Sternenfaust - 183 - Duell der Orphanen
evakuieren Sie den Dreadnought. Die Koordinaten werden zeitgleich mit dieser Transmission übermittelt.«
»Wir können keine tausend Personen an Bord nehmen, Admiral!«, entgegnete Dana.
»Es handelt sich um keine tausend Personen.« Das Gesicht des Admirals blieb unbewegt.
»Um wie viele dann?«
»Es scheint, dass es in einer Kettenreaktion weitere verheerende Explosionen gegeben hat und nur noch wenige Bereiche des Dreadnoughts relativ unbeschädigt sind. Die Bio-ID-Scanner konnten etwa dreihundert lebende Schiffsangehörige identifizieren.«
Dana musste schlucken.
»Noch Fragen, Captain?«
»Wir benötigen Zeit zum Abbremsen und zur Synchronisation. Wie sieht die aktuelle Bedrohungslage durch UBO aus?«
»Sie haben alle Daten, die mir auch vorliegen. Es scheint, dass sechs UBO im Gebiet operieren. Je schneller Sie die Leute da raus holen, desto besser.«
»Aye, Sir.«
»Viel Glück. Takato, Ende.«
Das Bild schaltete wieder auf die Ansicht des kleinen weißblauen Balls und seines halb im Schatten liegenden Trabanten um.
»Sie haben den Admiral gehört!« Dana wandte sich an den Ruderoffizier der STERNENFAUST. »Beschleunigen Sie auf BR-Eintrittsgeschwindigkeit, Lieutenant Briggs.«
»Aye, Ma’am!«
Dana lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Es war ein schreckliches Déjà-vu, das sie erlebte. In der alten Zeitlinie hatte die Orphanen den Trabanten des Planeten Helemaii auf dessen Oberfläche geschleudert und die Erde mit Meteoriten-Schauern bombardiert. Doch dieses Mal war es nicht Helemon, ein Mond von »nur« fünfzehn Kilometern Durchmessern, der auf seinen Planeten treffen würde. Dieses Mal war es der Erdmond, eine Kugel von beinahe 3.500 Kilometern Durchmesser, der die Erde in Fetzen reißen würde. Doch vielleicht würde sie diese Katastrophe gar nicht mehr erleben. Denn die Orphanen waren da draußen und warteten nur darauf, die STERNENFAUST mit ihrem Flammenschwert zu zerhacken …
*
Limonow-Werft im Orbit des Mars
31. Juli 2258, 10:55 MST
Die Rekonstruktor-Kanonen rasteten in ihrer unteren Position ein. Grünlichweiße Nebel schwebten im Großhangar. Das dritte Kampfquallen-Replikat war so gut wie fertiggestellt. Der einsetzende Prozess der Individualisierung ließ die Haut der Qualle transparent werden.
Ash betrachtete den Vorgang durch das große Sichtfenster. Er betrachtete diese neue Qualle in stummer Verzweiflung. Denn die entsetzlichen Informationen waren mittlerweile bis zur Limonow-Werft vorgedrungen. Der Erdmond hatte seine stabile Bahn verlassen und würde bald auf die Erde stürzen. Das Ende der Erde stand fest. Unweigerlich. Alle Anstrengungen, die Ash auf sich genommen hatte, schienen ihm nun vergeblich zu sein. Es war beinahe gleichgültig, ob Noriyuki Borzan es noch schaffen würde, den X-Raum-Virus freizusetzen. Die Bevölkerung der Erde war unweigerlich zum Untergang verurteilt. Keine Macht des Universums konnte diesen Untergang noch verhindern.
Die neue Qualle individualisierte sich zu ihrer eindrucksvollen und Furcht einflößenden Form. Die Hangartore hoben sich Stück um Stück, und die grünlichen Nebel wurden zischend ins Vakuum gesogen.
»Wir werden es schaffen«, sagte Nummer Zwei, der neben Ash auf der Galerie stand.
Ash blieb stumm. Vielleicht hatte Nummer Zwei recht. Vielleicht würden es die Gemini schaffen. Die Menschen auf der Erde ganz sicher nicht.
Wie hatte es geheißen? Die fünf Kampfquallen hatten sich zu einer vereinigt und eine gewaltige Gravitationswelle generiert. Einen so mächtigen Impuls, dass es den Mond aus seiner Bahn gerissen hatte. Welche Kraft musste hinter diesen Kunstwesen stehen!
Ash stockte in seinen Gedanken. Hatte er es nicht ermöglicht, eine ebensolche Kraft in die Welt zu setzen? Hatte er nicht bereits drei Quallen erschaffen, die den ursprünglichen in nichts nachstanden? Es stimmte doch gar nicht, dass keine Macht des Universums den Untergang der Erde noch verhindern konnte! Eben diese Macht war doch hier im Entstehen begriffen!
»Nummer Zwei?«
»Ja?« Der Leslie-Klon blickte ihn aus seinen grünen Augen an.
»Es dauert nicht mehr lange, und wir haben ebenfalls fünf Kampfquallen erschaffen.«
»Ich hoffe es!«
»Damit haben wir die Macht in den Händen, eine entgegengesetzte Gravitationswelle zu generieren! Wir könnten versuchen, die Mondbahn wieder zu stabilisieren! Das HIVE müsste die fünf Replikate vereinen und sie entsprechend einsetzen.«
»Wir haben im Augenblick Dringlicheres zu tun, Nummer
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