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Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil

Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil

Titel: Sternenfaust - 165 - Tachyonen-Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymous
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wirken.
    »Verstehen Sie irgendetwas, Private Shaw?«
    Mitch brauchte einen Moment, bis er begriff, dass Sergeant Seyam ihn angesprochen hatte. So entsetzt war er ob der Situation. »Was? Nein, Sir. Ich … Ich verstehe gar nichts mehr.«
    Aber das stimmte nicht, oder? Tief drin verstand er ganz genau. Er wollte es nur nicht verstehen.
    Doch schon sollte er den Beweis erhalten, wie richtig sein Instinkt lag. Denn der Kuttenträger mit dem Nadler holte mit der freien Hand aus … und stieß Mustafa Seyam vom Dach!
    Der Sergeant schrie überrascht auf, hatte sichtlich nicht – noch nicht? – mit der Attacke gerettet, und er ruderte mit den gebundenen Extremitäten. Doch es half nichts. Der Sturz war kurz, und noch bevor Mitch ganz begriffen hatte, was geschehen war, trieb Sergeant Seyam auch schon drei Meter unter ihm im dunklen Wasser des Beckens.
    Dabei war Treiben der falsche Begriff. Diese eigenartige Flüssigkeit – und Mitch hegte keinerlei Zweifel daran, dass er in seiner Einzelzelle davon getrunken hatte – mochte wie Wasser aussehen, ihre Konsistenz erinnerte allerdings weitaus mehr an Treibsand. Sergeant Seyam war mit den Beinen voran hineingestürzt, kniete nun quasi auf und in der zähen Brühe. Und er schrie, wie Mitch Shaw noch nie ein Wesen hatte schreien hören!
    Zentimeter für Zentimeter sank der sich wie wahnsinnig windende Sergeant tiefer, während überall, wo seine Haut die Flüssigkeit berührte, blassblaue Flammen aus dieser aufstiegen. Mitch sah sie seinen Leib versengen. Brandblasen entstanden und machten zunichte, was Private Messings Dermalregenerator in langen Stunden Arbeit mühsam geheilt hatte.
    Der Anblick verschlug Mitch die Sprache. Instinktiv hatte er vorspringen und seinen Sergeant retten wollen – wenngleich er nicht wusste, wie dies überhaupt noch bewerkstelligt werden sollte –, doch der schlaksige Hüne in der groben Kutte hatte ihn kurzerhand am Haar gepackt und zurückgezwungen.
    »Er stirbt doch!«, fuhr Mitch das Wesen nun an, ungeachtet jeglicher Konsequenzen. »Verflucht, ihr bringt ihn um!«
    Ein Blick in die Reptilienaugen bewies ihm, was er innerlich ohnehin wusste: dass nichts anderes der Plan gewesen war. Dies war kein Versuch, Erstkontakt mit Außenweltlern zu etablieren. Kein Beginn einer diplomatischen Beziehung. Nein, hier ging es um etwas deutlich Einfacheres.
    Um zwei Lebewesen, die das Heiligtum dieses Kultes entweiht hatten.
    Und die nun den Preis dafür zahlten.
    Fassungslos sah Mitch zu, wie sein Vorgesetzter bei lebendigem Leib verbrannte, aufgezehrt vom Feuer des eigenartigen Beckens, in dem er verging. Mitch wollte wegsehen, rennen, schreien – wollte alles zugleich, und doch durfte er nicht. Der harte Griff des Hünen ließ ihm keine andere Wahl, als zuzuschauen. Und wann immer Mitch die Augen schloss, spürte er alsbald den kalten Lauf des Nadlers an seiner Hüfte. Eine eindeutige Botschaft.
    Es dauerte Minuten. Mindestens. Und selbst als es endlich zu Ende war, war Mitch Shaw, als höre er Sergeant Seyams Schreie noch immer. Als seien seine Ohren für alles andere taub geworden.
    Auf ewig.
     
    *
     
    Panik.
    In blinder Angst sah Mitch sich um, sah zu dem gnadenlosen Riesen neben und dem erwartungsvollen dreckigen Dutzend unter sich, suchte nach Erbarmen. Und fand keines.
    »Das könnt ihr nicht machen«, hauchte er und wusste nicht, ob die Worte überhaupt noch hörbar aus seinem bibbernden Mund drangen. »Das dürft ihr nicht.«
    Doch sie taten. Schon spürte er die kalte Luft an seinen Zehen und fand sich direkt an der Kante des Daches wieder. Sein Herz hämmerte wie wild. Sein Atem ging stoßweise. Seine Gedanken waren bei Emma. Immer nur Emma.
    Als er die Hand des Hünen an seinem Rücken spürte, schloss Mitch Shaw die Augen und mit dem Leben ab.
    Eine Sekunde später begann die Hölle.
    Lautes Zischen erfüllte die Umgebung. Es klang wie ein dampfender Wasserkessel, ein einfahrender Dampfzug, ein …
    Ein »Devil«-Geschoss!
    Die Explosion, die folgte, ließ das Dach erbeben und hätte Mitch fast zu Fall gebracht. Er öffnete die Augen wieder, doch es war bereits geschehen. Die Szenerie unter ihm hatte sich grundlegend verändert. Eines der Gebäude war nur noch ein dampfender Trümmerhaufen in einem meterbreiten Erdkrater. Die Reptilienwesen eilten mit ihren Fackeln zwischen den Häusern umher, ratlos und aufgebracht. Der Zeremonienmeister neben Mitch sah ihn an, als habe er Gottes Zorn über sich und die seinen gebracht. Die Hand

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