Sternenfaust - 134 - Die Wahrheit über Dana Frost
Gefangenschaft hier erklären.«
Zu Danas Erstaunen lächelte Dr. Bardzo. »Nein, das vermutet er sicher nicht. Ihre Glioblastome sind leider kein Vorwand, sie sind sehr real, und Fakt ist, dass wir in den Drei Systemen bisher keine Möglichkeit haben, sie zu heilen. So wenig wie die Zellabnormitäten unserer infizierten Mitbürger.«
Dana runzelte die Stirn, als Dr. Bardzo nicht sofort weitersprach. Er schien irgendwie nach den richtigen Worten zu suchen.
»Diese Seuche ist sehr besorgniserregend, und wir wissen noch nicht, wie ansteckend sie wirklich ist. Daher die strikten Vorsichtsmaßnahmen. Die meisten der Erkrankten weisen wir in Sanatorien wie diesem hier ein. Sie selbst wissen nicht, wie weit diese Krankheit inzwischen verbreitet ist. Bei TR-Tec wird fieberhaft an einem Gegenmittel gearbeitet. Doch eine Heilung ist noch nicht in Sicht. Diese charakteristischen Zellwucherungen treten unseres Wissens nach nur bei Genetics auf. Genauer gesagt, bei Menschen, die genetisch auf eine bestimmte Stufe gehoben wurden. Nur diese Personen sind anfällig für diese Mutationen. Fatalerweise sind es gerade unsere intelligentesten Bürger, die von dieser unerklärlichen Krankheit befallen sind.«
»Es tut mir leid, das zu hören«, sagte Dana betroffen. »Eine Seuche also? Das erklärt natürlich einige Ihrer Maßnahmen. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum Sie Ihre Sicherheitsvorkehrungen auf mich ausweiten. Ich bin, wie Sie es wohl bezeichnen würde, eine Natürliche .«
Dr. Bardzo räusperte sich wieder und ließ Dana nicht aus den Augen. »Commodore Frost, Sie sind eine bekannte Bürgerin der Solaren Welten, ja. Deshalb waren wir zu Beginn unserer Untersuchungen in Einstein-City auch so überrascht. Wir glaubten, Sie seien die erste, nicht genetisch manipulierte Person, die von diesen bösartigen Zellwucherungen befallen wurde. Doch die Biopsie und die pathologischen Untersuchungen der Gewebeproben haben ein sehr überraschendes Ergebnis zur Folge gehabt.«
Wieder machte Dr. Bardzo eine bedeutsame Pause. Er sah sie jetzt direkt an. Dana wagte kaum zu atmen.
»Sind Sie bereit für die Wahrheit?«, wollte Dr. Bardzo wissen.
Dana nickte und hielt den Atem an.
»Commodore Frost, Ihre DNS wurde vor Ihrer Geburt hier auf Einstein künstlich aufgewertet.«
Dana starrte ihn nur einen Moment fassungslos an, sodass Dr. Bardzo das Offensichtliche laut aussprach. »Sie sind eine Genetic.«
*
Eine Genetic.
Du bist eine Genetic.
Du hast deine Fähigkeiten nicht antrainiert, und du hast sie auch nicht von deiner Mutter oder deinem Vater geerbt. Sie sind dir eingepflanzt worden.
Sie sind kein Zufall, sondern wurden gezielt deinem Erbgut hinzugefügt. Du bist im Star Corps nicht aus eigener Kraft hochgekommen, sondern mit geliehenen Fähigkeiten. Ohne diese Aufwertung wärst du nicht der Assistent von Admiral Müller geworden, nicht die Kommandantin der STERNENFAUST I und II und vielleicht auch nicht Captain der STERNENFAUST III.
»Das ist Selbstmord, Dana.«
Dana schreckte hoch und sah ihr Gegenüber an, das sie gelangweilt durch ein dreidimensionales Gitterwerk aus Licht anstarrte. Selbstmord?
Ich habe nur noch ein paar Monate zu leben, habe festgestellt, dass es wohl keinen Ausweg gibt und jetzt habe ich auch noch erfahren, dass mein ganzes sogenanntes Leben eine Lüge ist.
Mehr Gründe für einen Selbstmord könnte man wohl nicht haben.
»Wir spielen nach japanischen Regeln. Du darfst also diesen Stein nicht setzen, denn dann müsstest du alle Steine deiner Kette als Gefangene nehmen. Das ist Selbstmord und demnach laut Regelwerk nicht erlaubt.«
Für eine Sekunde starrte Dana das Kind vor ihr verwirrt an. Natürlich. Er sprach nicht von ihren Gedankengängen, sondern von der Partie dreidimensionalem Go, dass sie seit einer halben Stunde spielten.
Sie warf dem Jungen vor sich noch einen verächtlichen Blick zu und versuchte, sich wieder auf das Spielfeld zu konzentrieren. Ihre Kette hatte tatsächlich keine Freiheit mehr. Nur die eine, die in der unteren rechten Ecke platziert war, hatte noch zwei Möglichkeiten.
»Du bist jetzt sehr eingeschränkt, da es ja keinen Selbstmord gibt«, meinte Daniel jetzt. Seine Stimme klang seltsam interesselos. Dana ließ ihren Blick wieder über das Spielfeld schweifen. Und wirklich, es schien, als habe sie schon wieder eine Partie gegen ihren eher nervigen als unterhaltsamen Gegner verloren.
Nicht mal auf meine implantierten Fähigkeiten kann ich mich mehr
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