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Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)

Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 151 - Für die Menschheit! (1 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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weiß nicht, was sie ihm angetan haben?« Er seufzte und schien sich wieder zu beruhigen. »Younes, ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Die … die Reise hierher, die Passage auf der Stormbride … Aber ich will das nicht, verstehst du? Ich bin des Fliehens müde.«
    Younes verstand sehr wohl. Genau das machte es so furchtbar. Seit Wochen war er mit seinem Studienkollegen und einstigen Nachbarn auf der Flucht. Ihm und seinem prall gefüllten Geldbeutel war es zu verdanken, dass Johannes Lichter sein unerträglich gewordenes Heimatland verlassen hatte und hierher gelangt war – in die Stadt an der Atlantikküste, die in seinen Breiten Casablanca hieß.
    Als Erbe eines beträchtlichen Vermögens war es dem gebürtigen Marokkaner ein Leichtes gewesen, sein in Deutschland begonnenes Studium und seine dortigen Zelte abzubrechen, als er sah, was die Nazis mit Menschen machten, die ihrem Ideal nicht entsprachen. Menschen wie Peter, zum Beispiel. Menschen, die sich Partner des gleichen Geschlechts suchten.
    Homosexualität war Younes’ Sache nicht, doch als fortschrittlicher und gebildeter Bürger seines Landes glaubte er felsenfest daran, dass jeder das Recht besaß, sich auch in diesen Dingen frei entfalten zu dürfen. Dass ein staatlicher Eingriff in die Privatsphäre eines Menschen unmoralisch war. Und Mord – denn nichts anderes hatten die Stuttgarter Offiziellen an Johannes’ Gefährten begangen, ganz egal wie sie selbst es zu nennen pflegten – ohnehin. Also hatte er gehandelt. Um wenigstens den einen verbliebenen Freund, den er in Deutschland gefunden hatte, vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren. Und nun offenbarte ihm dieser, aufgeben zu wollen.
    »Was soll ich denn in Amerika?«, fuhr Johannes fort – langsam und geduldig, als spräche er zu einem lernenden Kind. »Da wartet nichts auf mich. Mein … Mein Lebenskontext war Peter. Und jetzt …« Seine Stimme brach. Tränen schossen in seine Augen.
    »Was du da sollst?« Younes brodelte innerlich, gab sich aber beherrscht. Bloß keine Aufmerksamkeit erregen. »Du sollst leben, du Narr! Hörst du? In einem freien, gerechten Land tun und lassen dürfen, was immer dir beliebt. Die Zukunft wartet auf dich, Johannes Lichter. Nicht weniger als das!«
    Er begriff es einfach nicht. Die Trauer hatte ihm nicht nur den Lebensmut, sondern auch den Verstand geraubt. In diesem grauenvollen Moment auf dem Marktplatz, umgeben von zahlreichen Menschen, glaubte Younes El Maati zum ersten Mal überhaupt, dass selbst sein Geld und seine Kraft nicht ausreichten, den Freund noch zum Weitermachen bewegen zu können. Vielleicht kam es schon einem kleinen Wunder gleich, dass er Johannes überhaupt nach Ad-Dār al-Baydā bekommen hatte.
    Johannes sah ihn an. Er schien ruhig geworden zu sein, wieder gefasst. Bei sich. Und er lächelte. »Ich danke dir, Younes. Für alles.« Dann breitete er die Arme aus, drückte ihn kurz an sich …
    … und rannte fort!
    Binnen eines einzigen Augenblicks hatte sich der Deutsche von seinem marokkanischen Führer gelöst, auf dem Absatz kehrt gemacht und war in der Menschenmenge verschwunden.
    »Joha…« Erst mitten im Wort begriff Younes, dass er den Namen nicht rufen durfte, ohne zu riskieren, ihre Tarnung auffliegen zu lassen. Stattdessen stieß er einen Fluch in seiner Landessprache aus und setzte dem Freund nach. Hektisch bahnte er sich einen Weg durch die Massen, rempelte Passanten an und schubste Einkäufer unsanft beiseite. Nur Johannes sah er nirgends.
    Was gebe ich ihm auch unauffällige Kleidung? , dachte er verzweifelt. Er sieht aus, wie jeder andere hier.
    Nichts anderes war der Plan gewesen. Nur Johannes’ Verhalten war nicht Teil dieses Plans.
    Da! War das nicht der Fes mit der dunkelblauen Quaste? Younes’ verstorbener Vater hatte die Kopfbedeckung einst aus den edelsten Materialien anfertigen lassen – ein absolutes Unikat. Entsprechend sicher war sich Younes nun, sie wiederzuerkennen.
    Ihr Träger hatte den Rand des Marktplatzes erreicht und eilte, unbeachtet von der französischen Miliz, in eine der zahlreichen Seitengassen.
    Hart klapperten seine Schuhsolen auf dem unebenen Pflaster.
    Younes drängte jegliche Gedanken an die Stormbride und Amerika beiseite. Es war egal, wie viele Franc er für die Passage hinblättern und wie viele Gefallen er hatte einfordern müssen, um sich und dem jungen Deutschen die Möglichkeit zu geben, den Kontinent zu wechseln. Was zählte, war Johannes. Allein würde es der Mann

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