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Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde

Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde

Titel: Sternenfaust - 181 - Flucht von der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Höhl
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»Du bist also Esau«, sagte der Christophorer-Mönch. Woher kannte der Mann den Jungen? »Ich bin Bruder William und habe schon viel von dir gehört.«
    »Sie haben von dem Jungen gehört, Bruder William?«, wunderte sich Dana Frost. »Wie soll ich das verstehen?«
    Wie sollte hier überhaupt noch jemand etwas verstehen?
    »Wie alt bist du?«, fragte Bruder William, und Jane atmete innerlich auf. Endlich mal eine einfache, nachvollziehbare Frage.
    »4,6 Milliarden Jahre«, antwortete der Knabe.
    Für einen Moment noch glaubte Jane, der Junge habe einfach nur einen Scherz gemacht, doch Bruder William schien über diese Antwort regelrecht erfreut zu sein. Er richtete sich einfach nur auf und lächelte.
    »Halt, Moment!«, rief Jane. »Auszeit!«
    Alle wandten sich an sie.
    »Es reicht jetzt. Ich mag Mystik. Ich mag Rätsel. In meiner ›Space Soap‹ kommen sie immer wieder vor. Aber jetzt reicht es. Ich will jetzt Schritt für Schritt Antworten hören. Keine Ausflüchte, keine Rätsel, keine kryptischen Andeutungen, einfach nur Antworten. Und zwar eine nach der anderen, so lange, bis keine Fragen mehr bleiben. Ich will also auch keine dieser typischen Antworten, die tausend neue Fragen nach sich ziehen. Ich will genau wissen, was hier vor sich geht.«
    »Mrs. Wynford«, sagte Dana Frost trocken, »glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage: Sie nehmen mir das Wort aus dem Mund.«
     
    *
     
    30. April 2258
    ALDEBARAN
    21.35 Uhr
     
    »Ich habe die ELARA in der optischen Erfassung«, meldete Lieutenant Dunston.
    »Noch immer erreichen uns keine Funkdaten«, sagte Fähnrich Jones. David hätte den schlaksigen Jungspund mit den vielen Sommersprossen am liebsten gepackt, aus seinem Sitz gezerrt und in sein lachhaftes Greenhorn-Gesicht gebrüllt, dass ihm das selbst klar sei.
    Doch David beherrschte sich.
    Er war rational genug, um zu erkennen, dass seine Nerven blank lagen. Es hatte eineinhalb Stunden gedauert, die neue Position im All zu erreichen, dann noch einmal eine Stunde, bis man erste Scan-Werte erhielt und auf Bremsmanöver ging, und nun abermals zwei Stunden, um zumindest auf zehnprozentige Lichtgeschwindigkeit zu verlangsamen.
    Und nun hatten sie die ELARA endlich in der optischen Erfassung, waren jedoch noch immer zehn Lichtminuten entfernt.
    Das, was sie auf dem Monitor sahen, war ein Blick in die Vergangenheit. Das Schiff konnte längst explodiert sein, und sie würden es im Moment nicht erkennen.
    Es würde noch einmal fast zwei Stunden dauern, um die ALDEBARAN soweit abzubremsen, dass man ein Shuttle ausschleusen und zur ELARA übersetzen konnte. Und wenn der Funk zu dem Shuttle ausfiel, würde David noch länger im Ungewissen warten.
    Daher hatte er sich längst entschlossen, sich an Bord dieses Shuttles zu begeben. Er würde sich auch gar nicht erst auf eine Diskussion mit Al-Qamar einlassen. Niemand konnte ihn davon abhalten, zusammen mit einem Shuttle-Piloten und einem Fire-Team zur ELARA überzusetzen.
    Missmutig warf David einen Blick auf seinen IO und dachte, dass er die unvermeidliche Diskussion auch gleich hinter sich bringen konnte. Mit einem Handzeichen winkte er Lieutenant Commander Al-Qamar zu sich heran.
    Als der dunkelhaarige Offizier merkte, dass David ihm etwas zuflüstern wollte, beugte er sich ein wenig zu ihm herab, denn obwohl David nicht gerade klein war, überragte ihn Al-Qamar um locker zehn Zentimeter.
    »Ich werde mich selbst auf die ELARA begeben«, murmelte David.
    Al-Qamar wollte gerade zu etwas ansetzen, als David ihn gar nicht erst zu Wort kommen ließ. »Sie haben derweil das Kommando«, sagte David schnell.
    Erneut setzte Al-Qamar an, erneut kam ihm David zuvor: »Sollte etwas Ungewöhnliches passieren, dann verschwinden Sie mit der ALDEBARAN so schnell es geht. Keine Rettungsaktionen. Keine Sonderbehandlung.«
    Als für einige Sekunden Stille herrschte, glaubte Al-Qamar offenbar, endlich etwas einwenden zu können, doch auch jetzt war David schneller: »Ich weiß, ich weiß. Es ist unüblich. Mein Platz ist auf diesem Schiff.«
    Al-Qamar nickte.
    »Meine Verlobte befindet sich auf der ELARA«, erklärte David.
    Erneut nickte Al-Qamar, und als er den Mund öffnete, fuhr ihn David zischend an: »Ich weiß. Ein Grund mehr, nicht das Außenteam zu leiten, sondern diese Aufgabe jemandem zu überlassen, der emotional nicht involviert ist. Aber glauben Sie mir, ich bin durchaus in der Lage, mich zu beherrschen.«
    Al-Qamar blickte seinen Kommandanten schweigend an, bis es David nicht

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