Sternenfaust - 191 - Nukleus
ließen, hatte Colonel Yefimov ihnen fünf Marines mitgegeben. Sie hielten sich im hinteren Teil des Shuttles auf und kontrollierten immer wieder ihre Ausrüstung und Waffen.
Dr. Scott war ebenfalls die Ruhe selbst. Den Hartschalentornister mit dem medizinischen Equipment hatte sie zu ihren Füßen abgestellt.
Nur Kommunikationsoffizierin Susan Jamil schien reichlich nervös zu sein. Immer wieder strich sie sich Strähnen ihres Haares hinters Ohr und machte diese Geste auch, wenn dort überhaupt keine Haare mehr zum Zurückstreichen waren. Bereits sechzehn Mal hatte sie diese Bewegung während des kurzen Fluges gemacht, und das waren nur die Male, die Codys fotografisches Gedächtnis unbewusst registriert hatte.
Cody erklärte sich ihre Nervosität damit, dass Jamil üblicherweise nicht auf Außenmissionen dabei war. Ihr kam aber diesmal die Hauptaufgabe zu, den vermutlich letzten Standort der Verschollenen anzupeilen und ihren Trupp dorthin zu führen. Bestenfalls sollte sie sogar direkten Funkkontakt zu Austen und Taro herstellen. Dieser Druck lastete natürlich schwer auf der jungen Offizierin, das war Cody klar. Und auch wenn der Kontakt zur STERNENFAUST im Moment noch kein Problem war – aus dem Planeteninneren heraus war er, wie sie bereits wussten, nur schwierig herzustellen. Keine alltäglichen Aufgaben für Jamil.
Schließlich steuerte Pilotin Moira Kapoor das Schiff mit gleichbleibender Geschwindigkeit über das, was die Ortung willkürlich als Äquatorlinie definiert hatte. Nukleus besaß keine Eigenrotation und hatte deswegen auch keine Achse, an der man die jeweiligen Pole hätte festmachen können.
»Ich glaube, wir sind jetzt nahe genug heran, um eine weitere Oberflächenanalyse durchzuführen«, meinte Jefferson und beugte sich zu Cody nach vorne. »Dass uns das neue Erkenntnisse bringt, kann ich allerdings nicht versprechen. Von der STERNENFAUST aus haben wir keine Zugänge zum Planeteninneren anmessen können.«
»Das könnte ja auch an den festgestellten Interferenzen liegen«, sagte Lieutenant Jamil hoffnungsvoll.
»Schaden kann ein neuer Scan jedenfalls nicht«, stimmte Cody zu. »Notfalls müssen wir es mittels optischer Ortung versuchen. Lieutenant Kapoor, das wird vor allem Sie betreffen!«
»Aye, Sir!« Die als resolut geltende Pilotin programmierte einen Kurs, der sie näher an die Planetenoberfläche heranführte. In atemberaubendem Tempo rauschten sie über die karge Landschaft hinweg.
Cody wandte sich zu Susan Jamil. Die Kommunikationsoffizierin ließ sich auf ihrem Pad die Analysen des Shuttle-Computers anzeigen. »Können Sie Austen bereits anpeilen? Oder empfangen Sie überhaupt irgendwelche Bio Signale?«
Jamil schüttelte den Kopf. »Negativ, Sir. Die Planetenoberfläche ist tot. Da wird niemals etwas wachsen. Nukleus fehlt jedwede Atmosphäre und die Temperatur liegt nahe dem absoluten Nullpunkt. Und ohne Sonne wird sich daran auch nichts ändern.«
»Dennoch wissen wir von Commander Austen, dass sich in seinem Inneren Leben und energetische Aktivität befindet.« Cody runzelte die Stirn. Dieser Planet hatte im wahrsten Sinne des Wortes eine äußerst harte Schale, die sich nicht so einfach knacken ließ.
»Sir …« Jeffersons Stimme hatte einen zweifelnden Unterton. Er sah von seinem Pad auf und blickte Cody mit seinen unergründlichen Facettenaugen an. »Es war jetzt tatsächlich möglich, den von Commander Austen beschriebenen inneren Planeten anzumessen. Ich habe mir einmal die Zerfallsraten der Elemente angesehen, die dort nachgewiesen werden konnten.«
»Es klingt, als hätten Sie dabei eine Entdeckung gemacht«, schloss Cody nüchtern.
»Ja, Sir. Aber das kann eigentlich nicht sein. Wenn die Daten stimmen, dann …« Der Ingenieur zögerte und zeigte in einem zweifelnden Lächeln die Zähne.
»Heraus damit, Lieutenant!«
»Die Daten geben an, dass der innere Planet älter sein muss als das Universum selbst!«
»Wie bitte?«, platzte es aus Dr. Scott heraus.
Jefferson zeigte entschuldigend auf das Pad. »Erklären kann ich mir das auch nicht. Aber wenn die Werte nicht völlig falsch sind, und davon gehe ich aus, denn ich habe sie eingehend und wiederholt geprüft, gab es den Kern von Nukleus schon vor dem Urknall.«
»Unvorstellbar«, schaltete sich Turanagi ein. »Es sei denn, der Planet stammt aus einem anderen Kontinuum, in dem die Zeit schneller abläuft.«
Cody überlegte. »Oder Nukleus war einem temporal beschleunigten Feld ausgesetzt. So etwas ist
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