Sternenfaust - 174 - Die große Leere (3 of 3)
Millionen Kilometer von der Erde entfernt
4. April 2273, 4.35 Uhr
Die Luft roch abgestanden.
Seine Augen mussten sich erst an die Finsternis gewöhnen, die im Vergleich zu den hellen Räumlichkeiten von Mayen Thule auf der Kommandozentrale der STAR WARRIOR herrschte.
Die Umstellung bewirkte, dass Vince für einen Moment glaubte, gar nichts zu sehen.
Plötzlich gab es links von ihm ein kurzes Gleißen. Das Portal flammte auf, und jemand trat heraus.
Ich hatte doch befohlen, dass niemand mir … Vince stockte.
»Romana Hel’gara«, rief er erstaunt aus. »Was um alles in der Welt tun Sie hier?«
»Keine Bewegung!«, rief ein Offizier und richtete einen Nadler auf Vince.
Vince hob die Hände, was Romana Hel’gara mit einiger Verwunderung zur Kenntnis nahm. »Ich würde vorschlagen, Sie heben ebenfalls die Hände!«, murmelte er ihr grimmig zu.
»Captain Manton an Admiral Sakuro!«, hörte Vince einen schlaksigen Mann sagen. »Kommen Sie bitte sofort in die Kommandozentrale! Wir haben einen Eindringling! Korrigiere: Wir haben zwei Eindringlinge.«
»Wissen Sie nicht, wer ich bin?«, fuhr Vince den Captain der STAR WARRIOR an.
»Oh doch, ich weiß, wer Sie sind«, sagte der Mann kalt. »Und ich weiß auch, was diese Frau da neben ihnen ist. Sie ist eine Wanagi.«
Er machte keinerlei Anstalten, den Nadler zu senken. »Sag mir, Kleine«, sagte er hasserfüllt zu Romana. »Wie viele Wanagi sollte man killen, um den Tod von Milliarden von Menschen zu sühnen?«
*
Mikael Sakuro eilte mit dem Nadler in der Hand auf die Brücke und traute seinen Augen nicht. Mitten im Raum stand Ratspräsident Taglieri und an seiner Seite eine junge Frau, die nach menschlichen Maßstäben über eine perfekte Schönheit verfügte.
Alle Wanagi waren bildschön. So auch die junge Frau. Blonde Haare, eine fast künstlich schöne Haut, wundervolle, große Augen … Es waren Teufel in der Gestalt von Engeln.
»Was geht hier vor?«, wollte Mikael wissen.
»Die beiden sind einfach hier aufgetaucht«, erklärte Captain Manton.
Keiner auf der Brücke saß mehr auf seinem Platz. Alle hatten sich erhoben.
»Lassen Sie mich raten, Ratspräsident Taglieri«, sagte Mikael abfällig. »Wanagi-Technik. Sie haben Wanagi-Technik benutzt, um hier an Bord zu gelangen. Und Sie haben auch gleich eine Wanagi mitgebracht.«
»Ich wollte allein kommen«, sagte der Ratspräsident und warf einen kurzen, grimmigen Blick auf seine Begleiterin. »Und zwar unbewaffnet«, fügte er hinzu und senkte nun langsam die Hände. »Romana Hel’gara ist mir ungefragt nachgekommen. Ebenfalls unbewaffnet.«
Unbewaffnete Wanagis, gab es das überhaupt? Sie mochten keine Projektil-, Nadler oder Strahlenwaffen benutzen, aber unbewaffnet waren sie ganz sicher nicht.
Mikael ging langsam einige Stufen hinab, um sich vor der Wanagi aufzustellen. Er wusste nicht, was die Wanagi getan hatten, um Milliarden von Menschen zu töten. War es sehr schwierig gewesen? Hatte es monatelange Planung erfordert? Oder hatte ein kurzer Entschluss und das sanfte Berühren eines Touchscreen-Feldes genügt?
Mikael fragte sich, welche Rolle konkret diese Wanagi bei diesem unvorstellbaren Genozid gespielt hatte.
»Was sagen Sie zu dem, was Ratspräsident Taglieri hier vorbringt?«, fragte Mikael die blonde Frau.
Sie nickte. »Ratspräsident Taglieri hat recht. Ich bin ihm nachgeeilt. Mein Name ist Romana Hel’gara. Ich habe gehört, dass Sie versuchen, Makato Zan anzugreifen. Sie wollen Rache üben für das Leid, das durch die Wanagi über die Menschen gekommen ist.«
»Und du, Schätzchen, bist nun also gekommen, um mir diese Rache auszureden. Wie hast du dir das vorgestellt? Wolltest du mit deinen schönen blauen Augen klimpern? Wolltest du mir eine Rede halten? So wie dieser nette junge Mann, dieser Wambli Gleska?«
»Nein«, sagte die Wanagi, deren Namen er schon wieder vergessen hatte. »Ich wollte mich ausliefern, um Ihr menschliches Rachebedürfnis zu befriedigen.«
»Romana«, zischte Ratspräsident Taglieri sie an. »Was tun Sie da bloß?«
»Die Sehnsucht nach Sühne scheint ein irrationales Grundelement der menschlichen Psyche zu sein«, sagte die Wanagi ruhig. »Wenn meine Sühne dazu beiträgt, dieses Schiff zu retten, bin ich bereit, mich zu opfern.«
»Das ist aber sehr großzügig und selbstlos von dir«, sagte Mikael. Erneut hatte er das Bild von seiner toten Lorna und seiner toten Jenny vor Augen. »Sühne kennt ihr bei den Wanagi wohl nicht!«
»Wir
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