Sternenfaust - 177 - Verräter unter uns!
Mantidensymbole bildeten, aber selbst ihr Luxusmodell versagte. Auch die anderen glotzten ihre Armband-Koms an, die ohne Kontakt zum Wega-Netz nur mehr billige Kameras darstellten. Nur Margaret verzichtete darauf, herauszufinden, ob der Gleiter sie vom Netz abschirmte, sie wusste, dass es nicht funktionieren würde.
Dafür schienen die anderen langsam zu begreifen, dass sie sich in der Hand des Feindes befanden. Margaret bemerkte, wie die Blondine sie ansah – und jedes Mal, wenn Margaret in ihre Richtung blickte, den Kopf wegdrehte und auf ihre rosa lackierten Fingernägel sah.
Wenn Rewen sprach, schmachtete die Blonde ihn an, aber er versuchte, ihrem Blick auszuweichen. Ihre verlängerten Wimpern klimperten, sie hing an seinen Lippen – die beiden hatten eindeutig etwas miteinander! Margaret musste innerlich lachen. Nicht, dass Rewen ihr noch etwas bedeutete hätte, aber die Vorstellung, dass Rewens aktuelle Freundin sie als Konkurrenz betrachtete, amüsierte sie.
Der Gleiter flog in tausend Metern Höhe über New Hope, vorbei an Neu-Ostrach und Central City, dessen Hochhäuser unter ihnen hinweg glitten, Richtung Nordosten, wo die Spitzen des Rickback-Gebirges über 7000 Meter hoch aufragten.
Ihre Bewacher reagierten nicht auf ihre Kontaktversuche, aber wenigstens ließen sie sie aus den Seitenfenstern des Gleiters hinaussehen. Nur einmal meldete sich der Pilot und bat sie, sich ruhig zu verhalten. Zur Unterstützung seiner Worte drehte er die Schwerkraft ihres Gefängnisses für Sekunden auf den vierfachen Wert, was das sofortige Ende der lautstark geführten Unterhaltung zur Folge hatte.
Die Außenbezirke von New Hope gingen langsam in Wiesen und Wälder über, die Häuser wurden niedriger und seltener, bis sie am Fuß der Berge schließlich völlig fehlten. Nach zwei Stunden Flug verstummten die Gespräche und jeder starrte gespannt aus dem Fenster. Der Antigrav des Gleiters summte lauter, als er sich über die Gipfel der schneebedeckten Rickbacks schraubte. Erodierte Reste von Bergen ragten aus der Hochebene, ausgetrocknete Salzseen lagen wie weiße Augen dazwischen. In der Ferne blinkte die Fata Morgana eines orientalischen Palastes, aber im nächsten Moment war die Luftspiegelung verschwunden.
Wohin Margaret auch blickte, rings um sie erstreckte sich nur eine endlose Steinwüste von Horizont zu Horizont. Das Summen der Aggregate veränderte sich, der Gleiter ging nieder. Margaret runzelte die Stirn. Die Entführer wollten doch nicht inmitten dieser Ödnis landen?
Sie blinzelte. Wo noch vor einer Sekunde braunes Geröll dominiert hatte, erstreckte sich eine hellgrüne Kuppel, die von einem glitzernden Feld umgeben war.
Es war eine riesige getarnte Station, die sich nur zeigte, wenn man nahe genug an sie heranflog.
Nun war ihr auch klar, weshalb ihre Bewacher die Seitenfenster transparent belassen hatten: Sie wollten ihnen zeigen, wie hilflos und allein sie ihnen ausgeliefert waren.
*
SEK AMSTERDAM
Captain Michael Tong lehnte sich zurück.
Ein Verräter an Bord der AMSTERDAM, noch dazu aller Voraussicht nach innerhalb der Brückencrew!
Nachdenklich fuhr er sich über das Kinn. Die Zeit zerrann ihm zwischen den Fingern.
Das Display auf dem Schreibtisch wechselte auf 2:59 Minuten.
Was sollte er tun? Er kannte jedes einzelne Besatzungsmitglied der AMSTERDAM seit vielen Jahren. Die meisten waren sogar mit ihm von der NEPTUN auf den Sondereinsatzkreuzer gewechselt. Das galt insbesondere für die Brückenoffiziere.
Und einer von ihnen sollte ein Verräter sein?
Commander Brian Niedermayer, sein Erster Offizier, der sich einen besonderen Spaß daraus machte, seinen Captain auf die Palme zu bringen? Michael konnte sich nicht vorstellen, dass er das Sicherheitsloch war.
Vielleicht der Ortungsoffizier Lieutenant Derek Batista? Michael schüttelte stumm den Kopf.
Lieutenant Jay Ondeo, der für den Funk verantwortlich war, kam ebenfalls nicht infrage. Der von Hawaii stammende Mann mit dem Dreitagebart, der zeigen sollte, wie cool er war, war schon als Fähnrich, auf das Schiff gekommen.
Er konnte zumindest nur hoffen, dass Lieutenant Ondeo nicht der Verräter war. Wenn doch, hatte er sicher längst Verdacht geschöpft, immerhin hatte Admiral Takato die Warnung übermittelt.
Auch mit Rudergänger Lieutenant Pierre Templeton hatte Michael schon so manche Schlacht gegen die Kridan oder andere Feinde geschlagen.
Blieb nur mehr Lieutenant Commander Celine Al-Malik, die Waffenoffizierin, die
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