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Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz

Titel: Sternenfaust - 140 - Chimären-Tanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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was geschehen ist.
    Dieser Narr. Manchmal tobt und schreit er noch immer. Er begreift nicht, dass ihm eine große Ehre zuteil wird.
    Auch Drohungen hat er ausgestoßen, als wäre ihm nicht klar, dass er mir nicht drohen kann. Womit auch? Was könnte er mir schon tun?
    Ich gehe wieder zu seinem Käfig. Dafür, dass ich ihn halten muss wie ein Tier, habe ich mich gleich nach seinem Erwachen entschuldigt. Auf menschliche Probanden war ich natürlich nicht eingerichtet und deshalb auch nicht auf die entsprechenden Vor- und Einrichtungen .
    Juriwal ist mit Ketten an den Käfigstangen fixiert. Eine andere Wahl blieb mir nicht; irgendwelche Vorkehrungen musste ich treffen, ehe er das Bewusstsein wiedererlangte, denn mir war klar, dass er unvernünftig reagieren würde.
    »Hör zu«, sagt er. »Lass uns wie vernünftige Menschen miteinander reden. Wie … wie Genetics. Wir sind Brüder, Scott – und mehr als das. Beide sind wir Wissenschaftler, beide wollen wir …«
    »Wir wollen was?«, frage ich. »Dasselbe? Das glaube ich nicht. Dann würdest du dich in deine Rolle fügen. Dein Wissensdurst ist nicht derselbe wie der meine! Du bist in deinen schwachen Restriktionen und Einschränkungen gefangen.«
    Er starrt mich aus weit geöffneten Augen an. »Warum injizierst du dir dein mutagenes Virus dann nicht selbst? Du brauchst mich nicht, wenn du wissen willst, wie es auf einen Menschen wirkt!«
    Ich antworte ihm mit einem spöttischen Grinsen. »Du hast wohl einen der wichtigsten Grundsätze jeder wissenschaftlichen Forschung vergessen, Fron? Wie kann dir nur ein solcher Fehler unterlaufen? Der Forscher muss sich innerlich von seinem Forschungsobjekt distanzieren. Ich muss objektiv bleiben, um effektiv beobachten und die richtigen Schlussfolgerungen ziehen zu können.«
    »Du bist wahnsinnig!«
    »Was ist Sinn?«, frage ich ihn. »Und was ist Wahnsinn? Für mich ist euer eingeschränktes Denken Wahnsinn, weil es den Fortschritt blockiert und jede Weiterentwicklung verhindert. Hätte es jemanden wie mich schon vor hundert Jahren gegeben, wer weiß, wie die Solaren Welten heute aussehen würden.«
    »Das stimmt«, antwortet er, doch es klingt bitter. Dann hebt er den Kopf und sucht den Blick meiner Augen. »Was werden die anderen sagen, wenn sie erkennen, was du getan hast?«
    »Was gehen mich die anderen an?«
    Er lacht, umfasst die Gitterstäbe und rüttelt daran, wie ein gefangener Primat. So sehr unterscheidet sich der Mensch also doch nicht von einem Tier, wenn man nur die Rahmenbedingungen ein wenig ändert und angleicht.
    Ein gefangener Affe und ein gefangener Mensch – wer kann ihn unterscheiden?
    Mit diesem Gedanken lege ich gleichzeitig die erste Versuchsreihe fest. Ich werde ihm die Eigenschaften eines Affen implantieren, wenn der Versuch funktioniert. Daran zweifle ich übrigens kaum. Zweifel ist ein Zeichen von Schwäche.
    Es bringt mich zum Lächeln, wenn ich an die nächsten Tage denke.
    »Die anderen gehen dich sehr wohl etwas an, Scott«, schreit er mich an. »Denn was du tust, ist ein Verbrechen! Es geht nicht mehr um Forschung, sondern um das Gesetz!«
    Ich hebe die Sprühdüse, die ich schon seit meiner Ankunft in der Hand halte. »Wieso sollte ich mich um das Gesetz scheren, wenn niemand je erfahren wird, was hier geschieht?«
    Er versucht vor mir zurückzuweichen, doch die Ketten halten ihn – ganz zu schweigen davon, dass sein Bewegungsspielraum durch den Käfig ohnehin eingeschränkt ist. »Du willst mich – töten?«
    »Töten? Ich werde dich stark machen, Fron! Werde dafür sorgen, dass du der effektivste und beste Mensch sein wirst, der je gelebt hat.«
    Und ja, ergänze ich in Gedanken , es kann auch sein, dass ich dich töten werde.
    Mit der Düse in der Hand nähere ich mich dem Käfig noch mehr. Als ich meinen Arm ausstrecke, schreit mein Gefangener. Bettelt. Wimmert. Versucht zurückzuweichen.
    Erneut erinnert er mich an ein in die Enge getriebenes Tier.
    Dabei wird er keinerlei Schmerz verspüren. Der Kontakt mit der viralen Flüssigkeit wird lediglich dafür sorgen, dass seine Körperzellen sich bereit machen.
    Ich sprühe.
    Der Nebel benetzt seine Hand.
    »Wenn der Kontakt einmal hergestellt ist«, sage ich, »reproduziert sich das mutagene Virus, bis es alle deine Körperzellen infiziert hat. Noch zwei Stunden, Versuchsobjekt, dann wirst du bereit sein.«
    Erst als ich es ausgesprochen habe, merke ich, dass ich ihn nicht mehr mit seinem Namen angesprochen habe. Für mich ist er kein Mensch

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