Sternenfaust - 173 - Invasionsstufe Drei (2 of 3)
vorgemacht hatte. Mehr als ein Abenteuer konnte seine Beziehung mit Frida nicht sein. Und je länger diese Farce noch andauerte, umso schmerzhafter würde es für alle Beteiligten werden.
»Ich melde mich wieder bei Ihnen, wenn ich mehr weiß«, sagte Abt Daniel.
»Ich danke Ihnen«, antwortete Frida. »Es war sehr aufmerksam, mich persönlich zu kontaktieren. Das bedeutet mir sehr viel.«
Abt Daniel nickte und deaktivierte die Kom-Verbindung.
Nun sah Gondrel, dass in Fridas Augen Tränen standen. »Das ist alles so furchtbar«, sagte sie.
»Ja«, antwortete Gondrel.
Dies hätte ein so schöner Abend werden sollen, und nun …
»Du möchtest am liebsten bei deinen Ordensbrüdern sein«, sagte Gondrel verständnisvoll.
»Ich fühle mich hier so machtlos«, erklärte Frida. »Ich habe das Gefühl, etwas tun zu müssen. Verantwortung übernehmen zu müssen.«
Gondrel wusste genau, was Frida meinte.
Verantwortung!
Noch nie zuvor hatte er so klar erkannt, wie ähnlich er und Frida sich waren. Er würde genauso empfinden wie sie. Und sie fühlte wie er.
Sie glaubte, den Christophorer-Orden im Stich zu lassen, wenn sie bei ihm blieb. Und er glaubte, sein Volk aufzugeben, wenn er bei ihr blieb.
Und genau das würde sie beide ein Leben lang verfolgen.
Daher musste dies enden. Hier und jetzt.
Er musste Frida freigeben. Dann konnte sie zurückgehen zu den Brüdern und Schwestern des Christophorer-Ordens, die sie jetzt so dringend brauchten. Sie konnte ihnen beistehen, eine neue Heimat zu finden.
Und er konnte sich ganz der Politik widmen. Einer friedlicheren Politik, die letztlich auch den Solaren Welten zugutekam.
»Frida«, sagte er schließlich, doch es brach ihm die Herzen, wenn er in ihre tränenden Augen sah.
Wahrscheinlich war dies der denkbar ungünstigste Moment. Doch wenn er es jetzt nicht tat, würde er es wohl nie über sich bringen.
Für einen solchen Schritt gab es einfach keinen guten Zeitpunkt.
»Es hilft nichts, wir müssen der Wahrheit …«
Das Piepen einer Kom-Nachricht ertönte.
Gondrel schloss für einen Moment die Augen.
Hatten sich alle verwachsenen Götter gegen ihn verschworen?
»Bektran Denirth bitte um ein sehr dringendes Gespräch«, meldete die Kom-Stimme.
Ausgerechnet Bektran Denirth. Er konnte es wohl nicht erwarten.
Einen Moment lang war Gondrel versucht, ihn abzuwimmeln und die Annahme des Gesprächs zu verweigern. Und er hätte es auch getan, wenn nicht ein Teil in ihm ein wenig erleichtert gewesen wäre. Erleichtert darüber, Frida noch nichts sagen zu müssen.
Also sagte Gondrel schließlich mit einem lauten Seufzen: »Durchstellen!«
Da dies eine Direktverbindung über den Normalraum war, stand die Verbindung sofort.
»Entschuldigt die späte Störung, Gondrel Harath, ich bin betrübt, doch das Obere Triumvirat hat soeben eine außerplanmäßige Notfallsitzung einberufen und mich gebeten, Euch und Narut Tanguur zu verständigen.«
Eine Notfallsitzung? Die hatte es zuletzt gegeben, als die Sache mit dem Kistrano aufgekommen war. Und damals war er selbst es gewesen, der die Sitzung einberufen hatte.
»Weiß man schon Details?«, fragte Gondrel nach.
Und abermals wiederholte sich das gleiche Spiel. Er sah, wie Bektran Nenirth zögerte, und der Grund war die Anwesenheit von Frida. »Ich bitte euch, offen zu sprechen!«, forderte ihn Gondrel höflich, aber bestimmt auf.
»Es ist eine künstliche Sphäre im Orbit von Ebeem aufgetaucht!«
*
Erde, New York
Regierungsgebäude »Grüne Gurke«
3. April 2273, 21.25 Uhr
Der kleine Sitzungssaal. Wieder einmal trafen sie sich hier.
Vielleicht war dieser Raum doch ein schlechtes Omen.
Zumindest war dies der Ort, in dem in der jüngsten Vergangenheit verheerende Entscheidungen getroffen worden waren. Hier war am 5. Juni 2271 der Großangriff auf Kridania beschlossen worden. { * } Und am 19. September 2271 waren hier die ersten Maßnahmen zum unheilvollen Apokalypse-Programm eingeleitet worden. { ** } Maßnahmen, die letztlich fast ein Drittel der Ratsmitglieder den Posten gekostet hatten, darunter auch dem damaligen Ratsvorsitzenden Jasper Mitchell.
Und am 1. Februar 2272 war beratschlagt worden, was im Fall von »Sol X« zu tun sei. { *** }
Allein bei diesem Gedanken musste Vince zynisch auflachen. Sie waren Narren gewesen, die ganze Zeit über. Seit Sol X erstmals im Sonnensystem der Erde aufgetaucht war, hatten die Wanagi mit ihnen gespielt. Sie hatten sämtliche Fäden in der Hand gehalten. Und
Weitere Kostenlose Bücher