Sternenfaust - 129 - Der Gott im Exil (4 of 4)
Halova denken musste. »Wie viele Shuttles sind hierher unterwegs?«
»Acht!«
Acht … Das musste genügen , rechnete Dana im Kopf durch. Normalerweise waren Shuttles für 40 Passagiere gebaut, aber im Notfall boten sie natürlich Platz für weitaus mehr Leute.
Wieder musste sie an Mary Halova denken.
Und dann tat Dana Frost das, wovon sie glaubte, es sei ihre Stärke. Andere sagten, es sei ihre größte Schwäche. Wahrscheinlich hatten beide recht.
Sie handelte spontan, intuitiv.
»Warten Sie nicht auf mich!«, rief sie und sprintete los.
»Captain Frost!«, hörte sie hinter sich Taglieri rufen. Dann war der Admiral auch schon außer Hörweite.
*
Rettung! , ging es Dana durch den Kopf. Sie alle würden gerettet. Das gab ihr ungewöhnliche Kraftreserven.
Nun kam der Sturm von allen Seiten, und immer wieder wurde Dana Frost von heftigen Böen aus der Bahn geworfen. Aber sie gab nicht auf.
Zum Glück waren sie noch nicht weit gekommen, die Siedlung der Eingeborenen lag noch in der Nähe. Jetzt schon konnte Dana die Umrisse des Dorfes erahnen.
Die Pfeiler des Eingangstores gaben nach und bogen sich im Wind. Die Siedlung war gegen einen solchen Sturm nicht gefeit und würde untergehen. Wie mochte es dort zugehen?
Dann hatte Dana den Eingang des Dorfes erreicht und stürmte in den ersten Lehmhütteniglu.
Die Eingeborenen kauerten am Boden und flehten ihren Gott an. Die meisten Tiere hatten sich verkrochen, einige kauerten in den Ecken und jaulten. Die Flammen des Herdfeuers flackerten. Die Wilden warfen Pulver und Zweige hinein. Funken sprühten, doch der Gott in der Kuppel, den die Eingeborenen anflehten, weigerte sich, ihnen zu helfen.
Wo steckt sie nur? »Lieutenant Halloway!«, schrie Dana aus Leibeskräften. »Lieutenant!« Verdammt, zum Versteckspielen hatten sie jetzt einfach keine Zeit.
Ein lautes Poltern ließ Dana Frost hochschrecken. Irgendwo hatte sich die Verankerung einer Unterkunft gelöst, sodass das Kuppelzelt scheppernd zusammenbrach. Das Ende einer Zivilisation , ging es dem Captain der STERNENFAUST durch den Kopf.
»Captain!«, hörte Dana plötzlich hinter sich. Sie wirbelte herum.
Da stand sie. Lieutenant Halova. Ihre braunen Locken waren zerzaust, das sonst leicht rundliche Gesicht abgemagert, die blasse Haut von der Sonne gerötet …
»Hierher!«, schrie Dana so laut sie konnte. »Rettung ist gekommen. Schnell jetzt.«
Sie packte Mary Halova am Unterarm und wollte sie mit sich schleifen, als Mary sich weigerte. »Wir müssen denen helfen!« Mary deutete auf die Fremden.
»Verdammt, Lieutenant, wir haben keine Zeit!«
Die Wilden kauerten um das Feuer und riefen immer wieder das Wort »Mchasch«.
»Euer Mchasch wird euch nicht helfen«, murmelte Dana Frost bitter. Dann wandte sie sich zu Mary. »Falls Sie es noch nicht mitbekommen haben, wir stecken gerade mitten in einem Weltuntergang!«
Doch Mary achtete nicht auf sie und rief den anderen etwas zu. »Mchasch karta’sch, Aklu!« Dann deutete sie nach draußen. »Mchasch karta’sch, Aklu ka’rach a’klasch!«
Einige der Fremden hatten sich erhoben. Sie sahen ratlos zwischen Mary Halova und ihren Anführern hin und her.
Der Sturm tobte lauter, doch nun hörte Dana Frost das Fluggeräusch eines Shuttles, das sich der Siedlung näherte. Das Dach der Hütte gab nach. Die Stützstreben brachen krachend nach außen.
»Raus hier!«, rief Dana den Fremden zu. Dann packte sie die junge Frau und zerrte sie mit sich.
Der Himmel hatte sich verdunkelt. Das waren keine Wolken, das war der aufgewirbelte Staub. Der Himmelskörper, der das verursachte, leuchtete über ihnen. Er hatte eine feurige Umrandung, die an die Korona eine Sonnenfinsternis erinnerte. Das Schauspiel wäre faszinierend gewesen, hätte es nicht für diesen Planeten den Untergang bedeutet.
Das Shuttle setzte langsam auf dem Boden auf, die Einstiegsluke öffnete sich, und ein Paramedic rief ihnen zu: »Hierher!«
Dana Frost und Mary Halova kämpften sich durch den Sandsturm. Dana hielt Mary noch immer fest umklammert.
Unerwartet spürte Dana einen harten Schlag an der linken Schläfe. Irgendein herumfliegendes Teil hatte sie getroffen, doch sie spürte keinen Schmerz. Ihr Herz raste und pumpte so viel Adrenalin in ihren Körper, dass sie wahrscheinlich nicht einmal den Verlust eines Armes gespürt hätte.
»Sind alle an Bord?«, rief Dana dem Paramedic zu, der den Arm nach ihr ausstreckte, während er sich mit der anderen Hand an der Öffnung
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