Sternenfaust - 170 - Das Vermächtnis des Kridan
Steuerdüsen des Raumschiffs feuerten, um die Bahn an den nächsten Irrläufer anzugleichen.
Die automatische Kamera der SF-4 schwenkte im Vorbeiflug synchron mit, bis der Sammler zwischen den Asteroiden nicht mehr auszumachen war. Dafür kam die SF-8, die von Stan Yasunara gesteuert wurde, in ihren Erfassungsbereich.
Vor der Pilotenkanzel wuchs Martona von einer grünen Kugel zu einer nicht mehr als Planeten erkennbaren Fläche an, bis Dana einzelne Inseln im Meer und Wolkentürme über dem Dschungel erkennen konnte. Das Bodenradar zeigte vierzig Kilometer über Grund an.
»Ma ‘am?«, sagte Gerard Rodin fragend.
»Ja?«
Der Franzose zeigte auf eine oszillierende Anzeige. »Ich empfange ein schwaches Funksignal, das aus dem Kloster stammen dürfte.«
»Legen sie es auf die Bordlautsprecher!«
Es knackte, und die von atmosphärischen Störungen überlagerte Stimme eines alten Kridan kam aus den Lautsprechern.
»Dikin-Ber, der Ordensgeneral«, flüsterte Satren-Nor, der hinter Dana im vorderen Bereich des Shuttles saß.
Inzwischen sprang auch der Translator an.
»… Sicherheitszone … Virus ausgebrochen …« Immer wieder setzte das Signal aus. »… alle … tot, nur … versiegelt … Sicherheits…«
Das Funkgerät dort unten schien die Nachricht mit geringer Sendeleistung in einer Endlosschleife auszusenden. Kein Wunder, dass die STERNENFAUST aus der großen Entfernung nichts hatte empfangen können.
»Das macht unser Vorgehen nicht leichter.« Dana seufzte. Kiran-Dun musste Vorkehrungen getroffen haben. Die Viren sollten sie wohl aufhalten und verhindern, dass Mönche zu Satren-Nor überliefen. Der Chef des Bolpor rechnete damit, dass sie Martonas Bewohner nicht gefährden würden. Er spielte mit ihrem Mitgefühl, das er für Weichheit hielt, denn wie den meisten Kridan war ihm dieser Charakterzug fremd. »Wenn Dikin-Ber das Kloster wirklich versiegelt hat, kommen die Viren nicht hinaus, aber wir auch nicht hinein.«
»Womöglich ist der Ordensgeneral inzwischen tot«, sagte Lieutenant Rodin. »Der Funkspruch kommt von Konserve, und ich kann nicht eruieren, wie lange die Sendung schon läuft. Haben Sie besondere Befehle, Ma ‘am?«
»Nein, Lieutenant. Der besprochene Plan bleibt aufrecht. Wir landen unweit des Haupttores an der Südseite des Klosters, wo der Weg zu den beiden Siedlungen führt. Geben Sie das auch an Lieutenant Yasunara durch.«
»Aye, Ma ‘am.«
Rodin drückte die Nase des Shuttles tiefer und steuerte in einer eleganten Kurve auf eine freie Fläche im Urwald zu.
Und da war es!
In der Mitte eines lang gestreckten Canyons ragte das Kloster wie ein riesiger Adlerhorst auf einem Felsen in den Himmel – rundherum in jede Richtung fünftausend Kilometer grüne Einsamkeit.
Der zentrale, eiförmige Bau war von acht kleineren, genauso graublau gefärbten Türmen umgeben. Das Bauwerk sah in seiner Gesamtheit archaischer als die Wohntürme von Matlanor aus, aber die typische Bauweise der Kridan war unverkennbar.
Zum Kloster führte nur ein einziger Weg – eine filigrane Hängebrücke überspannte den Abgrund zwischen dem Dschungel und dem Felsen. Dort musste auch der Eingang zum Kloster sein.
»Sehen Sie die Brücke dort?«, fragte Dana den Piloten. »Wir landen neben dem Tor; dort, wo die Brücke am Kloster endet.«
Lieutenant Rodin nickte. Die SF-4 schwebte auf ihren Antigravfeldern hinab.
Jetzt konnte Dana das Ausmaß des Klosters erstmals richtig beurteilen, als der Computer die Ortungsergebnisse auf der Kanzel einblendete.
Vierhundert Meter Gesamtdurchmesser. Ganz schön groß für zweihundert Priester, erst recht, wenn die Funkbotschaft stimmte und nur der Ordensgeneral überlebt hatte.
Wie sollten sie nur einen einzelnen Kridan in diesem riesigen Gebäudekomplex finden? Die Scanner konnten zumindest keine Signaturen von Lebewesen feststellen.
Rodin ging tiefer und steuerte die SF-4 über den Abgrund zur Brücke, als es am Tor aufblitzte.
»Ausweichmanöver!«, rief Dana.
Der Graserschuss traf das Shuttle und belastete den Andruckabsorber bis ans Limit.
Rodin hieb mit der Faust auf den Hauptschalter des Antigravs. Wie ein Stein fiel die SF-4 in die Tiefe, sodass die kridanische Kanone keinen zweiten Treffer landen konnte. Lianen und Büsche, die in den Felsspalten Halt gefunden hatten, rasten immer schneller an der Pilotenkanzel vorbei.
»Merde!«, fluchte Lieutenant Rodin, als der Antigrav nicht beim ersten Mal wieder ansprang. »Festhalten!«
Der Boden der
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