Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i
Ihnen.«
Das klang dermaßen herablassend, dass Mark sich versucht fühlte, dem Arzt seine Arroganz prügelnd auszutreiben. Der Kerl hätte ohnehin längst tot sein müssen, zumindest war er das in der Zeitlinie gewesen, aus der Mark stammte. Doch jetzt war er offenbar ein Busenfreund – oder sogar Intimfreund, wie manche munkelten – von Dana Frost. Das erklärte alles.
Doch wie immer tat Mark nichts, sondern folgte Dr. Tregarde in einen abgetrennten Bereich, in dem er den Blicken der anderen Patienten entzogen war.
Tregarde scannte seine Verletzungen. »Leichte Commotio cerebri und Luxation des Schultergelenks.« Auf Marks verständnislosen Blick erklärte er blasiert, als spräche er zu einem Kleinkind: »Gehirnerschütterung und verrenktes Schultergelenk. Haben wir gleich.«
Mark ließ die Behandlung stumm über sich ergehen, die Dr. Tregarde effizient und in wenigen Minuten erledigte.
»Ein paar Stunden Ruhe, danach sind Sie wieder der Alte.« Tregarde blickte ihm wieder kalt in die Augen. »Und wenn Sie wieder der Alte sind, sollten Sie sich künftig, dreimal überlegen, was Sie sagen, bevor Sie es sagen. Wir können es uns in unserer Situation nicht leisten, dass jemand die Nerven verliert.« Er reichte Mark einen Behälter. »Das ist ein stimmungsaufhellendes Hypno-Serum. Das nehmen Sie zweimal täglich. Und jetzt gehen Sie in Ihre Kabine und schlafen ein bisschen.«
Er wartete Marks Antwort nicht ab – er hätte ihm sowieso keine gegeben – sondern wandte sich dem nächsten Patienten zu. Mark hätte ihm das Medikament am liebsten ins Gesicht gepfeffert. Er war weder verrückt noch depressiv. Er war wütend, und das völlig zu Recht. Und er hatte die Schnauze voll von einer unfähigen Kommandantin, die für die ganze Scheiße verantwortlich war.
Mark verließ die Krankenstation.
Auf dem Weg zu seiner Kabine entsorgte er das Mittel im nächsten Müllschlucker. Nicht er hatte ein Problem oder war ein Problem, sondern Frost. Und dieses Problem musste ein für alle Mal beseitigt werden, bevor es sie alle zugrunde richtete.
*
»… und die Strukturschäden an der Hülle bekommen wir auch wieder hin, Ma’am.« Jenny Black Fox klang zuversichtlich wie immer. »Alles in allem werden wir maximal zwei Tage brauchen für die Reparatur.«
»Ist die STERNENFAUST bis dahin manövrierunfähig?«, wollte Dana wissen.
»Keineswegs. Aber zu lange sollten wir mit den Reparaturen nicht warten. Es wäre außerdem von Vorteil, wenn wir zumindest die an der Außenhülle auf einem Planeten erledigen könnten.«
»Sind Sie der Meinung, dass wir mit der STERNENFAUST im jetzigen Zustand landen sollten?«
»Eine Werft wäre mir auch lieber«, erwiderte die Chefingenieurin. »Doch mit Raumanzügen auf der Außenhülle herumzumarschieren …«
»Wie sieht es mit den technischen Ersatzteilen aus?«, fragte Dana nach einem wichtigen Punkt, der sie nicht erst seit diesem Zwischenfall beschäftigte.
Black Fox schnitt eine Grimasse. »Dank des Wandlers können wir so ziemlich jeden Grundstoff herstellen, und dank der Reparaturmodule können wir aus den Grundstoffen auch relativ komplexe Schaltanlagen bis hin zu Digitalchips konstruieren. Aber natürlich muss klar sein, dass das alles eine Werft nicht ersetzen kann, und dass unseren Möglichkeiten, komplexe Bauteile nachzubauen, Grenzen gesetzt sind.«
»Das verstehe ich vollkommen.«
Jenny Black Fox blickte an Dana vorbei. »Fähnrich Teskov. Wie nett, dass Sie uns auch endlich beehren. Wie ich mich erinnere, hatte ich Sie zusammen mit dem Rest Ihrer Freiwache schon vor ein paar Stunden zum Dienst beordert.«
Dana wandte sich um und erblickte einen Techniker, der sie mit großen Augen und finster gerunzelter Stirn anstarrte. Es war der Fähnrich, über dessen Fehlverhalten gegenüber Missie sie vor Kurzem informiert worden war.
»Was gibt es, Fähnrich?« Irgendwas stimmte mit dem Mann nicht.
»Verdammt, Teskov, hat es Ihnen die Sprache verschlagen?« Die Stimme von Jenny Black Fox klang scharf.
»Mit mir ist alles in Ordnung.« Seine Stimme klang heiser. »Sie sind das Problem!«
Er nahm die Hände vom Rücken, wo er sie gehalten hatte und richtete einen Nadler auf Dana.
Dana blieb gelassen. »Nehmen Sie auf der Stelle die Waffe runter, Fähnrich.« Ihre Stimme machte dem »Eisbiest« alle Ehre.
»Machen Sie keinen Narren aus sich, Teskov.« Jennys Stimme klang fast so eisig wie Danas. »Was glauben Sie, damit zu erreichen? Also geben Sie mir die
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