Sternenfaust - 149 - Apokalypse
Körper. Er versuchte, hochzukommen, hob den Kopf, spürte erneut den dröhnenden Schmerz. Er stöhnte laut und fluchend auf.
»Wo bin ich?«, murmelte er, als er sich bereits wieder erinnerte.
Er war in Panik geraten. Hatte um sich geschossen. Jemand hatte ihn niedergeschlagen.
»Du hattest recht!«, rief Amanda weinerlich. »Mit allem!«
Die Menschen gaben das stets erst dann zu, wenn es zu spät war.
Noch immer kauerte Matthew auf dem Boden. Der Turn war da. Matthew wusste, was das bedeutete.
In diesem Moment schwirrte eine Sicherheitsdrohne heran. Es war eine Kugel, gerade mal so groß wie ein Apfel. Sie bewegten sich durch selbst erzeugte Antrigrav-Felder und mussten sich nur alle drei Stunden aufladen.
»Sie wurden als Sicherheitsrisiko eingestuft«, erklang eine künstliche Stimme aus der Drohne.
Sicherheitsrisiko , ging es Matthew durch den Kopf. Turn!
Der Turn !!!
»Verschwindet von hier«, rief Matthew. Noch immer konnte er seine Augen nicht ganz öffnen.
»Matthew!«, rief Amanda. »Was ist los?«
»Dad!«, rief Luke verzweifelt, und anstatt seiner Anweisung zu folgen, hatte er sich neben ihn gekauert.
»Geht weg!«, keuchte Matthew hustend, da hörte er schon das leise Ploppen.
Kurz darauf bohrte sich ein brennender Schmerz in seine Brust. Es war nur ein winziger Pfeil, aber es fühlte sich an, als hätten ihn die Lanze eines j’ebeemischen Drachenkämpfers getroffen.
Der Minipfeil pumpte nur 0,2 Milligramm Kaliumchlorid-Phenol-Konzentrat in seine Herzmuskeln. Doch bereits diese Menge war absolut tödlich.
Sein Herz verkrampfte. Es schlug nicht mehr. Es blieb stehen und schnürte ihm die Kehle zu.
Der grauenhafte Schmerz breitete sich in seinem Körper aus, als ob man sein Blut gegen Säure ausgetauscht hätte.
Matthew hörte noch, wie Amanda laut zu schreien anfing: »Was ist hier los?«, brüllte sie die Drohne an. »Mein Mann lag bereits am Boden!«
»Nicht!«, versuchte Matthew zu keuchen, doch aus seinem Mund trat nur ein Stöhnen.
Seine Muskeln waren gelähmt. Er konnte sich nicht einmal vor Schmerzen winden. Er konnte nicht schreien. Er konnte nichts tun. Die grausame Agonie war alles, was er noch fühlte.
Jetzt konnte er nur noch den Tod herbeisehnen.
»Sie wurden als Sicherheitsrisiko eingestuft«, hörte er noch die Maschine sagen. Das Ploppen des Pfeils nahm er nicht mehr wahr, dafür rauschte der Schmerz bereits zu sehr in seinen Ohren.
Was er jedoch hörte, das war der Schrei seiner Frau.
Tränen schossen ihm in die Augen.
Diese Maschine hatte also auch seine Frau erschossen. Weil sie darauf programmiert war. Weil der Turn es vorschrieb. Alle Sicherheitsrisiken mussten sofort eliminiert werden.
Dann hörte Matthew den verzweifelten Ruf seines Sohnes.
Luke! Nicht auch noch Luke! Er hat nichts getan.
Dann wurde alles um ihn herum schwarz, und der Schmerz und die Angst hörten endlich auf.
*
Luke zitterte.
Nein, sie waren nicht tot! Sie konnten nicht tot sein! Seine Eltern mussten noch leben. Sie waren sicher nur betäubt.
Atmete sein Vater noch? Hatte er nicht gerade gesehen, dass er noch atmete.
Dann sah Luke diese mörderische Kugel an. Er wollte etwas sagen. Er wollte sie beschimpfen. Doch alles, was er spürte, war die unendliche Angst, die ihn überfiel, und die wie ein gemeines Gift durch seinen Körper rauschte.
Plötzlich konnte Luke nur noch an eines denken. Nicht an seinen Vater. Nicht an seine Mutter. Er konnte nur noch an sich denken. Und daran, dass er nicht sterben wollte.
Panisch hob er die Hände und rief: »Ich ergebe mich! Ich bin kein Sicherheitsrisiko!«
Luke zitterte. Seine Zähne klapperten.
Er fragte sich, ob er es noch mal wiederholen sollte, oder ob diese Todeskugel gerade das zum Anlass nehmen würde, auf ihn zu feuern.
»Bitte«, murmelte er tonlos. Natürlich wusste er, dass Mitleid sicher nicht Bestandteil der Programmierung dieser Sicherheits-Drohne war. Dennoch wollte er um sein Leben betteln.
Luke konnte nicht sagen, ob es Tränen des Zorns oder der Angst waren, die in seine Augen schossen. Er zitterte am ganzen Leib und konnte immer nur eines denken: Ich will nicht sterben!
Er war ein Feigling. Er war ein erbärmlicher Feigling. Und er hasste sich dafür. Seine Eltern lagen am Boden, und er bettelte bei der Sicherheitsdrohne, die seine Eltern erschossen hatte, um sein Leben.
Die Kugel verharrte kurz und flog dann – ohne Kommentar oder Hinweis – lautlos weiter.
Luke hatte so große Angst, dass er sich nicht
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