Sternenfaust - 166 - Invasionsstufe Zwei
stand Eysel Peyot vor ihm.
Stefoor erschrak, zugleich war er erleichtert, ihn zu sehen.
»Mitkommen!«, rief Eysel. Stefoor stutzte einen Moment. Eysel hatte auf Solar gesprochen.
Stefoor hatte einst für ein Semester { * } Solar an seiner Schule belegt. Er hatte es schließlich wieder aufgegeben. Die Sprache war simpel, eine Beleidigung für die Intelligenz. Warum sollte er die Sprache einer so minderwertigen Spezies wie die J’erde lernen?
Das meiste hatte er inzwischen vergessen, er verstand nur noch einige Brocken. Doch die Bedeutung des Wortes »mitkommen« war ihm bekannt.
»Eysel?«, rief Stefoor, und da erst fielen ihm dessen abwesender Blick und seine unnatürlichen, beinahe mechanischen Bewegungen auf.
Im gleichen Moment durchzuckte Stefoor wieder der Schmerz, der in seinem ganzen Körper zu explodieren schien. Es war, als ob seine Eingeweide Feuer fingen, als ob seine Zähne explodierten und sich lange Nadeln durch seine Schädeldecke bis ins Rückenmark bohrten.
Als die Qualen nachließen, musste Stefoor gegen einen Brechreiz ankämpfen.
Eysel zog an Stefoors Leine und brachte ihn zum Taumeln. Stefoor unterdrückte die Schmerzenslaute. Er wagte nicht, noch irgendetwas zu sagen.
Schließlich deutete Eysel auf eine Kammer, und ohne Widerstand ging Stefoor hinein. Seine Hände waren eiskalt und zitterten, als er plötzlich spürte, wie er von Metallklammern ergriffen und in die Höhe gezogen wurde.
Stefoor wehrte sich dagegen, doch es war aussichtslos. Die Klammern hielten alle seine Glieder so fest, dass er sich nicht mehr rühren konnte.
Schon spürte er in seinen Waden einen pochenden Krampf, doch es war ihm unmöglich, eine andere Position einzunehmen.
Erst jetzt erkannte Stefoor, dass er sich auf einer Art Fließband befand, das senkrecht an der Wand entlangführte.
Neben ihm hing eine weibliche J’ebeem in seinem Alter; sie weinte und blickte ihn mit entsetzten Augen an.
»Was passiert hier mit uns?«, rief er ihr zu.
»Sie …«, keuchte sie, während sich das Fließband langsam in Bewegung setzte. »Sie machen irgendwas, damit wir willenlos werden.«
Die Wand war nicht höher als drei Meter. Weiter oben waren die Räume offen, und darüber wölbte sich eine gigantische Kuppel, von der ein diffuses, neonfarbenes Licht abgestrahlt wurde.
Immer wieder hallten Schreie durch das riesige Kuppelschiff.
Weiter oben, auf einer Empore, sah Stefoor die Gestalt eines jungen Mannes.
War es ein J’ebeem?
Der Fremde sah nicht viel älter aus als er selbst. Er hatte fast nichts an und blickte mit kalten Augen hinab auf sein Sklavenreich.
Dann erst erkannte es Stefoor. Das war kein J’ebeem.
Das war ein J’erde!
Die J’erde und die Morax schienen gemeinsame Sache zu machen!
Erneut setzte sich das Band in Bewegung und hielte vor einer riesigen Metallbox, die sich langsam auf die J’ebeem herabsenkte.
In diesem Moment hörte Stefoor, wie das Mädchen aufschrie. Er hielt krampfhaft die Augen geschlossen, so als könnte er dadurch all das Grauen ausblenden, könnte dieser Welt entfliehen und sich in sich selbst zurückziehen.
Er stellte sich vor, gar nicht hier, sondern in einer Drachengrube zu sein. Und er würde sie besiegen! Alle Drachen würde er schließlich besiegen.
Es half nichts. Die Schreie, die Gerüche und das Vibrieren des Laufbands waren stärker. Sie verhinderten, dass er dieser Wirklichkeit entkam, und bei geschlossenen Augen hallten die Schmerzensschreie der anderen nur noch lauter in seinem Kopf.
Also riss er die Augen wieder auf.
Die Stahlkammer neben ihm hob sich. Stefoor wagte kaum, einen Blick auf das Mädchen zu werfen. Das Mädchen, dessen Namen er noch nicht einmal kannte.
Langsam drehte sie ihren Kopf zu ihm und sagte: »Wir dienen den Alphas!« Es war Solar gewesen, doch er hatte das Wort »dienen« verstanden.
»Wehr dich dagegen!«, rief er ihr zu, doch sie wiederholte nur: »Wir dienen den Alphas.«
In diesem Moment setzte sich das Band erneut in Bewegung.
Stefoor biss die Zähne zusammen.
Seine zwei Herzen rasten.
Wie es wohl war, wenn man zum geistlosen Zombie wurde? Endete das Bewusstsein? Starb man und war nur noch eine leblose Hülle?
So wäre es ihm am liebsten gewesen.
Viel schlimmer fand er die Vorstellung, bei vollem Bewusstsein zu bleiben, ohne den eigenen Körper kontrollieren zu können.
Das Band stoppte, und Stefoor schrie ein lautes »Nein!«, heraus, als sich der Metallkasten über ihn senkte.
Mit einem dumpfen Knall setzte der
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