Sternenfaust - 194 - Der Hüter des Krinoi'i
etablieren?«, erkundigte sich Sala-Ghan.
Er hörte ihrer Stimme an, dass sie das am liebsten ohne seine Zustimmung getan hätte. Aber er war nun mal der Koordinator; deshalb oblag die Entscheidung allein ihm.
»Ist es das Einzige seiner Art dort?«
Jaru-Thal bestätigte das. Auch er blickte Telon-Rha erwartungsvoll an.
»Wir warten«, entschied er. »Wir kennen die Mentalität der anderen nicht. So kurz nach dem knappen Entkommen und der Beschädigung ihres Schiffes könnten sie unseren Kontaktversuch als feindlichen Akt werten. Wir beobachten weiter. Ich will jede Bewegung des Anderen sehen.«
*
»Worauf warten die?« Jane Wynford blickte auf den Bildschirm, wo die Ortungsdaten eingeblendet wurden und den Obelisken zeigten – das fremde Schiff. Inzwischen stand außer Zweifel, dass es sich bei dem Gebilde um das Raumschiff eines fremden Volkes handelte. Es hatte sich gezielt den Bewegungen des Mondes angepasst.
Ein genaue Analyse der Daten, die vor und während des Zerbrechens des Planeten aufgezeichnet worden waren, schloss das Obeliskenschiff als Verursacher weitgehend aus. Die Astrophysikerin Emma Hudson hatte die Theorie aufgestellt, dass der Planetenkern durch intensive Neutronenstrahlung überhitzt worden war. Dieser thermische Überdruck verursachte eine vulkanische Kettenreaktion, der die Planetenkruste letztlich nicht mehr standhalten konnte und auseinanderbrach. Die dabei entstandenen Gravitationswellen waren es gewesen, welche die empfindliche Wandlertechnik der STERNENFAUST tangiert und zu ihrem partiellen Ausfall geführt hatten. Die Quelle der Neutronenstrahlung konnte zwar nicht lokalisiert werden, aber das Obeliskenschiff schied als Quelle vorerst aus.
Die Ortungsabteilung hatte parallel dazu festgestellt, dass die Siedlungen, die sich auf der Oberfläche befunden hatten, verlassen waren. Und das wahrscheinlich schon seit mehr als hundert Jahren.
Blieb weiter die Frage, was das Obeliskenschiff hier zu suchen hatte. Da es sich gegenüber der STERNENFAUST in keiner Weise feindlich verhielt, lag der Verdacht nahe, dass es möglicherweise auch nichts mit der Zerstörung von Tikara zu tun hatte.
Worauf wartete die fremde Besatzung?
Das Brückenschott glitt auf, und Dana Frost trat ein. Sie wirkte etwas abwesend. Es war zumindest ungewöhnlich, dass sie sich nicht nach dem Status informierte.
»Ma’am, ist alles in Ordnung?«, wollte Jane wissen.
Dana Frost setzte sich in den Kommandosessel und verzog das Gesicht. »Ich fürchte nicht, Commander Wynford. Ich hatte gerade einen unangenehmen Zwischenfall im Maschinenraum.« Offenbar wollte Dana Frost nicht mehr erzählen, denn sie deutete auf das auf dem Hauptbildschirm eingeblendete Obeliskenschiff und sagte: »Haben die sich inzwischen gerührt?«
»Nein.«
»Ich glaube aber, sie scannen uns permanent«, meldete Jake Austen. »Zumindest deuten einige Werte, die ich aus deren Richtung messe, darauf hin. Die Scanner erfassen fluktuierende Emissionen unbekannter Art von denen. Ab und zu sind sie messbar, dann wieder nicht. Das könnten Scans sein.«
Dana betrachtete den Obelisken eine Weile. »Lieutenant Jamil«, sagte sie schließlich, »senden Sie Grußbotschaften auf allen Frequenzen. Wollen doch mal sehen, ob wir eine Antwort erhalten.«
»Halten Sie das wirklich für eine gute Idee?«, gab Commodore Taglieri zu bedenken.
»Wenn die Fremden uns feindlich gesinnt wären, hätten sie bereits etwas unternommen. Und vielleicht warten die dort ja auch nur darauf, dass wir den ersten Schritt tun.«
*
Auf Tikara-Halakk
Er fühlte sich erschöpft, als er das Gebäude verließ, in dem der Laluum den größten Teil des Tages anwesend war, um die Geschicke der Tikar’Senn zu lenken. Die gegenwärtig tägliche Sitzung, in der die Informanten dem Laluum Bericht erstatteten, wie es in den drei bewohnten Siedlungen aussah, was die Leute dachten und fühlten, was sie wünschten und was sie brauchten, war heute höchst unbefriedigend verlaufen. Zum ersten Mal in der langen Geschichte der Tikar’Senn empfand die Mehrheit von ihnen das Krinoi’i als Bedrohung. Es musste weg. Und das hatten die Informanten bereits vor drei Tagen klar zum Ausdruck gebracht. Mehr als klar. So deutlich, dass es fast schon einem direkten Rat an den Laluum gleichgekommen war, obwohl das Gesetz dies ausdrücklich verbot.
Jedoch hatte die Information des Hüters, die er gestern im Kreis der versammelten Informanten vorgebracht hatte, wieder den
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