Sternenfaust - 191 - Nukleus
möglich. Wir sind bereits auf einen Planeten getroffen, bei dem das der Fall war.«
»Commodore Frost hat das auf der Brücke erwähnt«, sagte Susan Jamil. »Es war eine Entdeckung aus der anderen Zeitlinie. Ich glaube, der Planet hieß Gandaron oder so.«
Cody nickte. »Er hieß Gandaron V. Und Commodore Frost erlebte dort tatsächlich einen Zeitraum von nahezu hundert Jahren, während auf der STERNENFAUST nur eine Woche verging.«
»Unvorstellbar«, sagte Jefferson.
»Sir!« Moira Kapoor rief aus der Pilotenkanzel. »Ich glaube, ich habe tatsächlich einen Zugang gefunden!«
Cody nickte Jefferson zu. »Stellen Sie per Funk eine entsprechende Anfrage an den Zentralcomputer der STERNENFAUST.« Dann erhob er sich und ging zur Pilotin nach vorne.
»Was haben wir, Lieutenant?«
Die Pilotin hatte die Geschwindigkeit des Shuttles gedrosselt und umkreiste ein bestimmtes Gebiet. Auf dem Frontschirm war eine Stelle farblich abgesetzt. Es sah aus, als befände sich dort ein besonders tiefer Krater. »Ein Tunnelgewölbe, das zumindest tief ins Innere des Objekts führt«, berichtete sie und legte eine schematische Grafik über den optischen Livestream. »Ich habe das Gebiet noch einmal intensiv abtasten lassen. Allerdings stoße ich immer wieder auf Störfelder, die einen tieferen Scan verhindern. Diese Felder waren wohl auch die Ursache dafür, dass wir den Zugang von der STERNENFAUST nicht hatten orten können.«
Cody sah auf der Skizze, wie sich ein schlängelnder Gang von der Oberfläche tief ins Innere von Nukleus wand. Der Durchmesser des Tunnels variierte von wenigen Metern bis zu annähernd fünfzig. Ein natürlich entstandener Kanal? Oder sollte er nur so aussehen? Konnte das ihr gesuchter Weg sein?
Cody war gewillt, es herauszufinden. »Gute Arbeit!«, lobte er und klopfte der Pilotin auf die Schulter. »Lassen Sie uns nachsehen, was da unten ist …«
*
Nachdem man der STERNENFAUST Bericht erstattet hatte, steuerte Kapoor das Shuttle durch den entdeckten Gang ins Planeteninnere.
Nach ein paar Dutzend Kilometern ging der gewundene Gang in eine gerade und regelmäßige Passage über. Der Scan des Höhlenverlaufs wurde laufend aktualisiert. Auf dem Frontschirm zeigte sich, wie der Gang in weiteren fünfeinhalb Kilometern endete und sie das Innere der Hohlwelt erreicht haben würden.
Cody hatte sich in den Copilotensessel niedergelassen und versuchte, sich ein Bild davon zu machen, was sie hier wohl erwarten mochte. Er erfasste jeden Datensatz, den die Sensoren ausspuckten, mit seinem Gedächtnischip, merkte sich jeden Satz, den Jefferson hinter ihm über Zusammensetzung und Dichte des Gesteins der äußeren Hülle von sich gab. Es gab wohl zahlreiche weitere Gänge in der Außenhülle von Nukleus, wenn die Scans richtig waren, und es wurden immer mehr, je weiter sie sich dem Innenraum näherten.
Ein akustisches Warnsignal erklang, und auf dem Steuer-Panel der Pilotin blinkte ein Wert auf. Kapoor runzelte die Stirn und legte eine schematische Übersicht über die optische Abbildung auf dem Frontschirm.
In etwa drei Kilometern Entfernung hatte der Bordcomputer eine durchsichtig rot schraffierte Fläche über den Gang projiziert.
Cody sah die Pilotin auffordernd an. »Ein Kraftfeld?«
Moira Kapoor brummte bestätigend. »Sieht so aus. Sogar ein doppeltes. Da will jemand offenbar nicht, dass wir zu Besuch kommen.«
»Wahrscheinlicher ist, dass dadurch die atembare Atmosphäre, von der Commander Austen gesprochen hat, im Inneren des Planeten gehalten wird«, merkte Jefferson an.
Moira Kapoor stoppte den Antrieb und ließ die Fähre langsam auf das Kraftfeld zutreiben. Als sie sich ihm auf knapp fünfhundert Meter genähert hatten, erkannte Cody eine Plattform, die seitlich an der runden Tunnelwand in den Stein gearbeitet war.
Sie war offenbar als Landefläche gedacht.
Von ihr aus führten mehrere kreisrunde Gänge in das umliegende Gestein. Laut Sensoren waren sie ebenfalls mit Kraftfeldern gesichert. Handelte es sich also um so eine Art »Besucherparkplatz«?
»Landen Sie dort«, wies Cody die Pilotin an. »Vielleicht ergeben sich uns neue Optionen, wenn wir die Gegend noch etwas genauer absuchen und beobachten.«
Moira Kapoor bestätigte knapp. Mit einem kaum merkbaren Ruck setzte das Shuttle auf dem glatten Steinboden des Absatzes auf.
»Sir, ich würde Ihnen gerne etwas zeigen.« Dr. Scott war zu ihnen in die Pilotenkanzel gekommen und aktivierte auf ihrem Pad die Übertragung an den
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