Sternenfaust - 191 - Nukleus
trocken.
»Na, dann sagen Sie schon!«, forderte Dana ihn auf.
»Was meinen Sie, Commodore?«, fragte Taglieri mit einem Stirnrunzeln.
»Die Senatsmitglieder«, sagte Dana. »Auch wenn mir im Moment nicht wirklich der Sinn danach steht, kann ich in den nächsten vierzehn Minuten so oder so nichts ausrichten. Also: Wer ist denn nun in den Senat gewählt worden?«
»Die Namen befinden sich – wie bei allen anderen Besatzungsmitgliedern auch – als private Nachricht in den jeweiligen Speicherordnern.«
Dana konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Dann bin ich wohl die Letzte, die erfährt, von wem ich künftig Befehle entgegennehmen muss.« Während sie dies sagte, aktivierte sie auf dem großen Touchscreenfeld ihres Schreibtischs den Bereich für die dienstlichen Mitteilungen.
Wie immer hatte sich schon wieder eine Menge an noch nicht bearbeiteten Anfragen angesammelt, die Dana kurz überflog, bis sie den Betreff »Ergebnisse der Senatswahl« fand.
Für einen kurzen Moment wurde Dana nun doch nervös. Sie wusste, wer sich alles zur Wahl gestellt hatte, und nicht alle hielt sie für dieses Amt geeignet.
Mit einer leichten Berührung tippte sie auf die Betreffzeile, und sofort ging ein Fenster mit sieben Crewmitgliedern auf, die sogar mit dem in der Datenbank enthaltenen Bildmaterial aufgelistet wurden.
Es fiel Dana sofort auf, dass Taglieris Name nicht in der Liste auftauchte.
Von den 625 Crewmitgliedern hatten immerhin 277 Savanna Dionga gewählt. Das war fast die Hälfte und daher ein überwältigendes Ergebnis. Dana kannte Savanna Dionga kaum, doch sie mochte sie und hielt es für eine gute Entscheidung. Commander Jane Wynford, die Erste Offizierin, erhielt immerhin noch 180 Stimmen. Colonel George Yefimov konnte 53 Stimmen auf sich ziehen; auch das hielt Dana für kein schlechtes Ergebnis. Was ihr jedoch Sorgen bereitete, war Private Joel Kreiß, der 52 Stimmen bekam. Dana hatte in der Akte von Private Joel Kreiß gelesen, dass er verdächtigt wurde, mit radikalen, außerirdischenfeindlichen Organisationen zu sympathisieren. Bruder William erhielt 22 Stimmen, was Dana ein wenig überraschte. Sie hatte geglaubt, dass sich mehr Wähler gewünscht hätten, Bruder William würde Mitglied des Senats werden. An John Santos gingen zwölf Stimmen, und Shesha’a hatte es zu Danas großer Freude mit zehn Stimmen ebenfalls in den Senat geschafft.
Das Ergebnis war erstaunlich eindeutig. Die restlichen neunzehn Stimmen verteilten sich auf die übrigen fünfzehn Personen, die sich ebenfalls zur Wahl gestellt hatten. Diese Ergebnisse wurden jedoch nicht veröffentlicht.
»Sehr gut«, sagte Dana. »Sobald die aktuelle Krise bewältigt ist, soll sich der Senat zusammensetzen. Dann werden wir ein erstes Treffen abhalten.«
*
Shuttle SF-5, 4. August 2273
19.07 Uhr
An Bord des Shuttles herrschte gespanntes Schweigen, als sie sich dem Exoplaneten, der nun nach Austens Vergleich mit dem Atommodell »Nukleus« genannt wurde, näherten.
Wie eine glattpolierte graue Kugel sah er aus, kalt und geheimnisvoll. Nur wenige erkennbare Krater waren auf dem Frontschirm zu sehen.
Cody Mulcahy fragte sich, ob der Planet ein ganz und gar künstliches Gebilde war, wie es sich schon bei den anderen Hohlwelten wie Schmetzer 23 herausgestellt hatte. Angesichts des Aufbaus war etwas anderes jedoch ohnehin kaum vorstellbar.
Hinter Cody saß Lieutenant Simon E. Jefferson und starrte auf sein Pad. Der Genetic war in seinen Erbanlagen für die Arbeit auf Methanwelten konditioniert worden und verfügte nur über ein Sichtspektrum, das im Infrarotbereich lag. Panels und Monitore, so wie die Menschen sie sahen, nahm der Ingenieur nur als einheitliche Flächen wahr. Deswegen verfügte er über ein spezielles Pad und Analyse-Werkzeuge, die herkömmliche Anzeigen für ihn in Wärmebilder umwandelten.
Cody war sicher, dass Jefferson die Oberfläche des Raumobjekts eingehend betrachtete. Nur eben auf seine Weise.
Mit an Bord waren, wie besprochen, noch Turanagi, Dr. Kendra Scott und Lieutenant Susan Jamil. Turanagis Miene war entspannt und in sich versunken. Cody nahm an, dass er sich mental bereits auf die Kommunikation mit den Niss vorbereitete. In früheren mentalen Zwiegesprächen mit Taro hatte er sich ein wenig in der »Geistsprache« geübt und würde der Wortführer des Rettungsteams sein, wenn es zu Verhandlungen kommen sollte.
Was Cody eindringlich hoffte.
Für den Fall, dass die Larvenwesen nicht mit sich reden
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