigine ruhig halten sollte.
Doch es war klar: Wenn nicht bald Hilfe kam, dann würde Commander Alyawarry nicht mehr lange leben. Die Wunde würde sich entzünden und eitern. Alyawarry würde an einer Blutvergiftung oder einer inneren Sickerblutung sterben.
Nun, sie alle würden sterben, wenn sie nicht bald von diesem Planeten loskamen.
»Sind wir fertig?«, fragte Admiral Taglieri.
Dana Frost nickte. »Sieht so aus.«
»Dann los, jede Minute, die wir länger warten, bringt uns mehr in Gefahr.«
Dana Frost sah sich noch einmal um.
»Ma’am«, sagte Mary Halova zu ihr. »Ich werde nicht mitkommen.«
»Wie bitte?«, platzte es aus Dana Frost heraus. »Was soll das heißen?«
Mary Halova zögerte einen Moment. »Ich kann denen nicht einfach den Rücken kehren. Ningihu hat sich für uns geopfert. Ich schulde es ihm.«
»Sie schulden ihm gar nichts«, erwiderte Dana Frost kalt. »Er ist tot!«
Sie sah, wie für einen Moment die Farbe aus dem Gesicht der jungen Frau wich. Doch Dana musste in diesem Fall hart bleiben. »Sie sind nicht denen verpflichtet, sondern Ihren Kameraden. Sie haben als Offizierin des Star Corps einen Eid geleistet.«
»Was zählt das jetzt noch?«, erwiderte Mary mit leiser Stimme. Sie schluckte. »Wir werden mit diesem Planeten untergehen. So kann ich wenigstens noch etwas für Ningihu tun.«
Dana Frost schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Zeit für so etwas. »Reden Sie keinen Blödsinn. Sie tun das nicht für Ningihu, sondern für sich. Wir haben etliche Leute verloren. Für viele waren es enge Freunde. Und sie alle machen weiter. Weil sie gelernt haben, sich zum Wohle der Gemeinschaft zurückzuhalten.«
»Mag sein«, antwortete Mary Halova trotzig. »Doch jetzt ist es anders. Der Planet geht unter. Diese Kuppel mag uns noch ein paar Minuten mehr Zeit geben …«
»Ein paar Minuten sind es oft, die den Unterschied ausmachen.«
»Nicht hier«, erwiderte Mary Halova und sah Frost nun fest in die Augen.
In diesem Moment wusste Dana, dass sie der jungen Frau nichts mehr befehlen konnte. Sie würde sie nicht dazu bewegen können, diesen Ort zu verlassen.
»Ich war schon in vielen aussichtslosen Situationen …«, versuchte sie es noch einmal.
»Sparen Sie sich das.«
Dana Frost war für einen Moment sprachlos. So aufsässig hatte sie Mary noch nie erlebt.
»Niemand wird kommen«, sagte Halova schließlich. »Die STERNENFAUST ist in der Hand von Meuterern – von Terroristen! –, seit mehreren Tagen. Inzwischen hat man das sicher herausgefunden. Wenn es dem Star Corps bis jetzt nicht gelungen ist, die STERNENFAUST zurückzuerobern, hat man längst den Feuerbefehl gegeben. Die STERNENFAUST wurde abgeschossen, und mit ihr alle, die gewusst hätten, wo wir sind.«
»Die Aufzeichnungen!«, erwiderte Dana Frost. »Die Datenträger des Computerkerns sind gesondert geschützt und überstehen auch eine Explosion des Schiffes.«
»Glauben Sie wirklich, Nickie Berger hat das nicht bedacht und jeden Hinweis aus den Logbüchern entfernt? Captain, Sie vergessen, wen sie vor sich haben.«
Dana Frost nickte. Vor ihr war eine Expertin für Logik und Codes. Sie war eine perfekte Analytikerin. Sie hatte alle Fakten genau untersucht und war nun zum einzigen und offenbar zwingenden Schluss gekommen.
Irgendwann kam für jeden Helden der Zeitpunkt, an dem er erkennen musste, dass es sinnlos war, sich länger etwas vorzumachen. Es gab nicht für alles eine Lösung. Manchmal war das Ende unvermeidlich. Und es erforderte Mut, der Wahrheit vollends ins Gesicht zu sehen.
»Machen Sie aus meinem Wunsch keinen Akt der Meuterei, Captain«, sagte Mary Halova bestimmt. »Sehen Sie darin den letzten Wunsch einer Sterbenden.«
Langsam beugte sich Dana Frost zu ihr. Dann murmelte sie: »Noch sind wir nicht tot. Und noch gebe ich nicht auf.«
Mit diesen Worten drehte sich Dana Frost um und ging zu
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