Sternenfaust - 174 - Die große Leere (3 of 3)
deswegen, weil Commander Wynford sich eine fiktive Figur auf der Grundlage ihrer toten Schwester in Hunderten von Romanen erträumt hatte, bis sie in ihrer Vorstellung fast so real war wie ihre eigene Schwester.«
Der Bas’Alaahn schwieg, und Dana nutzte die Pause, um sich Abt Daniel zuzuwenden. »Sind Sie sicher, dass Sie mitkommen möchten?«
»Das bin ich keineswegs«, antwortete der alte Mann mit dem erstaunlich jungen Gesicht. »Ein Teil von mir möchte bei Barnards Stern und den anderen Mönchsbrüdern bleiben. Doch ich war es, der Ratspräsident Taglieri von den Bas’Alaahn erzählte. Ich bin es, der die beiden zusammenbringt. Ich fühle mich daher für die Situation verantwortlich.«
Seufzend nickte Dana und berührte das Touchscreen-Feld ihres Armband-Koms.
»Ich verstehe nun«, sagte der Bas’Alaahn in der Gestalt von Meister William.
Dana blickte hoch. »Was verstehen Sie?«
»Ich verstehe, wie es Ihrer Rasse gelingen konnte, die Orphanen zu vernichten.«
Dana hatte nicht vor, auf dieses Kompliment zu reagieren. Ja , dachte sie insgeheim bei sich, wir Menschen können ja so stolz sein. Die Basiru-Aluun, die Orphanen … Wir vernichten stets neue Angreifer und reiten uns immer tiefer rein. Bereits mit dem verdammten STERNENFAUST-Zwischenfall hatte es begonnen …
»Frost an Brücke«, sagte sie. Erneut warf sie einen misstrauischen Blick auf die Bas’Alaahn. »Unsere Gäste sind an Bord. Fliegen Sie uns so schnell wie möglich zur Erde.«
*
Erde, Mayen Thule
4. April 2273, 3.55 Uhr
Ratspräsident Vincent Taglieri eilte die Gänge von Mayen Thule entlang.
Jetzt, da die Anlage vollkommen menschenleer war, wirkte sie wie eine Geisterstadt. Im Grunde passend zum Zustand der Erde.
Obwohl es Nacht war, leuchtete Mayen Thule noch immer taghell. Die Wände glänzten wie durchsichtiges Perlmutt. Die Stadt versorgte sich durch etliche Automatismen selbst mit Energie, und die Wanagi hatten noch nicht einmal dafür gesorgt, dass der Zugang zu Mayen Thule für die Menschen versperrt war.
Sie mussten sich ihrer Sache sehr sicher sein.
Vince wurde von einer Einheit aus zwölf Marines begleitet. Savanna befand sich neben ihm. Diesmal hatte er nicht versucht, sie dazu zu überreden, in New York zu bleiben. Das lag nicht daran, dass es ohnehin vollkommen aussichtslos gewesen wäre, nein, diesmal hatte es andere Gründe. Gründe, von denen Savanna noch nichts ahnte.
Außerdem wurden sie beide noch von Turanagi begleitet. Turanagi wusste wahrscheinlich von den Plänen, die Vince sich überlegt hatte, immerhin konnte er Gedanken lesen. Geäußert hatte er sich jedoch noch nicht.
Vince berührte seinen Armbandkommunikator. Über den Raumgleiter wurde eine Direktverbindung zu Admiral Gernet auf Ganymed hergestellt.
»Wie ist der Status hinsichtlich der STAR WARRIOR?«
»Unverändert«, erwiderte Admiral Gernet. »Es sind keine weiteren Shuttles gestartet.«
»Verstehe«, sagte Vince und holte tief Luft.
Vier Shuttles mit insgesamt 87 Menschen hatten die STAR WARRIOR verlassen. 87 Personen von einer Besatzung, die dreitausend Leute umfasste. Nur 87 hatten sich geweigert, sich an dem Alleingang von Admiral Sakuro zu beteiligen.
»Da ist noch etwas«, riss ihn Admiral Gernet aus seinen Gedanken.
»Ich höre!«
»Die STAR WARRIOR hat noch immer kein Bremsmanöver eingeleitet.«
Unwillkürlich blieb Vince stehen. »Aber sie müssten den Zenit überschritten haben.«
»Haben Sie vor fünfzehn Minuten«, erklärte Admiral Gernet.
Die STAR WARRIOR war ein Schiff mit Ionenantrieb. Sie schaffte damit eine Beschleunigung von 4000 Metern pro Sekundenquadrat. Bislang hatte die STAR WARRIOR maximal beschleunigt und musste nun abbremsen, um vor dem Planeten der Wanagi zum Stillstand zu kommen.
»Admiral Sakuro wird doch nicht …«
»Einen Kamikaze-Flug auf Makato Zan unternehmen?«, beendete Admiral Gernet den Satz. »Gut möglich. Wenn er weiter beschleunigt, kollidiert er mit Makato Zan bei etwa einem Zehntel Lichtgeschwindigkeit. Außerdem erreicht er den Planeten in weniger als einer Stunde. Wir hatten gehofft, noch über zwei Stunden Zeit zu haben.«
»Ist die STARLIGHT bereit?«, wollte Vince wissen.
»Sie ist bereit. Aber hinsichtlich der Waffenstärke ist sie der STAR WARRIOR unterlegen.«
»Verstanden!« Vince holte tief Luft. Sollte er wirklich die STARLIGHT auf die STAR WARRIOR ansetzen? Und würde die Besatzung der STAR WARRIOR wirklich das Feuer auf die STARLIGHT eröffnen? Dem
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