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Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne

Titel: Sternenfaust - 187 - Fanal der blauen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry Haynaly & Dennis Mathiak
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Erstes auffiel, waren die unterschiedlichen Terrassen, die in luftiger Höhe in der Baumkrone zu schweben schienen. Sie waren aus dem rotbraunen Holz der Baumriesen gefertigt, die ihre beste Zeit überschritten hatten und daher keine Häuser mehr tragen konnten. Treppen verbanden die einzelnen Ebenen, von denen jede über ein anderes Geländer verfügte: gerade Balken auf der untersten, mit geschwungenen Ornamenten versehene Verkleidungen auf der mittleren sowie diagonale Streben und ein weißer Handlauf auf der obersten. Dort wehten ebenfalls weiße Vorhänge im leichten Wind. Ein geneigtes Dach aus Schilfrohr schloss das Baumhaus nach oben ab.
    Schweigend kletterte Darua hinauf. Nautia folgte ihr bis zur zweiten Ebene, wo die Dorfälteste stehen geblieben war. Erst jetzt erkannte sie, dass sich hinter den Platten mit Ornamenten ein Schwimmbecken verbarg.
    Was für ein Luxus!
    »Hier kannst du dich duschen«, sagte Darua und zeigte auf eine Brause neben dem Becken.
    Nautia stellte ihre Tasche ab.
     
    *
     
    Nautia gingen die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Was sie bei Darua gesehen hatte, wühlte sie jetzt noch zutiefst auf.
    Die Becherpflanzen, in deren Schutz kaum sichtbare junge Gyaan heranwuchsen und wassergefüllten Holzschalen, die im Gang von der Decke baumelten und Kinderwiegen für unzählige Gyaan darstellten, die wenig älter als drei oder vier Oktagone waren. Dann die Hochsessel, in denen die Jungen untergebracht waren, die noch nicht laufen konnten. Und schließlich das Laufzimmer mit an die zwanzig Halbwüchsigen, die an den Wänden und an der Decke krabbelten. All das erschütterte und erregte sie zugleich. Sie wusste, dass auch sie eines Tages Mutter einer Horde junger Gyaan sein würde, aber bis vor Kurzem war dies noch in weiter Ferne gelegen. Doch seit die Muster an ihren Armen immer stärker hervortraten und selbst im Dunkeln leuchteten, wenn sie sich nur genügend darauf konzentrierte, dachte sie anders. Der Nachmittag bei den Kleinen mit all den Gerüchen, die sie verströmten, hatte ihr den Rest gegeben.
    Warum hatte Darua darauf bestanden, dass Nautia den ganzen Nachmittag auf die Kinder aufpasste? War das Pflanzen des neuen Waldes so viel wichtiger als das Schicksal von Mutter und den anderen Forschern? Oder steckte noch etwas anderes dahinter?
    Die Dorfälteste hatte jedenfalls in aller Ruhe ihre Bäume gepflanzt, während Nautia sich in Daruas Baumhaus mit den Jungen abmühte.
    »Frühestens bei Sonnenuntergang«, hatte die Alte gesagt, als sie Nautia nach Hause geschickt hatte, »werde ich entscheiden, wie wir deiner Mutter und ihrer Gruppe helfen können.«
    Und nun war die Sonne längst untergegangen.
    Nautia war wieder zu Hause.
    Die klare Luft in dieser Nacht zeigte an, dass der Wolkengott seine Kräfte sammelte, um in den nächsten Tagen die ersten Starkregen dieser Saison zu schicken.
    Nautia schauderte bei der Vorstellung, dass ihre Mutter in den Katakomben der Ruinen von den Wassermassen eingeschlossen wurde. Die Gyaan hatten sich in der Zeit, seit sie aus dem Meer vertrieben worden waren, zu sehr auf das Leben an Land angepasst, als dass sie länger als ein paar Stunden unter Wasser überleben konnten.
    Darua, unternimm etwas! , dachte sie. Bitte!
    In den Ästen des Nachbarbaums knisterte es. Nautia zuckte zusammen. Was war das?
    Hinter den Bambusstäben war keine Bewegung auszumachen. Sie kniff die Augenlider zusammen und versuchte, die Dunkelheit mit ihren Blicken zu durchdringen. Doch ohne Erfolg. Wahrscheinlich entlud sich die in den Bäumen aufgestaute Hitze des Tages mit diesen Lauten.
    Nautia drehte sich zum Kupfertopf um, der neben der Brause stand.
    Sie stockte.
    Die drei jungen Eponen, die am Morgen nicht einmal auf ihre Rufe reagiert hatten, hockten auf dem Rand des Gefäßes. Eppe hielt seinen Schwanz wie immer steil in die Höhe und stütze sich auf Oppo, den Faulsten der drei. Uppu hatte seine Schnauze weit aufgerissen und schien sie anzugrinsen.
    Hatten die drei die Geräusche verursacht? Nein, das konnte nicht sein. Nicht nur dass die Eponen selbst für Nautia fast unsichtbar waren, sie waren wie Wesen aus Luft, als hätte sie der Windgott zu den Gyaan geschickt. Warum Nautia die drei überhaupt sehen konnte, verdankte sie der seltenen Fähigkeiten ihrer Mutter, auf die die Eponen sogar hörten. Andere Gyaan konnten die drei Kerlchen gar nicht sehen.
    »Kommt her!«, rief Nautia, doch die drei schienen sie nicht zu hören. Stattdessen fiel Oppo um und schlief auf

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