Sternenfaust - 134 - Die Wahrheit über Dana Frost
und ging wieder zu dem Tisch zurück. »Lass uns noch eine Partie spielen. Wie wär’s, wenn du mal versuchst, zu gewinnen, ohne mich zu manipulieren?«
Daniel grinste. »Vielleicht sollte ich dir beim Gewinnen helfen, damit du nicht gleich wieder die Lust verlierst.«
*
Die Tage vergingen.
Dana hatte das Gefühl, dass ihre Zeit zwischen den Finger verrann. Da wäre sie doch besser auf Sirius III geblieben. Dann hätte sie sich wenigstens nicht auch noch mit der Erkenntnis abfinden müssen, dass man sie genetisch manipuliert hatte.
Konnte sie das jemals ihren Eltern verzeihen? Sie hatten gar nicht erst abgewartet, zu welchem Menschen sie sich entwickelte. Nein, schon vorher wurde ihr biologischer Bauplan umgeschrieben. Verbessert. Mit dem Rotstift bearbeitet. Optimiert.
Andererseits: Die Grenze zwischen medizinisch notwendigen Änderungen – wie Erbinformationen über Krankheiten oder körperlichen Abnormitäten – und Änderungen, die die eigenen, angeborenen Fähigkeiten und das Aussehen betrafen, waren bestenfalls dünn, wenn nicht gar sowieso fließend.
Ich selbst habe mit genetisch veränderten Menschen immer wieder zu tun gehabt und auch jahrelang mit ihnen gearbeitet. Da waren Simon E. Jefferson oder Rags Telford.
Dana dachte an den Spruch: »Was ich als Kind bin, entscheiden die Gene meiner Eltern. Was ich als Erwachsener bin, entscheide ich selbst.« Ein Mensch war nicht nur das Produkt seiner Gene, egal, ob sie künstlich verändert waren oder nicht.
Warum mochten viele Menschen keine Genetics? Warum lebten genetisch beeinflusste Menschen meist unerkannt in den Solaren Welten? Vielleicht, weil man ihnen den genetischen Vorsprung missgönnte? Wie einem Lotteriegewinner, der nicht durch Zufall gewann, sondern weil ihm die richtigen Zahlen vorab mitgeteilt wurden? War es das?
Musste der genetische Bauplan dem Zufall entspringen, um fair zu sein?
Die Debatte um genetische Veränderungen war alt. Jahrhunderte alt. Schon immer hatte es Leute gegeben, die es verurteilten, der Natur oder »Gott« ins Handwerk zu pfuschen. Doch was war falsch daran? War es besser, die Zähne eines Kindes mit einer Zahnspange zu richten, als sie von vorneherein genetisch zu optimieren?
Im Grunde waren es doch erst Jurij Diaz und die PFS-Affäre, die aus der Tatsache, ein »Genetic« zu sein, ein nachhaltiges Stigma gemacht haben.
Die PFS-Affäre. Ihre jetzige Situation hatte durchaus Parallelen zu diesen Tagen. Damals war ich mit einer albernen kleinen Fliegerin in einem Zimmer eingesperrt. Jetzt ist dieses alberne Ding die beste Fluglehrerin, die das Star Corps je hatte. Doch seinerzeit ist sie mir unglaublich auf die Nerven gegangen. Ähnlich wie Daniel. Vielleicht hat es ja doch einen Sinn, dass wir aufeinandergetroffen sind. Wenn nicht für mich, dann vielleicht für ihn.
Dana ließ für einen Moment den Blick über den See schweifen. Wieder einmal war sie gerade erst von einem ihrer langen Spaziergänge über das Gelände des Sanatoriums zurückgekehrt. Auch wenn sie bei Weitem nicht so lange laufen konnte, wie sie das gewohnt war – was würde ich geben, noch einmal den St.-Garran-Pfad entlang zu wandern! –, aber immerhin hatte sie so die Gelegenheit, in der Natur und nicht in einem engen Zimmer frische Luft zu schnappen.
Sie hatte bisher nur wenige andere Patienten getroffen, obwohl sie schon fast zwei Wochen hier war. Das lag wahrscheinlich daran, dass man jeden einzelnen Patienten so abgeschottet wie möglich hielt.
Ob die alle die gleiche Krankheit haben wie ich? Glioblastome oder andere maligne Zellen? Ein Tumor, der nur Genetics ab einer bestimmten Entwicklungsstufe erwischte.
»Im Auge des Universums wäre Heilung möglich.«
Die Entität!
Dana fuhr herum. Das Wesen saß auf dem Bett und sah sie unverwandt und doch irgendwie abwesend an. Das liegt an diesen seltsamen schwarzen Augäpfeln , dachte Dana unwillkürlich. »Du schon wieder! Du solltest eine Glocke um den Hals tragen.«
»Eine Glocke?«, fragte die Entität verwirrt.
»Vergiss es.«
»Die Signatur des Yngvar MacShane war sich sicher, dass die Signatur Dana Frost jetzt seine Gegenwart wünscht.«
Dana sah in das unbewegte, schöne Gesicht, das wie immer völlig ausdruckslos zu sein schien. Ist es eigentlich jung oder alt? Auch das lässt sich nicht sagen. Zum ersten Mal spürte Dana den Wunsch in sich, mehr über die Entität zu wissen. Ich habe dieses Wesen immer gehasst, weil es mir Yngvar weggenommen hat. Ich habe nie
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