Sternenfaust - 173 - Invasionsstufe Drei (2 of 3)
Menschen tot um. Die Gleiter und Schiffe stürzen nicht ab, weil eine technische Störung vorliegt, sondern weil sie führerlos werden. Zum Glück übernimmt in den meisten Fällen der Autopilot die Steuerung. Aber leider nicht in allen.«
»Die Wanagi!«, sagte Vince.
»Doch weshalb?«, rief Savanna. »Was haben sie davon?«
»Ratspräsident«, unterbrach ihn Admiral Gernet. »Ich kann mir vorstellen, wie sehr Sie das Chaos auf der Erde mitnimmt, aber ich erhalte gerade Meldung über die Schiffe, die wir nun eindeutig dem Schiffstyp der Kad’Chie zugeordnet haben. Es sind bereits über … über dreihundert Millionen!«
Dreihundert Millionen Schiffe! Die Zahl war so ungeheuerlich, dass sie fast schon wieder wirkungslos an Vince abprallte. »Ziehen Sie die gesamte Flotte ab und evakuieren Sie so viele Menschen wie möglich aus dem Solsystem«, befahl er.
»Wollen Sie die Erde aufgeben, Ratspräsident?«
Nun musste sich Vince fast ein spöttisches Auflachen verkneifen. »Wie wollen Sie die Erde denn verteidigen, Admiral? Außerdem glaube ich, wäre es ein wenig anmaßend, zu glauben, die Kad’Chie seien wegen uns gekommen.«
»Wie lautet Ihre Theorie, Ratspräsident Taglieri?«
»Denken Sie an die Berichte über Sirius III. Eine Handvoll Kad’Chie-Schiffe hat genügt, den Planeten zu vernichten. Glauben Sie mir, die Kad’Chie schicken nicht Hunderte von Millionen Schiffen, um uns anzugreifen. Sie greifen die Wanagi an. Es ist die Strafe dafür, dass die Wanagi die Sphäre vernichtet haben.«
»Das ist wahr!«, hörte er die Stimme von Romana Hel’gara mitten aus dem Raum.
Vince blickte hoch.
Commander al Khaled war aufgesprungen und richtete sofort seinen Nadler auf die Wanagi.
»Romana Hel’gara«, rief Vince. »Was wollen Sie hier?«
Die schöne Wanagi sah ihn aus unendlich ernsten und traurigen Augen an. »Ich kann Ihnen nicht helfen, Ratspräsident Taglieri«, sagte sie.
»Das hatte ich auch nicht mehr erwartet!«, platzte es aus Vince heraus. Er konnte die Zornesadern auf seiner Stirn regelrecht spüren.
»Ich bin gekommen, um mich der Gnade der Menschen auszuliefern.«
»Rechnen Sie nicht mit allzu viel Gnade«, sagte Commander al Khaled streng. Er hielt noch immer den Nadler auf sie gerichtet.
Vince war geneigt, ihm zuzustimmen. Am liebsten hätte er dem Commander den Befehl gegeben, zu schießen.
»Ich kann Ihnen nur versichern, dass ich nichts von dem wollte, was heute passiert ist.«
»Das ist alles?«, fuhr Vince sie an. »Wenn Sie nicht mehr zu sagen haben, dann gehen Sie wieder zu Ihrem Volk zurück. Ich habe genug von Ihren Lügen, Ihren Spielchen, Ihren Invasionsplänen. Wenn Sie den Tod der Menschheit wollten, hätten Sie ihn auch einfacher haben können.«
Romana Hel’gara senkte den Blick. »Ich kann nicht zu meinem Volk zurück. Und ich kann Ihnen nicht helfen.
Doch ich kann Ihnen alles sagen, was ich weiß.«
*
STAR WARRIOR, Carrier
4. April 2273, 0.40 Uhr
Mikael starrte mit glasigen Augen auf den Hauptschirm.
Es war absurd.
Lichter leuchteten auf. Die Werte tanzten. Es war so, als würde man funkelndem Sternenstaub zusehen.
Doch es hatte auch einen Vorteil: Mikael konnte ausblenden, was sich langsam in sein Bewusstsein schob.
Zwar sah er immer wieder seine Frau und seine Tochter tot am Boden liegen, doch das Bild wirkte fremd, wie aus einem Traum, der nichts zu bedeuten hatte.
Dann wieder kam die Erkenntnis: Sie waren tot.
Mikael war noch keine sechzig Jahre alt. Er hatte sein halbes Leben noch vor sich. Ein halbes Leben! Und heute hatte irgendeine Macht im Universum entschieden, dass er diese zweite Hälfte seines Lebens ohne Lorna und Jenny verbringen würde.
Es mochte seltsam sein für einen Mann, der sich freiwillig dazu entschlossen hatte, weitab von seiner Familie zu leben. Doch das änderte nichts an seinem Verlust. Er mochte körperlich woanders gewesen sein, aber in seinen Gedanken war er stets bei ihnen. Er zählte die Tage, wann er wieder einmal Uchta auf der Erde besuchen konnte.
»Admiral Sakuro«, meldete sich Admiral Gernet. »Verändern Sie Ihre Position. Sie sind zu nahe an den Feindschiffen!«
Zu nahe , klang es in ihm nach. Zu nahe. Zu nahe. Zu nahe.
Je öfter er die Wörter wiederholte, umso fremder wirkten die Silben. Wie die Töne einer absurden, unverständlichen Sprache. Was hat »zu nahe« zu bedeuten? Seltsame Zischlaute. Wie das Gebrabbel eines Babys.
»Admiral Sakuro«, fragte Admiral Gernet nach. Sie wirkte
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