Sternenfaust - 136 - Flammenschert (2 of 2)
verdammt?«
»Triumvir! Ein Eindringling!«, rief ein Crewmitglied des Schiffes hinter ihm. Harath wandte sich um.
Da stand er: Turanor. Der in ein schlichtes Gewand gekleidete Humanoide war unvermittelt auf der Brücke des Schiffes erschienen und lächelte friedvoll in die Runde. Sein Blick lag auf Frida Gudmundsdottir, die langsam wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.
Harath wollte ihr aufhelfen, aber sie wehrte ab und stand aus eigener Kraft aus dem Sessel auf.
»Er wollte uns nur begrüßen«, sagte die Frau jetzt und schüttelte den Kopf, wie um etwas herauszuschleudern. »Das Intensitätsniveau seiner ersten Gedankenübertragung war derart stark, dass ich fast ohnmächtig geworden bin. Es war das Niveau, das Izanagi und Turanor benutzen, wenn sie miteinander kommunizieren. Als er merkte, dass es zu viel für mich ist, hat er das Niveau gleich entsprechend angepasst. Mein Schädel dröhnt zwar immer noch wie verrückt, aber ich höre ihn klar und deutlich. Er ist jetzt bereit mit uns zu sprechen«, sagte sie und nickte dem Triumvir zu. »Du kannst deine Fragen stellen, Gondrel.«
Harath erzählte Turanor, was sich in Ikendar, der Hauptstadt Ebeems zugetragen hatte. Frida hörte aufmerksam zu und sendete entsprechende mentale Bilder an den Alendei. Der Triumvir berichtete von den Verhandlungen der J’ebeem mit den Menschen über ein mögliches Bündnis, über den neu entfachten Krieg der Solaren Welten mit den Kridan und über die Attentate auf seinem Heimatplaneten. Dabei betonte er noch einmal, dass Kundar Unesh vor seinem Tod das Wort »Parasit« gesagt hatte. Und natürlich berichtete der Triumvir von seiner Begegnung mit einem Artgenossen Turanors bei der verhinderten Befragung des überführten Attentäters.
Turanor hörte sich alles still an und unterbrach den Triumvir auch nicht mit Zwischenfragen.
Frida nickte immer zwischendurch, wenn sie die Sätze in die Richtung des Alendei zu Ende gedacht hatte.
»Es lag natürlich nahe, jemanden von den Erdanaar dazu zu befragen, der den Völkern aus Transalpha gemäßigt gegenübersteht. Deswegen sind wir hergekommen«, schloss Harath.
Die Anstrengung der mentalen Kommunikation machte sich bei Frida jetzt doch bemerkbar. Sie hatte sich wieder in den Sessel fallen lassen und verzog ab und zu schmerzhaft das Gesicht.
»Turanor dankt uns für unsere Offenheit und teilt unsere Besorgnis, dass jemand von den Alendei bei der ganzen Sache beteiligt ist. Er versichert aber auch, dass es niemand ist, der mit ihm in Verbindung steht. Vielmehr vermutet er, dass einer der Abtrünnigen, die sich weiter als Diener der fehlgeleiteten Basiru-Aluun sehen, etwas damit zu tun hat. Er möchte uns gerne nach Ebeem begleiten und sich vor Ort selbst ein Bild machen. Wenn wir es ihm erlauben.«
Harath nickte. »Ich hatte gehofft, er würde so etwas vorschlagen. Er ist uns an Bord herzlich willkommen!«
Turanor nickte, eine Geste, die er sich von den Menschen abgeschaut hatte.
Frida seufzte auf, als der mentale Kontakt mit dem Alendei gelöst wurde. »Gott sei Dank!«, meinte sie.
»Geht es dir gut?«, wollte Harath wissen. Er war an den Sessel herangetreten und hatte seine warmen Hände durch ihr schweißnasses Haar fahren lassen. Einzelne Strähnen hatten sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst und hingen ihr ins Gesicht.
»Ja, ich bin nur müde«, winkte Frida ab. »Ich gehe in unser Quartier und schlafe etwas. Danach geht es mir sicher wieder besser.«
Gondrel verstand das nur zu gut. Auch er war erschöpft vom vielen Reden. »Fliegen wir also zurück nach Ebeem«, murmelte er, und warf noch einmal einen Blick auf den Erdanaar …
*
STERNENFAUST, Krankenstation
Der erste Gedanke, der Cody Mulcahy bewusst durch den Kopf ging, war: Ich lebe noch!
Sich in einem seltsamen Zustand zwischen Dämmerschlaf und dem Erkennen wiederfindend, dass er eigentlich doch nicht mehr in einem seltsamen Traum verweilte, waren ihm zuvor schon Erinnerungsfetzen ins Bewusstsein geschossen: der brennende Frachtraum, Adric in dem Container, die panischen Schreie des Löschteams – Hitze, Lärm und Schmerz. Aber nichts davon formte sich zu einem konkreten Gedanken, etwas Artikuliertem. Bis jetzt.
Ich lebe noch!
Das war doch ein gutes Zeichen, oder nicht? Cody versuchte, die Augen zu öffnen. Er hörte verschwommene Laute, die an sein Ohr drangen. Behutsame, ruhige Stimmen, die ihn einhüllten wie ein sanftes Tuch. Langsam wurden die Stimmen klarer, schälten sich einzelne
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