Sternenfaust - 188 - Der dunkle Herrscher
dem Display wurden die nächsten übertragenen Daten in der Tabelle ergänzt. »Nein, ich denke nicht. Ich wäre dafür sicher nicht geeignet.«
Shesha’a verzichtete dankenswerterweise auf eine Fortführung des Themas und arbeitete weiter an ihrer Konsole.
In den vergangenen Tagen hatte es an Bord kaum ein anderes Thema gegeben als den Senat, der neu gegründet werden sollte. Ein gesetzgebendes Gremium, das die neuen, rechtlichen Grundlagen für ein Zusammenleben an Bord der STERNENFAUST ebnen sollte. Und obendrein würde es einen Vorsitzenden geben, ähnlich dem Staatsoberhaupt der Solaren Welten, der sogar Commodore Frost gegenüber weisungsbefugt sein sollte. Mary kannte gut ein Dutzend Offiziere, die sich für einen Platz im Senat aufstellen lassen wollten. Mindestens die Hälfte war für ein solches Amt denkbar ungeeignet. Es blieb nur zu hoffen, dass der Aufbau politischer Grundlagen an Bord keine Totgeburt wurde.
»Ich habe in einer alten Akte davon gelesen«, unterbrach Shesha’a Marys Gedankengänge, »dass Sie in einem früheren Versuch mit der Hilfe von Doktor Tregarde den implantierten Gedächtnischip von Captain Mulcahy mit einem Sprachpaket bespielten, wodurch der Captain in der Lage war, Kridanisch zu verstehen.«
»Das haben wir tatsächlich«, bestätige Mary. »Im damaligen Fall lag aber ein vollständiges Sprachpaket vor, das in den Chip eingespeist werden konnte.«
»Was Captain Mulcahy ermöglichte, fehlende Sprachelemente eines veralteten Kridan-Dialekts autark zu ergänzen.«
»Das ist richtig, im vorliegenden Fall ist dieses Vorgehen jedoch nicht möglich«, erklärte Mary. »Die Sprache der Msssarrr und dieser Wesen unterscheidet sich so stark, dass es kaum Anknüpfpunkte gibt. Genauso könnte ich Captain Mulcahy die Sprache der Alendei implantieren und erwarten, dass er in der Lage wäre, frühes Altägyptisch zu verstehen.«
Shesha’as Schuppen raschelten in schneller Abfolge, was Mary mittlerweile als negative Gefühlsregung interpretieren konnte. Trotzdem baute sie zum großen Teil auf das Können der Shisheni, denn immerhin war es ihr gelungen, innerhalb kürzester Zeit Solar zu lernen. Das Gedächtnis des schlangenartigen Volkes war längst in den ganzen Solaren Welten – und darüber hinaus – legendär.
»Geben wir also unser Bestes«, murmelte Mary.
»Selbstverständlich«, erwiderte Shesha’a, die sich scheinbar angesprochen fühlte. »Das tue ich immer.«
Seufzend blickte Mary auf das Display, auf dem sich die riesige Übersetzungstabelle abzeichnete. Nach wie vor waren darauf viel zu viele Lücken sichtbar.
*
»Doktor Tregarde, Sie sollten sich das ansehen!« Fasziniert blickte Kendra Scott auf das dreidimensionale Abbild des Msssarrr-Körpers.
Ashkono Tregarde rieb sich müde die Augen. »Was gibt es, Doktor?« Interessiert sah er auf die Anzeige. »Der biologische Aufbau der hiesigen Spinnenwesen scheint sich in vielen Punkten von den Exemplaren aus der Milchstraße zu unterscheiden. Die Geschlechtsöffnung sollte an der Bauchseite des Opistosomas liegen, befindet sich aber deutlich weiter links. Dafür sind die beiden Stigmen der Lungensäckchen dichter beieinander gewachsen. Zudem gibt es ganze acht Spinnwarzen für die Drüsenausscheidung.« Dr. Tregarde zog ein dünnes Röhrchen hervor. »Wir haben dem bewusstlosen Msssarrr ein wenig Sekret entnommen. Es ist stark proteinhaltig und härtet schnell aus. In einigen Minuten müsste auch die Toxizität des Giftes feststehen.«
»Ich habe Sie aus einem anderen Grund gerufen, Doktor«, warf Kendra ein. Sie vergrößerte jenen Bereich, auf den sie die Aufmerksamkeit ihres Kollegen lenken wollte. »Sehen Sie hier, direkt am äußersten Lungensäckchen. Dort ist ein Nano-Implantat angebracht. Das Blut fließt durch die Arterien zu den Gliedmaßen und umspült auf dem Weg die Lungensäckchen und damit gleichzeitig das Implantat. Laut den Anzeigen wird dabei ein Hormon in das Blut des Fremden abgegeben.«
»Das ist ja …« Ashkono Tregarde beugte sich nach vorne und beobachtete fasziniert das kleine Bio-Implantat. »Welchen Zweck mag das Teil erfüllen?«
»Das Bio-Implantat fungiert quasi als Neurohämalorgan«, erklärte sie. »Durch den Stimulus, der noch zu analysieren ist, steigt die intrazellulare Kalziumkonzentration. Das Bio-Implantat simuliert die Fusion der Zellorganellen mit der Zellmembran. Ist diese künstliche Fusion abgeschlossen, werden die Hormone quasi direkt in den Blutkreislauf
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