Sternenfaust - 166 - Invasionsstufe Zwei
Kasten auf das Band auf.
Es war heiß und stank grauenvoll nach Kot und Urin.
Plötzlich hörte Stefoor das leise Sirren von rotierenden Nadeln, die er in der matten Dunkelheit für eine Sekunde hellblau aufleuchten sah.
Sein Herz trommelte wild, als sich die Nadeln in seinen Körper bohrten. Sie frästen sich in seinen Kopf, in seinen Hals, in seine Brust und in seine Arme.
Stefoor riss den Mund auf, um zu schreien, doch ihm fehlte die Luft, um Laute auszustoßen!
Es fühlte sich an, als würde eine Art Säure in seinen Körper gespritzt.
Endlich saugte Stefoor Luft ein und schrie mit allen Kräften den Schmerz hinaus. Sein Brüllen dröhnte in der kleinen Kammer schrill und fremdartig.
Doch es war niemand da, der darauf hätte reagieren können.
Endlich zogen sich die Nadeln zurück, doch das Brennen blieb.
Stefoors Mund war trocken, sein ganzer Körper klebte und stank vor Schweiß. Alles drehte sich.
In diesem Moment sah er wieder etwas Licht. Panisch blickte er um sich, als sich das Fließband in Bewegung setzte.
Ich weiß noch, wer ich bin , ging es ihm durch den Kopf, während sich die Welt um ihn drehte.
Langsam bewegte er seinen Fuß und dann seine Hände. Nur um zu testen, ob sie noch seinem Willen gehorchten.
Plötzlich wurden die Fesseln gelöst und Stefoor rutschte zu Boden.
Seine Knie zitterten, und es dauerte, bis er wieder einen festen Stand hatte.
Und da sah er sie!
Die Bürger von Ebot-Mar!
Sie bildeten eine Reihe und schritten wie von einem lautlosen Kommando angetrieben voran.
»He, hörst du mich?«, rief er einem jungen Mann zu, doch der reagierte gar nicht.
Erst jetzt sah Stefoor all die Fließbänder, die an diesem Platz zusammenkamen. Alle, die das Band verließen, liefen zielstrebig voran, so als wüssten sie instinktiv, was ihre Aufgabe ist.
Alle, nur ich nicht! Bei mir hat es offenbar nicht geklappt.
Stefoor zitterte am ganzen Körper.
Sie alle sind in geistlose Maschinen verwandelt worden. Alle außer mir.
Das bedeutete auch: Er war die letzte Hoffnung der Bürger von Ebot-Mar. Und als ihm das bewusst wurde, wäre es ihm fast lieber gewesen, er wäre auch eine dieser Marionetten geworden.
*
Orbitalstation Makato III, geostationärer Orbit über dem afrikanischen Kontinent, 16. September 2272, 9.54 Uhr
Noch immer musste sich Vince beherrschen, wenn die winzigen Kamerakugeln anfingen, um ihn herumzuschwirren. Am liebsten hätte er sie wie lästige Insekten vertrieben.
Hier stand er nun mit der Solaren Delegation und mehreren Wanagi und versuchte, ein interessiertes Gesicht zu machen.
Auf der anderen Seite befanden sich ganze Scharen von Reportern und Pressesprechern. Sie alle bevölkerten die siebeneckige Eingangshalle der dritten Erd-Orbitalstation der Wanagi.
Die dritte bereits , dachte Vince und runzelte die Stirn. Es war unglaublich, mit welcher Geschwindigkeit die Wanagi in diesen Dingen vorgingen.
Es war mit den Wanagi vereinbart worden, dass noch bis zum Ende des Jahres zwei weitere Orbitalstation errichtet werden würden. Mithilfe modernster Techniken und scheinbar grenzenloser Ressourcen zauberten die Wanagi diese Stationen quasi aus dem Nichts.
Die Stationen waren riesig, dreimal so groß wie die Carrierschiffe des Star Corps. Es war schlichtweg nicht möglich, von ihrer Größe und glitzernden Schönheit nicht beeindruckt zu sein.
Noch prächtiger wirkten sie in ihrem Inneren. Über die Wände flirrten kunstvolle Projektionen mit abstrakten Farbspielen und Naturaufnahmen von Makato Zan.
Überall auf der Erde gab es inzwischen medizinische Zentren, von denen aus die unzähligen Orbitalshuttles starteten, welche die Patienten zu den Gesundheits-Habitaten brachten, wo sich die Menschen schnelle Heilung erhofften.
Die Arbeit lief wie am Fließband.
Es war ungeheuerlich. Medizinische Prozeduren, für die man selbst auf den hochmodernen Genetic-Welten Monate benötigte, erledigten die Wanagi in wenigen Minuten.
Die Nachuntersuchungen übernahmen die Hospitäler auf der Erde, viele davon in enger Zusammenarbeit mit der GalAb. Man testete die genesenen Patienten gründlich und suchte in ihren Körpern nach versteckten Bio-Chips, wie man sie aus dem Gemini-Krieg kannte. Um zu überprüfen, ob man die Bürger der Solaren Welten nicht gegen Klone austauschte, verabreichte man einigen zufällig ausgewählten Patienten vorab speziell programmierte Tarn-Naniten, die mit einem hochcodierten und angeblich fälschungssicheren digitalen Wasserzeichen
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