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Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2)

Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 147 - Blinder Hass (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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wurde sofort rot. Mulcahy tat so, als habe er es nicht gehört.
    Eins der angezeigten Sonnensysteme, die mit den umliegenden Sternen eine Anordnung bildeten, wie sie vor 40.000 Jahren existiert hatte, lag tief im Territorium der J’ebeem in Transalpha. Das zweite System war völlig unerforscht und lag in Richtung des galaktischen Zentrums. Das dritte System aber … Mary stockte der Atem.
     
    *
     
    ERLÖSER, Zweiter Raum
     
    Gott, ich bin zu schwach …
    Tagnor-Fin war nach der Szene auf dem Trainingsdeck wie benommen zurück in seine Kabine gewankt. Er konnte die Tränen, die in ihm aufsteigen wollten, nur mit Mühe zurückkämpfen, als er sich durch die Gänge der ERLÖSER einen Weg zu seinem Quartier gesucht hatte.
    Ranpur-Gun, einer seiner wenigen Freunde unter den Tanjaj, war tot, vom Mar-Tanjaj erbarmungslos ermordet.
    Nur, weil er Fragen gestellt hatte, die sich jeder Krieger wohl insgeheim stellte, wenn er sich nur gestattete, über die Situation, in der sie sich befanden, nachzudenken … War es so falsch zu hinterfragen, warum man einem Befehl folgte, der allem zuwiderlief, was man in seinem Leben als Kridan und Krieger gelernt hatte?
    Tagnor-Fin hielt es nicht mehr aus. Er musste mit jemandem über das, was er gesehen hatte, reden. Er brauchte die Meinung eines Außenstehenden, dem er alle Für und Wider unterbreiten konnte, ohne Angst davor zu haben, deswegen umgebracht zu werden! Niemand an Bord konnte ihm also helfen.
    Die Tugendwächter, die eigentlich in so einem Falle die ersten Ansprechpartner gewesen wären, standen auf der Seite des Mar-Tanjaj. Nach anfänglichen Ressentiments folgten sie dem Oberhaupt der kridanischen Flotte wie ihrem eigenen Obersten Priester. Garin-Sir, das hatte Tagnor-Fin inzwischen erkannt, war nichts weiter als eine Marionette von Danur-Tak, die sich ihm unterordnete, weil der Raisa es angeblich alles so gewollt hatte. Außerdem hatte Tagnor-Fin die Episode mit dem beiden Priestern, die ihn nach der Rede des Mar-Tanjaj in die Mangel genommen hatten wie einen ungezogenen Schlüpfling, noch nicht vergessen. Nein, die Tugendwächter schieden aus.
    Und seine Kameraden? Die waren sogar noch schlimmer, wenn es darum ging, die Andersdenkenden zu zerfleischen. Diejenigen, die nur an dem Kampf dachten und an nichts anderes – die Lieblinge des Mar-Tanjaj – machten schon jetzt keinen Unterschied mehr zwischen Kridan, die nicht genau ihrer Meinung waren, und den Schnabellosen, den eigentlichen Feinden des Reiches.
    In der Frage, ob dieser Angriff auf die Erde rechtens war, war sich jeder Tanjaj selbst der Nächste.
    Wie gern hätte er jetzt mit Ranpur-Gun gesprochen. Der Freund hatte es immer verstanden, seine Gedanken für ihn zu ordnen, ihm konnte er von seinen Ideen und Grübeleien erzählen, ohne das er Angst vor Ablehnung oder gar Feindschaft hatte haben müssen. Aber er war tot und sein Körper ohne Ehre im Recycler verschwunden.
    Deswegen stand Tagnor-Fin jetzt hier, vor dem Spind in seinem Quartier, und hielt das Kästchen mit den Heiligen Schriften in den Krallen. Deswegen überlegte er, das zu tun, was er sich aufgrund dessen, keine Schwäche zeigen zu wollen, selbst immer wieder verboten hatte.
    Gott, ich bin zu schwach …
    Er öffnete den Kasten und griff nach dem Sender, den Rivin-Tur ihm zum Abschied zugesteckt hatte. Achtlos warf er das Behältnis in den Spind. Die Plastikkärtchen mit den Gebeten fielen heraus und klapperten auf den Metallboden des Schranks. Tagnor-Fin kümmerte es nicht. Er brauchte Trost und Zuwendung, er musste spüren, dass es da jemanden gab, der ihm vertraute und der ihn liebte. Vielleicht war es ja tatsächlich das letzte Mal in seinem Leben, dass er etwas derartiges würde empfinden dürfen. Wenn Gott es so wollte.
    Er ließ sich vor seiner Schlafstatt auf den Boden nieder, nahm die rituelle Meditationshaltung ein und schloss für einen Moment die Augen. Dann drückte er die Taste an dem kleinen Sendegerät.
    Der Sender gab einen Signalton von sich, und auf dem kleinen Display erschien die Meldung, es werde eine entsprechende Vorrichtung zum Absenden eines Bergstrom-Funk-Kontaktes gesucht. Wenige Augenblicke später war das Gerät offenbar fündig geworden und wählte sich in die vorhandenen Systeme der ERLÖSER ein, ohne dass jemand davon etwas bemerkte. Die ganze Prozedur – das Einwählen, das Codieren des Signals und das Verwischen der Spuren – nahm ein paar Mika in Anspruch, in denen Tagnor-Fins Anspannung stieg. Immer wieder

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