Sternenfaust - 169 - Hakaamya upo (2 of 2)
Cyprinor-Fischzuchtanlagen auf Helematar.
Turanor und Kangaara trugen Izanagi zu dem umgekippten Baum, der nur ein kleines Stück von ihnen entfernt war. Der zwanzig Meter lange Stamm hatte eine graugelbe Farbe und wirkte wie ein riesiger Wurm. Im Näherkommen erkannte Turanor, dass die Rinde, die man eher als Haut bezeichnen konnte, halbtransparent war. Es gab keine Äste, sondern nur einen riesigen, rötlichen Fächer, der die Krone des »Baumes« bildete. Er bestand aus mehreren gewaltigen Blättern, die blütenartig angeordnet waren.
»Vielleicht eher ein Tier als eine Pflanze …« , vermutete Turanor, als sie mit Izanagi den gefällten Stamm erreichten. Durch die halbtransparente Haut waren Gebilde erkennbar, die an Organe erinnerten.
»Das vermute ich auch« , erwiderte Kangaara. »Schau!« Sie streckte die Hand Richtung Wald aus, dessen Saum sich nur fünfundzwanzig Meter entfernt befand. Tatsächlich war bei genauem Hinsehen erkennbar, dass, in jedem Stamm ein größeres Organ pochte, ähnlich einem Herzen, das Blut pumpte. »Dieses Exemplar hier scheint tot zu sein« , fügte sie hinzu.
»Ja.« Turanor trat mit der Fußspitze vorsichtig auf eines der den Boden bedeckenden Blätter, das bestimmt eine Fläche von fünf Quadratmetern aufwies. Nichts geschah.
Vorsichtig betteten die beiden Izanagi auf das Fächerblatt.
»Diese Wesen scheinen vom Sonnenlicht zu leben.« Turanor blickte hoch zu den Fächerkronen der baumartigen Lebewesen. Die einzelnen Blätter waren so weit aufgeklappt, dass sie eine Ebene bildeten und wie ein riesiger Schirm wirkten, der zur Sonne hin leicht gekippt war. Ungewöhnlich erschien Turanor die offensichtlich dichte Struktur der Blätter – das Sonnenlicht kam keinen Millimeter hindurch, und Iskandars Strahlen drangen nur durch die kleinen Lücken, die sich zwischen den einzelnen Pflanzen auftaten, als scharf gezeichnete Lichtstangen bis auf den Boden.
Turanor wandte sich dem toten Baumwesen vor ihm zu, und zog eines der hochstehenden roten Blätter zu sich herunter, um dessen Unterseite zu betrachten. Sie war mit einer graugelben, hornartigen Schicht bedeckt, was erklärte, warum das Sonnenlicht nicht hindurchdrang. Die rötliche Oberseite hingegen war mit feinen Adern durchzogen, wie man es auch von anderen Pflanzen kannte.
»Fotosynthese, ja« , vermutete auch Kangaara. »Ich schätze, diese herzähnlichen Organe verteilen die Kohlenhydrate und Nährstoffe im Baumkörper.«
Turanor nickte – eine Geste, die er von Izanagi hatte.
Der Himmel zeigte von Licht durchflutete Wolken – ein winziger Rotstich lag darin. Iskandar selbst wurde von den gleißenden Wolken verborgen – Iskandar, die Sonne, die niemals unterging, die Sonne, die diesem Teil des Planeten einen unendlichen Tag bescherte.
»Sie bewegen sich!« , rief Kangaara erschrocken.
»Bist du sicher?«
»Sieh doch – die Wurzeln!«
Tatsächlich erkannte nun auch Turanor, dass die arm- bis beindicken Wurzeln, die sich weit über den Boden ausdehnten, in einer millimeterlangsamen, schlängelnden Bewegung begriffen waren. Das, was an Wurzeln erinnerte, waren in Wahrheit Fortbewegungsorgane, die wohl wie die Muskelkontraktionswellen von Schlangen arbeiteten.
»Ich denke, es besteht keine Gefahr« , entgegnete Turanor. »Ein Wesen, das von der Sonnenenergie lebt, muss auf einer Welt, in der das Licht immer nur von einer Seite kommt, beweglich sein.«
Ein starres Wesen würde unweigerlich sterben, sobald sich ein Gegenstand vor die Sonne schiebt.
»Du hast recht, Turanor. Diese Bäume sind harmlos.«
»Wie gehen wir weiter vor, Kangaara?«
»Ich werde versuchen, telepathischen Kontakt mit den Alendei von Iskandar Morgaana aufzunehmen. Dies scheint mir vielversprechender zu sein, als auf gut Glück über diesen Planeten zu hüpfen.«
»Ja.« Wieder nickte Turanor.
Kangaara ließ sich auf das Blatt neben Izanagi nieder und verschränkte ihre Beine. Sie schloss die Augen, und ihre ganze Haltung zeigte, dass sie sich konzentrierte. Turanor genoss halb unbewusst den Anblick dieser schönen Frau – ihre ebenmäßige, helle Haut, ihre langen, schwarzen, glänzenden Haare … Als er dann doch bemerkte, wie er in ihrer Erscheinung schwelgte, riss er sich aus der Verzückung. Sie war Yonars Frau, und alle Entscheidungen waren getroffen worden – daran musste er sich halten.
»Nicht die kleinste Resonanz« , flüsterte Kangaara, ohne die Augen zu öffnen. »Ich versuche es weiter …«
Turanor hoffte inständig,
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