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Sternenfaust - 173 - Invasionsstufe Drei (2 of 3)

Sternenfaust - 173 - Invasionsstufe Drei (2 of 3)

Titel: Sternenfaust - 173 - Invasionsstufe Drei (2 of 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl
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er.
    Er zögerte, weil er furchtbare Angst hatte.
    Was sollte er ihr sagen? Welche Hoffnung konnte er ihr geben? Und was würde sie ihm sagen?
    Er mochte sich gar nicht ausmalen, was im Moment auf der Erde los war.
    Plötzlich kam ihm wieder einmal alles so sinnlos vor. Es war wie vor fünfzehn Jahren, als ihn der Zusammenbruch erwischt hatte.
    Für Mikael hatte es zuvor nichts als die Karriere gegeben. Alles andere hatte er verdrängt und unterdrückt. Alle Empfindungen, alle Sehnsüchte, alle Bedürfnisse. Alles, was er bis dahin gesehen und nicht verarbeitet hatte.
    Im Jahr 2237 war er Fähnrich auf der TARRAGONA gewesen, einem Dreadnought mit einer neunhundert Mann starken Besatzung. Dieser Dreadnought war bei der historischen Schlacht bei New Hope vollständig zerstört worden.
    Es waren die Kridan gewesen. Die Kridan, die keine Gnade gekannt hatten.
    Und von der neunhundert Mann starken Besatzung hatte es nur einen Überlebenden gegeben: ihn!
    Andere wären an einem solchen Erlebnis zerbrochen. Sie hätten eine Pause benötigt. Sie hätten sich psychologisch behandeln lassen.
    Doch nicht er. Er verdrängte alles. Er verdrängte die vielen Kameraden, die nicht mehr am Leben waren. Er verdrängte die Gefahren, die im All lauerten. Denn er hatte nach wie vor nur ein einziges Ziel: Er wollte eines Tages ein Raumschiff kommandieren. Und zwar ein ganz großes.
    Also war er sofort zur STERNENFAUST gewechselt und hatte dort als Fähnrich gedient. Damals noch unter dem Kommando von Commander Richard Leslie. { * } Richard Leslie, der einige Jahre später getötet wurde. Und erneut waren die Kridan involviert gewesen.
    Das hatte Mikael jedoch nicht persönlich berührt, denn damals hatte er schon längst nicht mehr auf der STERNENFAUST gearbeitet. Er hatte einen steilen Aufstieg hingelegt und es zum Commodore gebracht, der schließlich seinen eigenen Dreadnought kommandierte: die NELSON.
    Und im Jahr 2258, als endlich auch die Gemini-Krise überstanden war, war der Zusammenbruch gekommen.
    Erst war er immer zynischer geworden. Er hatte in nichts mehr einen Sinn erkannt. Schon beim Aufwachen hatte er an die Probleme des Tages gedacht, an die Aktenberge, die Berichte und Gegenberichte, die Klugscheißer-Memos, die unterbesetzten Posten und die ungenügenden Ressourcen des Star Corps, die immer weiter gedrosselt wurden.
    Er hatte kaum noch etwas gegessen und so rapide an Gewicht verloren, dass der Schiffsarzt schließlich eine umfassende Untersuchung angeordnet hatte.
    Und dann hatte es plötzlich viele Namen für seinen Zustand gegeben. Depression, Burnout, unverarbeitetes Trauma, dysfunktionale Reflexion, Fatigue-Syndrom …
    Er hatte eine »Auszeit« genommen.
    In Wahrheit hatte man ihm die »Auszeit« nahegelegt. »Es sieht besser aus, wenn Sie es von sich aus tun«, hatte man ihm gedroht. Also hatte er sich »freiwillig zur Auszeit entschlossen«. Und das war in den nachfolgenden Monaten auch seine Standard-Antwort auf die Frage gewesen, auf welchem Schiff er aktuell diene: »Ich nehme gerade eine Auszeit.«
    Wobei es damals wahrscheinlich nur er so genannt hatte. Die anderen hatten wahrscheinlich hinter seinem Rücken getuschelt. Im Grunde war das mit der Auszeit auch naiv von ihm gewesen. In Wahrheit war seine Zeit beim Star Corps vorbei gewesen, und niemand hatte ernsthaft geglaubt, er würde jemals zurückkehren.
    Und dann hatte er Lorna kennengelernt. Und das Star Corps hatte plötzlich gar keine Rolle mehr gespielt.
    Lorna hatte ihm eine völlige andere Welt gezeigt. Sie war Künstlerin, sie kreierte eindrucksvolle, dreidimensionale Holo-Bauten. Ihre Ausstellungen waren gut besucht, und ihre Kreationen erzielten immer wieder hohe Preise in allen möglichen Systemen.
    Lornas Welt war voller Farben, Ideen … aber auch voller Chaos. In ihrem Quartier kamen meist nicht einmal mehr die besten Reinigungsroboter durch. Doch es störte sie nicht.
    Für ihn war diese Welt vollkommen neu. Es war für ihn bis dahin unvorstellbar gewesen, einen Tag zu beginnen, ohne zu wissen, was man zu tun hatte. Sogar ohne zu wissen, wann man ihn überhaupt beginnen wollte und musste.
    Damals hatte er das Loslassen gelernt.
    Nur ein Jahr später hatten sie geheiratet, und 2260 war Jenny auf die Welt gekommen.
    Alles hätte so schön sein können. Aber natürlich war auch dieses Glück nicht von Dauer. Das hatte er seit dem Vorfall mit der TARRAGONA gelernt: dass in diesem Universum schlichtweg nichts von Dauer ist.
    Lorna hatte ihre Welt,

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