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Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3)

Titel: Sternenfaust - 172 - Das Ende einer Ära (1 of 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl
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Dann wechselten seine Gedanken, und er fühlte sich als Mensch, der auf der Erde auf gewachsen war.
    Einmal dachte er in Form von Worten und Silben des Solar, dann wieder nur in Bildern und Gefühlen, wie es bei den Alendei üblich war.
    Wenn Turanagi jemandem etwas zurufen wollte, spürte er noch immer den Impuls, es mental zu tun. Einem Teil von ihm schien es unnatürlich, dabei Laute zu verwenden.
    Von der verlorenen Fähigkeit des Teleportierens gar nicht zu sprechen. Gerade hier fühlte Turanagi sich oft wie gelähmt, wie gefangen in einem Käfig. Das bei den Alendei stets präsente Bewusstsein, einer Gefahrensituation notfalls durch einen Teleportsprung entkommen zu können, schaffte Vertrauen und Selbstsicherheit. Nun fühlte er sich wie durch unsichtbare Ketten an einen Ort gefesselt.
    Vor allem aber fehlte ihm das »Erkennen« in den Augen derer, mit denen Izanagi einst befreundet war. Seit Izanagi aus der körperlichen wie mentalen Verschmelzung mit Turanor zu Turanagi geworden war, war er für alle ein Fremder geworden. Sogar für sich selbst. Selbst wenn er sich über die kurzen Haare strich, vermisste er manchmal die typische Stachelfrisur Izanagis.
    Turanagi trug in sich die Erinnerungen von zwei Leben. Leben aus verschiedenen Kulturen, mit völlig verschiedenen Kommunikationswegen, mit völlig unterschiedlichen Überzeugungen.
    Und so wie die Menschen, denen er begegnete, in seinem Gesicht und seinem Verhalten das suchten, was sie entweder von Izanagi oder von Turanor kannten, suchte er dieses Vertraute auch in sich selbst.
    Was war er?
    Wer war er?
    Izanagi hatte über ganz außergewöhnliche mentale Kräfte verfügt. Doch nun, da er über die Erinnerungen von Izanagi und von Turanor verfügte, erkannte er erst, wie wenig Turanor klar gewesen war, auf welch extreme Weise Izanagi die mentale Verbindung zu Turanor körperlich wie geistig erschöpft hatte.
    In diesen Momenten litt er unter der Reue Turanors. Turanor hatte Izanagis mentale Fähigkeiten schlichtweg überschätzt. Und er hatte Izanagi aus selbstsüchtigen Motiven die Hakaamya upo vorgeschlagen.
    In den Augenblicken der Reue versuchte Turanagi, sich mehr wie Izanagi zu verhalten, sein Verhalten dem des jungen Asiaten anzupassen. Mehr in Worten zu denken und die mentalen Fähigkeiten zu verbergen, zumal der Izanagi in ihm stets zögerte, die telepathischen Kräfte einzusetzen, um fremde Gedanken zu lesen. Izanagi hielt es für eine Verletzung der Privatsphäre.
    Also hielt sich Turanagi meist zurück, auch wenn es dem Teil seiner Persönlichkeit, die einst Turanor gewesen war, schwerfiel. Die gedankliche Isolation bedeutete für einen Alendei im schlimmsten Fall den Tod, also gab es bei den Alendei fast so etwas wie einen telepathischen Trieb, der die Alendei dazu brachte, sich anderen mental zu öffnen.
    Im Augenblick war es anders. Turanagi öffnete sich, und auch Izanagi in ihm schien deswegen kein schlechtes Gewissen zu haben. Es lag an der Euphorie, die alle umgab.
    Diese positive Stimmung der Masse riss Turanagi mit und ließ ihn aufblühen. Er genoss es, die mentalen Fühler auszustrecken, um in diesem emotionalen Meer aus Frohsinn, Hoffnung und Begeisterung zu baden.
    Die Menschen erwarteten sich viel von den Wanagi.
    Turanagis Gefühle hingegen waren ambivalent. Der Teil in ihm, der einst Izanagi gewesen war, begrüßte die Wanagi und glaubte an ihre guten Absichten. Turanor hingegen hatte als Anführer eines Volkes zu viel erlebt, um in diesem Universum noch an echte Selbstlosigkeit glauben zu können. Und Ratspräsident Taglieri schien diese Skepsis zu teilen, das hatte Turanagi in den vergangenen Wochen mehr als einmal deutlich gespürt. Doch auch hier hatte Turanagi der Versuchung widerstanden, tiefer in die Gedanken von Ratspräsident Taglieri einzudringen und die wahren Gründe für Taglieris Skepsis zu erforschen.
    Während auf Turanagi die Gedanken einströmten, streckte er seine mentalen Fühler weiter aus und empfing einzelne Gedankenfetzen. Wieder spürte er das zum Teil irritierende Gefühl, etwas Unrechtes zu tun.
    Diese Menschen und ihre seltsame Überhöhung von Gedanken! Was war an Gedanken privater als an Worten? Warum war es legitim, die zum Teil unbewusste Mimik der Passanten zu beobachten und zu interpretieren, zugleich aber ungehörig, Gedankensplitter zu belauschen?
    Dabei entstanden die meisten Kränkungen zwischen Menschen deshalb, weil sie entweder böse Gedanken zu spät erkannten oder zu Unrecht

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