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Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Titel: Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl
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durch den Scan-Rahmen befördert wurden.
    Noch machte der Mann von der Sicherheit keine Anstalten, das Band in Bewegung zu setzen. Um Zeit zu gewinnen, faltete Luke die Jacke etwas sorgfältiger als nötig zusammen.
    Schließlich nahm Luke sein kleines Kommunikator-Pad und aktivierte mit einer Berührung der Off-Taste den Virus.
    Für einen Unbeteiligten sah es so aus, als hätte er das Gerät für den Scan-Vorgang lediglich deaktiviert.
    55 Sekunden , dachte Luke. Ab jetzt sind es 55 Sekunden.
    Er musste sich zwingen, nicht heimlich die Sekunden zu zählen.
    Das Transportband bewegte sich keinen Zentimeter.
    »Ist doch noch gar nicht so weit«, rief eine junge Frau dem Mann von der Sicherheit zu.
    »Was soll’s«, antwortete der Mann und grinste. »An einem solchen Tag wie heute muss ich meine Pause nicht bis zur letzten Minute auskosten.«
    Oh nein! Der Mann war noch nicht im Dienst und sah daher alles ein wenig lockerer. Außerdem schien ihm die junge Frau zu gefallen, sodass er ein wenig mit ihr flirtete.
    Luke überlegte, ob er etwas sagen sollte.
    »Soll ich schon durchgehen?«, fragte er schließlich.
    »Nur ruhig, mein Junge!« Mein Junge! Alle hielten ihn für einen Jungen. Alle dachten, er sei gerade mal sechzehn Jahre alt. Das kam daher, dass er so hager war. »Du kommst schon noch rechtzeitig zur großen Ansprache.«
    Luke warf einen Blick auf seine Tasche, die sich noch immer um keinen Zentimeter bewegt hatte.
    »Na, dann geh schon!«, sagte der Mann endlich gelangweilt.
    Luke schritt durch den Scan-Balken. Am Rand erschienen auf einer Konsole alle möglichen Werte, die alle ein grünes Häkchen hatten. Es war bereits vor hundert Jahren eingeführt worden, dass jeder, der von einem Sicherheitsbereich gescannt wurde, die gleichen Anzeigen zu sehen bekam wie derjenige, der den Scan durchführte.
    Doch der Mann von der Sicherheit schien sich gar nicht um Lukes Werte zu kümmern. »Ah, dieses Drecksding!«, murmelte er und tippte unzufrieden auf seinem Touchscreen-Feld herum.
    Luke wurde fast schwarz vor Augen.
    Der Mann griff zu einem Kommunikator, aktivierte ein Feld und hielt es ans Ohr. »Ja, Ben hier!«, sagte er.
    »Terminal 29-Beta. Das Band streikt schon wieder.«
    Lukes Herz raste.
    »Ja, schon wieder«, sagte der Mann, der im Gegensatz zu Luke alle Zeit der Welt zu haben schien. »Du weißt ja, wie sie sagen. Sie können Tote zum Leben erwecken, aber keine vernünftigen Laufbänder bauen.«
    Das war es also.
    Wie viel Zeit mochte inzwischen verstrichen sein? Zwanzig Sekunden? Dreißig? Sechzig? Luke hatte keine Ahnung.
    Plötzlich ließ ihn ein leises Summen zusammenzucken.
    Das Laufband! Endlich hatte es sich in Bewegung gesetzt.
    Langsam näherte sich die Tasche dem Scan-Rahmen und passierte die Schranke.
    Der Mann sah gelangweilt auf seine Anzeigen, und Luke versuchte, ihn dabei nicht anzustarren, was ihm aber kaum gelang.
    Als der Sicherheitsmann die Stirn runzelte, verknoteten sich Lukes Eingeweide.
    »Student?«, fragte er.
    Luke nickte und überlegte einen Moment, ob er sagen sollte, für welches Fachgebiet er sich eingeschrieben hatte, ließ es dann aber bleiben.
    »Nur drei e-Pads«, sagte der Mann. »Nicht sehr viel!«
    »Ich habe Freunde, die sagen mir, das wären bereits zwei zu viel«, erwiderte Luke lächelnd.
    Der Mann ging nicht auf die humorvolle Bemerkung ein. »Und eine Nanitensalbe!«
    »So ist es«, antwortete Luke. »Wegen meiner Epidermolysis Bullosa Epsilon. Bis mich die Wanagi behandeln, werde ich die wohl noch brauchen.«
    Der Mann reagierte nicht, und Luke biss sich auf die Zunge. Er schwatzte zu viel. Doch der Mann würdigte ihn keines Blickes. Wahrscheinlich ein gutes Zeichen.
    Oder?
    »Der nächste«, rief der Mann plötzlich. Luke war zusammengezuckt und hielt verkrampft inne, bis ihm endlich ein Stein vom Herzen fiel.
    Ohne Luke anzusehen schob der Sicherheitsmann ihm den Korb mit den Sachen zu, die Luke schnell mit seinen kaltschweißigen Fingern ergriff. Mehr noch als zu Beginn musste sich Luke zwingen, nicht zu schnell zu sein.
    Langsam sammelte er alles ein und ging los. Seine Knie zitterten, und er wunderte sich, weshalb ihn niemand auf seine Nervosität ansprach.
    Doch hier war er nahezu unsichtbar. Ein blasser, hagerer Grünschnabel konnte wohl kaum die Aufmerksamkeit von den Wundern von Mayen Thule abziehen.
    Allmählich begriff Luke die Situation: Es hatte geklappt!
    Er war in Mayen Thule.
    Und hier im Zentrum würde er die Bombe hochgehen

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