Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)
kommt man bei ihr weiter.«
Zeisig war inzwischen aufgestanden und in ein Nebenzimmer geeilt, um ihnen die gewünschten Informationen zu besorgen – Daten über Dr. Finn I. Chaineux.
Dana sah ihren Begleiter groß an. »Sie sind ja ein richtiger Süßholzraspler, William.« Solange sie den Mann kannte, hatte sie ihn stets als eher schüchternen, vergeistigten Menschen erlebt. »Oder ein verdammt guter Schauspieler.«
Irrte sie sich, oder errötete er unter den hellbraunen Haaren? »Letzteres, Dana«, sagte er und sah peinlich berührt zu Boden. »Das garantiere ich Ihnen. Wenn überhaupt.«
»Jedenfalls hat Ihr Vorgehen uns weitergebracht. Hut ab.«
Er zuckte mit den Achseln. »Ich habe mir einfach erlaubt, es mit der Methode Ross zu versuchen – so heißt übrigens der Attraktivere der beiden Gesprächspartner unserer Frau Zeisig, wie sie mir verriet. Mit rossschem Charme statt greenscher Sturheit.«
Dachte ich’s mir doch. Dana schmunzelte. Mister Zahnpastalächeln wickelt die hier alle um den Finger. Und ausgerechnet William Beaufort machte es ihm nach. Zeichen und Wunder …
Als Zeisig wieder an ihrem Platz erschien, hielt sie einen winzigen Datenträger in der Hand, den sie nun mit ihrer Arbeitsstation verband. »Sie müssen die Umstände verzeihen, Meister William«, sagte sie freundlich. »Um den Zentralspeicher unseres Hauses zu entlasten, hat die vorige Administration alle Daten, die älter als fünfzig Jahre sind, vor einiger Zeit auf externe Speicher ausgelagert, und auf die kann ich nicht über das Netz zugreifen. Es ist alles ein wenig … umständlich, wenn Sie mich fragen. Aber hier, bitte. Das sollte Ihre Fragen beantworten.« Damit reichte sie dem Christophorer den kleinen Datenträger und deutete in eine Ecke des großen Foyers, in der mehrere Terminals nebeneinander aufgereiht standen, als seien sie zu just diesem Zweck da.
Dana und William zögerten nicht lange. Nachdem sie sich bedankt hatten, traten sie an die Interfaces, verbanden den Datenträger mit einem von ihnen und riefen sich die Unterlagen auf.
Dann …
»Da muss ein Fehler vorliegen.« William klang verwunderter, als er sich vermutlich eingestanden hätte.
»Wollen wir’s hoffen«, murmelte Dana.
Der Monitor zeigte die Kurzbiografie des vor fünfzehn Jahren verstorbenen Mediziners und eine Liste von Dokumenten – doch diese waren leer. Völlig leer.
»Wer speichert denn leere Textdateien ab?«, fragte William gedankenverloren.
Dana schluckte. Ich glaube, die Frage ist eher, wer deren Inhalte nach der Speicherung löscht , dachte sie. Und warum.
Sofort begaben sie sich zurück zu Zeisigs Arbeitsplatz, doch die matronenhafte Krankenhausmitarbeiterin konnte ihnen nicht mehr sagen, als sie bereits wussten. Eine Erklärung für die rätselhaft inhaltslosen Dateien hatte sie ebenfalls nicht zu bieten. Und so sehr Dana dies als Lüge interpretieren wollte, so sehr spürte sie doch, dass Zeisig die Wahrheit sprach.
Die Suche nach Antworten hatte sie zu einem Rätsel geführt. Chaineux war tot – und seine Unterlagen waren allem Anschein nach großflächig »bereinigt« worden. Weshalb? Und von wem?
»Gibt es hier im Haus denn noch Angestellte, die mit ihm zusammengearbeitet haben?«, wollte die ehemalige Kommandantin der STERNENFAUST wissen. »Personen, die in Chaineux’ Projekte eingeweiht waren?« Mit wenigen Worten umschrieb sie Zeisig, was sie sich dank Saitos Erinnerungen und aus ihrer eigenen Recherche hatte zusammenreimen können.
Zeisig hob die Brauen. »Bedaure, aber das ist über fünfzig Jahre her …« Erst jetzt schien ihr aufzugehen, dass das Äußere der Person, die vor ihr stand, nicht mit dem Inhalt ihres Berichtes übereinzustimmen schien. Dana sah ihr regelrecht an, dass sie sich veralbert vorkam. »Ich bezweifle, dass heute noch Personen aus dieser Zeit zu unserem Stab gehören.«
»Könnten Sie nicht noch einmal in ihren Akten nachsehen?«, bat William sanft. »Für mich?«
Zeisig sah ihn an und seufzte theatralisch. »Für Sie, William«, betonte sie und warf Dana einen mehr als missbilligenden Blick zu. Dann kehrte sie in den Nebenraum zurück, in dem die alten Daten lagerten.
Zehn Minuten vergingen. Dana war schon überzeugt, Zeisig habe sich schlicht verabschiedet, da trat die Frau in Weiß wieder zu ihnen, in der Hand ein weißes Blatt Papier. »Hier, bitte«, sagte sie. »Ich habe Ihnen die Namen ausgedruckt.« Einen weiteren Datenträger war Dana ihr offensichtlich nicht wert. »Das sind
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