Sternenfaust - 146 - Die kosmische Barriere (2 of 2)
»Ich verstehe das nicht.«
Mera-San berührte seine Schulter. »Er wollte das Ende des Krieges.« In ihrer Stimme lag Erleichterung. »Er hatte ein Einsehen.«
»Nein!« Danur-Tak stieß ihre Klaue von sich. »Er wirkte schwach. Als würde er sterben. Vielleicht wurde er bedroht.«
»Danur-Tak, er ist der Raisa. Er hat dir einen Befehl gegeben.«
Er fuhr zu ihr herum. »Das kann nicht sein! Er kann den Krieg nicht beenden! Das darf er nicht!« Sie starrten einander an. Mera-San wirkte ratlos und verängstigt ob seines Ausbruchs.
Danur-Tak wandte sich ab und ging unruhig auf und ab. »Ich muss mit Letek-Kun sprechen. So ein Unfug! Die Operation abbrechen? Bis jetzt haben die verdammten Schnabellosen uns nicht geortet und sie werden es in ihrer selbstherrlichen Überschätzung auch nicht.«
Er trat zurück an das Gerät und stellte eine Verbindung nach Kridania her. Dieses Mal eine Sichtverbindung, auch wenn die Gefahr geortet zu werden dadurch stieg. Er musste das Gespräch kurz halten.
Letek-Kun erschien auf dem Schirm. Seine blauen Augen wirkten verschleiert.
»Danur-Tak. Seine Heiligkeit ist tot. Der Parasit ist entfernt, und es gibt keinen Krieg mehr. Der Raisa selbst hat sich den Parasiten herausgeschnitten und in seinen letzten, klaren Momenten Anweisungen gegeben.«
Danur-Tak starrte auf das Gesicht des großen Kridan. In die Züge dieses langen Elends. Letek-Kun war ein Schwächling. Er spürte in sich den Wunsch, den Priester anzuschreien, ihm zu befehlen, was er tun sollte, doch wenn Letek-Kun recht hatte und der Raisa tot war, dann herrschte die Priesterkaste. Die Zeit der Tanjaj war vorüber. Wann immer ein Raisa starb, übernahmen die Priester das Zepter der Macht, bis ein neuer Raisa erwählt worden war. Jede Kriegshandlung war bis zur Volljährigkeit des neuen Raisa einzustellen.
Ich lasse es nicht zu. Wir sind so kurz vor dem Ziel. Und wenn ich mich selbst dafür ausbluten müsste, ich lasse es nicht zu!
»Danur-Tak?«, hörte er die verunsicherte Stimme des Schwächlings. »Hörst du mich? Gibt es ein Verbindungsproblem?«
Danur-Tak brach die Verbindung ab. »Ja«, sagte er zu sich selbst. »Es gibt ein Verbindungsproblem.«
Mera-San sah ihn entsetzt an. »Was tust du?«
»Ich tue, was getan werden muss.«
»Letek-Kun sagt, Seine Heiligkeit sei tot. Er würde niemals in einer solchen Sache lügen. Du musst den Krieg abbrechen, Danur-Tak!«
»Das werde ich nicht. Ich werde bis zur Schlacht keine weitere Verbindung zum Palast aufnehmen. Der Raisa hat mich zu seinem Erben erklärt. Laut ihm bin ich nun der Raisa, und bis das Volk von Kridania mir das bestätigt hat, werde ich ihnen die Schnabellosen und ihr Reich zu Füßen legen. Ich werde den Tanjaj beweisen, dass ich der Richtige bin.«
»Aber …«
»Der Raisa hat seinen schriftlichen Willen geändert«, behaarte er unnachgiebig. »Er hat es mir selbst gesagt. Im Palast liegt seine letzte Anordnung, und ich weiß, wo. Ich bin sein Zieh-Gelege, und ich soll das Reich erben. Was zählt schon, was er in seinen letzten Minuten – in der Verwirrung des Todes – gesagt hat?«
Mera-San reckte stolz den Schnabel. »Du missachtest das letzte Gebot unseres Herrschers? Das lasse ich nicht zu! Ob du Raisa wirst oder nicht, das soll sich auf Kridania entscheiden. Ja, der Raisa wählte dich zum Nachfolger. Aber er bestimmte auch das Ende des Krieges.«
»Davon wissen innerhalb dieser Flotte nur du und ich.«
»Und ich werde es ihnen verkünden.« Mera-Sans Stimme bebte vor Zorn. »Ich lasse deinen Wahnsinn nicht zu! Der Hass auf die Schnabellosen verblendet dich.«
Danur-Tak spürte, wie er ganz ruhig wurde: Es war dieselbe Ruhe, die ihn im Kampf überkam und die ihm half, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er legte den Kopf leicht schief. Seine rot funkelnden Augen betrachteten Mera-San, die soeben zu seiner Feindin geworden war.
»Sei vernünftig. Du wirst zurück in die Zelle gehen und dort deine Zeit absitzen. Gott wird mir recht geben.«
Sie ging mit schnellen Schritten zur Funkanlage. »Alle sollen erfahren, was für ein Verräter du bist! Wie kannst du den letzten Wunsch Seiner Heiligkeit missachten?«
Danur-Tak folgte ihr und packte sie mit beiden Händen am Hals.
Sie krächzte auf und schlug auf ihn ein. Er ließ die Schläge an sich abprallen. Seine Klauen drückten zu. Sie röchelte, schaffte es, sich in seinem Griff ein Stück zu drehen, sodass sie einander in die Augen sehen konnten.
Sein Blick war ausdruckslos, die
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