Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)
aus Stuttgart nicht weit bringen.
Ein Eselskarren bog wenige Meter vor Younes um die Ecke und in die Gasse, die er entlang rannte, versperrte ihm den Weg. Der Marokkaner presste sich an eine unverputzte Hauswand und ließ das Gefährt passieren. Als er endlich weiter konnte, war von Johannes keine Spur mehr zu sehen.
Abermals fluchte er.
Vielleicht ist er einfach nur abgebogen. Da vorne um die Häuserecke?
Es war möglich. Schließlich kannte sich Johannes nicht gut genug aus, um zielsicher durch diese Straßen zu navigieren. Younes musste es versuchen. Schnell eilte er an die besagte Ecke, bog in die Gasse ein – und erstarrte.
Der Fes. Der Filzhut seines Vaters lag auf dem Boden. Und die Gasse war menschenleer.
Das ist unmöglich. Der Hut ließ keinen Zweifel daran, dass Johannes’ hier entlang gekommen sein musste – nur war das absurd. Denn diese Gasse endete keine fünf Meter vor dem marokkanischen Studenten an einer gut und gerne drei Meter hohen, glatten Wand!
Younes sah sich um. Keine Türen, keine Fenster. Nichts als Mauern umgaben ihn. Es gab nur einen Weg, aus dieser Sackgasse zu gelangen, und hätte Johannes ihn eingeschlagen, hätte er ihm entgegenkommen müssen.
Also kann er nicht hier gewesen sein , sagte Younes’ Verstand.
Und doch war er es , schien der Filzhut zu entgegnen, den er aufgehoben hatte und nun nachdenklich in den Händen hielt.
Younes zuckte zusammen, als das Räuspern erklang. Direkt hinter ihm. Ein Franzose? Dabei hatte er niemanden kommen hören …
Als er sich umwandte und sah, wer plötzlich vor ihm stand, setzte seine Atmung aus. Ungläubig riss er die Augen auf.
Peter Lafer sah gut aus, gesund und kräftig. Sein kurzes blondes Haar war sorgsam gescheitelt und glänzte nahezu im Sonnenlicht. Sein weißes Hemd unter den Hosenträgern erstrahlte so hell wie die Flügel eines Engels.
»P… Peter?«
»Schön dich zu sehen, Younes«, sagte die Erscheinung leise. Erst dann bemerkte Younes die Schusswaffe in ihrer rechten, ausgestreckten Hand. Die, die direkt auf Younes’ Brust zielte. »Und jetzt mach’s gut, alter Freund.«
Younes El Maati kämpfte noch um Verständnis, als ein kalter, grässlicher Schmerz durch seinen Brustkorb schoss und die Welt, wie er sie kannte, mit sich nahm.
Kapitel 7 – Am Ende des Weges
Einstein, 6. November 2271
Das Gebäude war ein Architektur gewordener Albtraum. Klobig und schwarz stand es vor ihnen, schien bis in den Himmel zu reichen. Und nur die vielen erleuchteten Fenster machten deutlich, dass das Rechteck aus Stein und Glas nicht zur Nacht gehörte, die über die Genetics-Welt gekommen war.
»Und Sie sind sicher, dass wir hier richtig sind?« William Beaufort klang alles andere als überzeugt. Der Christophorer-Meister hatte Danas Ankunft vorbereitet und erste Nachforschungen vor Ort betrieben, ohne Danas entscheidende Informationen aber wenig erreichen können. Nun standen er und der ehemalige Captain der STERNENFAUST vor dem gläsernen Eingangsbereich des Krankenhauses und sahen sich fragend an.
Zumindest William. Dana war längst über Zweifel hinaus. »So sicher, wie ich mir in dieser ganzen Sache überhaupt sein kann«, antwortete sie und lachte humorlos auf.
»Also gar nicht.« Der Mönch nickte resignierend.
»Ach, machen Sie mal einen Punkt, William. Sie selbst haben gesehen, dass die Spur hierher führt.« Die Spur. Damit meinte sie die spärlichen Informationen, die sie wider Erwarten doch noch aus ihrer Mutter herausbekommen hatte. Ein Genetic hatte die schwangere Saito tatsächlich einst behandelt. Es hatte Dana mehrere Gespräche mit Fluglinien, Archivaren und übel gelaunten Kundendienstmitarbeitern sowie einige eingeforderte Gefallen gekostet, dieser Tatsache einen Namen hinzufügen zu können.
Finn I. Chaineux. Praktizierender Arzt. Letzte bekannte Arbeitsstelle: Mount Helens Hospital, Einstein.
Das Gebäude, vor dem sie nun stand.
»Schöne Spur«, murmelte William ungewohnt spöttisch. »Unsere bisherigen Kontaktversuche haben uns ja schon sehr viel gebracht.«
Dana nickte. Während der vergangenen Tage hatten sowohl sie als auch William mehrfach das Gespräch mit Chaineux gesucht, waren aber nicht einmal in die entsprechende Abteilung – die Entbindungsstation – des Hauses vorgedrungen. Fernmündlich gebe man keine Auskünfte, so der Tenor aller Krankenhausangestellten, die das Pech gehabt hatten, Danas und Williams Anrufe entgegen zu nehmen, und über das Personal ohnehin
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