Sternenfaust - 173 - Invasionsstufe Drei (2 of 3)
ihre Leidenschaft, ihren Erfolg. Er hatte nichts. Aus einem ehemaligen Kommandanten eines Dreadnoughts war jemand geworden, der nur der Mann einer Berühmtheit war.
Und plötzlich begann es von Neuem. Er verlor seinen Antrieb. Verlor seine Leidenschaft.
Lorna hatte es lange Zeit vor ihm durchschaut. Er war nun einmal, wer er war. Für eine kurze Zeit hatte er so tun können, als sei er jemand anderes.
Schließlich war es ausgerechnet Lorna, die ihm sagte: »Geh zurück ins Star Corps!«
Natürlich hatte er gezögert. Die Scheidungsquote bei Star-Corps-Offizieren lag bei über neunzig Prozent. Beziehungen, die durch Lichtjahre getrennt wurden, konnten auf Dauer nicht gut gehen.
Doch Lorna war zuversichtlich gewesen.
»Was ist mit Jenny?«, hatte er gefragt.
»Sie braucht keinen gelangweilten Vater, der von Tag zu Tag zynischer wird«, hatte Lorna geantwortet. Sie redete nie um den heißen Brei herum und hatte ein wundervolles Talent, die Dinge beim Namen zu nennen.
Also hatte er einen Antrag auf Wiederaufnahme ins Star Corps gestellt.
Und hier diente er wieder! Seit zwölf Jahren! Getrennt von seiner Lorna. Immerhin ermöglichte es der Dienst auf einem Carrier im Solsystem, die Erde regelmäßig zu besuchen.
Mit zielsicheren Bewegungen aktivierte Mikael sein privates Kom-Menü und wählte den obersten Eintrag.
Nur wenige Sekunden später sah er das Gesicht von Lorna auf dem Kom-Monitor.
Sie hatte ihre blonden Haare zurückgebunden und blickte ihn mit ihren offenen, grünen Augen strahlend an.
Und sofort war ihm wieder klar, wie sie es damals geschafft hatte, einem verbitterten, antriebslosen und in sich gekehrten ehemaligen Offizier des Star Corps neue Energie, Lebenswillen und Leidenschaft einzuflößen.
»Bitte, sag mir, dass bei euch alles in Ordnung ist«, begann er das Gespräch, ohne Gruß und ohne Einleitung.
»Das fragst du mich?«, antwortete Lorna bestürzt. »Man hört die verrücktesten Gerüchte hier auf der Erde. Es heißt, ein Krieg sei ausgebrochen, und die Wanagi hätten das Star Corps vernichtet.«
Mikael fiel ein Stein vom Herzen.
Dennoch hätte er jetzt nichts lieber getan als sie in seine Arme zu nehmen und an sich zu drücken. Er wollte sie trösten, sie beruhigen, und das war im Moment nicht mit leeren Worthülsen möglich.
»Wie geht es Jenny?«, wollte er wissen.
»Sie ist völlig außer sich«, antwortete Lorna. »Eine Freundin von ihr scheint mit einem Orbital-Shuttle abgestürzt zu sein. Sie weiß es noch nicht sicher … Bitte, Mikael, sag mir die Wahrheit! Was geht hier vor?«
Er kannte Lorna seit fünfzehn Jahren. Und in all diesen Jahren hatte er sie nur aus einem einzigen Grund belogen: Er hatte sie belogen, wenn er sagte, dass die Dinge in Ordnung waren, obwohl es nicht der Fall war. Jedes einzelne Mal hatte er dabei das Gefühl, Lorna durchschaue ihn.
Doch jetzt war nicht die Zeit, sie mit fahlem Geschwätz beruhigen zu wollen. Also sagte er schlichtweg: »Liebling, wir wissen es nicht.«
Als er in diesem Moment die Sorge in den Augen von Lorna erkannte, hasste er die Wanagi. Er hasste sie mehr als die Kridan, mehr als die Dronte, mehr als die Msssarrr und mehr als die Gemini-Feinde.
Und er hasste die Admiralität und den Hohen Rat, allen voran Ratspräsidenten Taglieri. Sie alle hatten ihn in diese ausweglose Lage gebracht.
*
In einer Dimensionssenke im HD-Raum
Das Bewusstsein teilte sich und schloss sich zusammen. Wie die Kristalle von Schneeflocken, die herumwirbelten und immer wieder aufs Neue Individualität erzeugten, während sie sich kurz darauf wieder zu einem großen Ganzen fügten.
Die Bewusstseine trennten sich und umklammerten einander. Neue Fraktionen bahnten sich an. Billiarden von Wesen entstanden in Bruchteilen von Sekunden und zerfielen. Sie suchten nach neuen Körpern, nach neuen Kad’Chie, die sie aus dem ewig währenden Energiefluss der Gezeiten füllten.
Ganze Universen wurden verbraucht, Zeitströme entstanden und erloschen.
Und noch immer verformte sich die Mentalstruktur der Gedanken. Sie löste sich auf im immerwährenden Strudel der übergeordneten Dimensionen, wie ein Brillant, der im Zeitalter der Ewigkeit von einem sanften Wassertropfen umspült wird.
Die Zeit drängte. Die Auflösung stand bevor.
»Die Bas’Alaahn sind entkommen!« , ertönte eine Mentalstimme durch einen Teil der Bewusstseine. Bewusstseine, die sich gerade zu einer Einheit verschmolzen hatten, um einen »Dialog« innerhalb der Gemeinschaft
Weitere Kostenlose Bücher