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Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Titel: Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly & Dennis Mathiak
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zwanzig Gyaan tummelten. Sie jäteten und sortierten die kleinwüchsigen Pflanzen aus. Tief unter Nautia stand die Dorfälteste breitbeinig im Morast und bohrte mit ihrem Stock Löcher in die Erde. Die jungen Setzlinge, die einmal große Sumpfzypressen werden wollten, sahen von Nautias Blickwinkel in den Baumkronen höchstens wie jedes x-beliebige Unkraut aus. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass die Pflänzchen eines Tages Galerien und Wohnungen tragen würden, in denen die Gyaan hoch über dem sumpfigen Grund ein geschütztes Leben führen konnten. Die Bäume wuchsen zwar schnell, aber es dauerte trotzdem acht mal acht Sonnenumläufe, bis der Stamm die nötige Dicke erreicht hatte, um die ersten Dübel in seiner Krone zu verankern. Erst dann hatte sich der Stamm so sehr verfestigt, dass er das Baumhaus für eine ganze Sippe tragen konnte. Die Wurzeln der Sumpfzypressen verknoteten sich ineinander, um sich gegenseitig Halt zu geben. So widerstanden sie selbst den stärksten Orkanen und auch oktagonlangen Überschwemmungen. Nicht einmal Borkenfresser konnten den Bäumen mehr gefährlich werden, sobald die Höhe der Zypressen einen erwachsenen Gyaan überragte.
    Nautia blickte zwischen Darua und dem Ast, auf dem sie saß, hin und her. Bald würden die nussgroßen Zapfen dieses Baumes reif sein und ihre geflügelten Samen freigeben. Bis dahin mussten die Kinder die ovalen Früchte eingesammelt haben, damit sie von Darua zur Zucht verwendet werden konnten. Zu kostbar waren die Samen, denn in der freien Natur keimte nur jeder zehnte.
    Unter diesen Bedingungen war es schwer, ausreichend starke und gesunde, rasch wachsende Setzlinge zu erhalten. Deshalb hatten sich schon Generationen von Gyaan der Zypressenzucht verschrieben, sei es in Nautias Siedlung oder auch in jeder anderen auf dem Planeten.
    Missmutig schwang sich Nautia von ihrem Sitz. Darua würde reichlich ungehalten sein, wenn sie durch Nautia bei ihrer Arbeit gestört wurde. Aber was konnte sie dafür? Sie führte doch nur Mutters Auftrag aus.
    Über eine Wendeltreppe gelangte sie rasch zum Erdboden hinunter, denn hier am Rand der Siedlung waren die Wohnbäume kleiner, gedrungener, als würden sie die Baumriesen in ihrer Mitte hochdrücken. Trotzdem waren die Stämme so dick, dass sich zehn Gyaan bei den Armen halten mussten, um ihn zu umfassen. Ein Zaun begrenzte den gerodeten Boden, den Darua von Farnen und Unkraut freihielt. Dahinter begann der magische Wald – das Paradies der Kinder, wo sie zwischen Unterholz und Schattenblüten herumtollten, ohne dass die Erwachsenen ihnen dreinreden konnten.
    Gedankenverloren stolperte sie über ein Wurzelknie, das frech aus dem Boden ragte.
    »Komm her!«, rief Darua, die auf Nautia aufmerksam geworden war.
    »Ich …«, begann sie, doch die Alte unterbrach sie.
    »Ich kann mir schon denken, warum du hier bist«, sagte sie. »Deine Mutter ist also noch immer nicht zurück.«
    Nautia wippte mit dem Kopf und holte die Karte aus ihrer Umhängetasche.
    »Lass sie stecken!«, befahl Darua. »Jetzt ist erst einmal wichtig, dass die Setzlinge in die Erde kommen, ehe die Sonne am Zenit steht.«
    Sie griff in die Kiste, die hinter ihr auf dem Boden stand, und drückte Nautia ein Büschel Schösslinge in die Hand. Der würzige Duft der gelben und roten Lanzettblätter strömte durch ihre Arme und löste jenes Gefühl der Geborgenheit in ihr aus, das sie sonst nur im Baumhaus bei Mutter verspürte.
    Darua hatte recht. Die Gemeinschaft war wichtiger als die Probleme eines Einzelnen.
     
    *
     
    Nautias Arme schmerzten von der ungewohnten Arbeitshaltung. Ihre Haut fühlte sich gespannt und trocken an. Gy stand inzwischen hoch über den Baumriesen, die den Rand der Felder begrenzten. Unbarmherzig strahlte die Sonne weiß vom dunkelblauen Himmel.
    »Mittagspause!«, hallte Daruas Stimme so nahe hinter Nautia, dass sie zusammenzuckte. Sie drehte den Kopf zu der Alten.
    Nautia war bis dahin gar nicht aufgefallen, wie faltig der Kopf der Dorfältesten war. Die Zeichnungen auf ihren Armen verblassten langsam, und auch die Augen schienen ihren Glanz verloren zu haben.
    Daruas Tage waren bereits gezählt.
    »Komm mit«, sagte sie. »Du kannst dich bei mir frisch machen und dann besprechen wir alles.«
    Sie drehte sich um und steuerte auf ihr Baumhaus zu, das am anderen Ende der Lichtung rund um den dicksten Stamm der Siedlung hing.
    Nautia kam aus dem Staunen nicht heraus. Noch nie war sie Daruas Wohnung so nahe gekommen.
    Was ihr als

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