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Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich

Titel: Sternenfaust - 185 - Das erloschene Reich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Dunkelheit schien durchdrungen von einem Schrecken, der alle Ängste in den Schatten stellte, die sich Taro nur vorzustellen vermochte.
    In diesen Momenten, als die Finsternis um ihn herum zu erstarren schien und ihn ebenfalls zum Erstarren zu bringen versuchte, war er sicher, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte.
    War es so seinem Vada ergangen? Hatte auch ihn sein Epone ins Unglück gestürzt, willentlich, oder weil den Eponen selbst etwas getroffen hatte, dem er nichts entgegensetzen konnte?
    Starb er?
    Fühlte es sich so an, wenn man mit einem Eponen starb?
    Als er damit rechnete, dass der Leib des Eponen jeden Moment leckschlagen und die mörderischen Einflüsse des Weltraums zu Taro durchlassen würde, geschah das Wunder, auf das er nicht mehr zu hoffen wagte.
    Die Schwärze wich.
    Licht brach von allen Seiten über ihn und seinen Eponen herein, der torkelnd auf eine Landschaft zuschoss, von der Taro keine Details zu erkennen vermochte, so ruppig durchpflügten sie die Atmosphäre, so ungebremst schienen sie der Oberfläche entgegen zu rasen.
    Waren sie etwa schon so nahe?
    Er hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als der Boden auch schon da war.
    Ungebremst?
    Taro hatte das Gefühl, sich wie ein Geschoss ins Erdreich zu bohren.
     
    *
     
    Als er ins Bewusstsein zurückfand, lag er inmitten eines Schlachtfelds.
    Er verstand es zuerst nicht – verstand nicht, dass er überhaupt noch lebte – und erst recht nicht, dass um ihn herum alles, was er einmal gekannt und geliebt hatte, verwüstet, niedergebrannt, dem Erdboden gleichgemacht war.
    Wohin er auch blickte: Da waren nur Zerstörung und Tod.
    Wie nach einem Krieg.
    Die Erkenntnis, dass dies der Ort war, an dem noch vor Kurzem das Leben pulsiert hatte, Gelächter, Anfeuerungsrufe und Applaus erklungen waren, wirbelte wie ein Orkan durch Taros Gedanken.
    Hatte er sich gerade noch selbst sterben gesehen und voller Wehmut an seine Liebsten gedacht, so dämmerte ihm nun, dass es genau anders herum gekommen war: Er hatte überlebt, während die Einwohner von Kor’Aron ausnahmslos – von was auch immer – dahingerafft worden zu sein schienen!
    Wankend kam er auf die Beine. Die Trübung seines Auges, die ihn auch zuletzt noch beeinträchtigt hatte, war vollständig verschwunden. Er sah wieder klar.
    Zu klar.
    Dass die Knochen in seinem Leib noch alle heil waren und er so gut wie keine Blessur davongetragen hatte, folglich auch nicht ungebremst vom Himmel gefallen sein konnte, registrierte er kaum.
    Über die Gründe dafür dachte er in diesem Moment nicht nach.
    Er hielt auch nicht Ausschau nach seinem Eponen, sondern stand völlig unter Schock und taumelte dem Cluster entgegen, nachdem auf seine Rufe nichts und niemand in der näheren Umgebung reagierte.
    Die Stallungen und Gebäude der Exerzitoren waren ebenso zerstört wie der Tempel der Prana-Priester und beinahe jedes Gebäude von Kor’Aron.
    Selbst der Turm des Prinzipals, das bedeutendste Wahrzeichen des Clusters, war fast zur Gänze in sich zusammengestürzt.
    Das Einzige, was Taros Blicke vergeblich suchten, waren die Bürger des Clusters. Weit und breit war niemand zu sehen, weder tot noch lebendig.
    Taro wankte auf die Ruinen zu – mehr als sie war nicht geblieben. Mancherorts wüteten Brände; niemand schien mehr da zu sein, um sie zu löschen, und so würden sie sich nach und nach durch den ganzen Cluster fressen.
    Taro hatte das Gefühl, über eine hauchdünne Eisschicht zu stapfen, nicht über festen Boden. Jeden Moment rechnete er damit, einzubrechen und in demselben Abgrund zu verschwinden, der schon die ganze Zeit an seinem Bewusstsein zerrte.
    Er hatte den Clusterrand noch nicht ganz erreicht, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm – die erste überhaupt, seit er im Gras zu sich gekommen war.
    Er blickte in Richtung des kleinen Wäldchens, das sich ans Seeufer schmiegte – und blinzelte, weil er dem Bild misstraute, das sich ihm bot.
    Jemand kam von dort herangestolpert.
    Ein Karolaner, zweifellos. Ein Karolaner von bulliger Statur.
    Nier??
    Für mehrere Herzschläge wallte blinde Wut durch Taro. Aber dann sah er, in welchem Zustand der Besiegte war, und das stimmte ihn milder.
    Taro änderte die eigene Richtung und lief Nier entgegen.
    Dann standen sie sich gegenüber.
    Vom einstigen Stolz und Hochmut des Heiler-Sohnes war nichts geblieben. Er heulte Rotz und Wasser, war nur noch ein Häuflein Elend, sodass es Taro nicht übers Herz brachte, ihn hart

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